Cologny, Fondation Martin Bodmer, Cod. Bodmer 103, f. 167r – Konrad von Megenberg, Buch der Natur · Johannes Denenat, Experientiae notabiles medicae
http://www.e-codices.ch/de/fmb/cb-0103/167r
Cologny, Fondation Martin Bodmer, Cod. Bodmer 103, f. 167r – Konrad von Megenberg, Buch der Natur · Johannes Denenat, Experientiae notabiles medicae
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Pergament · V + 307 ff. · 27 x 20 cm · Bayern / Österreich · 1378 / zweites Viertel des 15. Jahrhunderts (Wetzel, S. 147) bzw. um 1430 (Hayer 1998, S. 160)
Konrad von Megenberg, Buch der Natur · Johannes Denenat, Experientiae notabiles medicae
Kurzcharakterisierung:Die beiden ursprünglich selbständigen Teile der Handschrift wurden wohl im letzten Drittel des 15. Jhs. (nach 1469, vgl. Registerblatt Bl. Iv) zusammengebunden. Der erste, einspaltig beschriebene Teil (Bl. 1r – 272) enthält Konrads von Megenberg Buch der Natur (Prologfassung). Dieser Teil der Handschrift weist marginal Korrekturen und Glossen (v. a. bei medizinisch relevanten Textteilen) auf, die vielleicht vom Erstbesitzer der Handschrift stammen (Hayer 1998, S. 162). Besonders in den Teilen I, III, IV, und V des Buch der Natur befinden sich Randnotizen und Interlinearglossen von einer Hand des 15. Jhs., welche die naturkundlichen Inhalte für die Predigt allegorisch aufbereiten. Zahlreiche kleinere und größere Rand-Illustrationen. Der zweispaltig beschriebene zweite Teil (Bl. 274ra-307rb) enthält ein medizinisches Kompendium in sechs Teilen (Kinderkrankheiten – Krankheiten aus dem Ungleichgewicht der humores – Augenkrankheiten – Pest, Hautkrankheiten, Fieber – Chirurgie und Wundarznei – Geschlechtskrankheiten, Knochenverletzungen, Verbrennungen), lateinische und deutsche Rezepte sowie ein deutschsprachiges Inhaltsverzeichnis. Auf Bl. 284ra befindet sich die Zeichnung eines chirurgischen Instruments. Früher Privatbesitz Antiquariat Hans P. Kraus, New York, Nr. 1958/13; davor Maihingen, Fürstl. Öttingen-Wallersteinsche Bibl., Cod. III.1.2° 3.(wei)
Standardbeschreibung: Wetzel René, Deutsche Handschriften des Mittelalters in der Bodmeriana, Cologny-Genève 1994, S. 147-154.
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Online seit: 09.04.2014
Cologny, Fondation Martin Bodmer, Cod. Bodmer 103
Pergament · V + 307 ff. · 27 x 20 cm · Bayern / Österreich · 1378 / zweites Viertel des 15. Jahrhunderts (Wetzel, S. 147) bzw. um 1430 (Hayer 1998, S. 160)
Konrad von Megenberg, Buch der Natur · Johannes Denenat, Experientiae notabiles medicae
Wie zitieren:
Cologny, Fondation Martin Bodmer, Cod. Bodmer 103, f. 167r – Konrad von Megenberg, Buch der Natur · Johannes Denenat, Experientiae notabiles medicae (https://www.e-codices.ch/de/list/one/fmb/cb-0103)
Pergament · V + 307 ff. · 27 x 20 cm · Bayern / Österreich · 1378 / zweites Viertel des 15. Jahrhunderts (Wetzel, S. 147) bzw. um 1430 (Hayer 1998, S. 160)
Konrad von Megenberg, Buch der Natur · Johannes Denenat, Experientiae notabiles medicae
Wetzel René, Deutsche Handschriften des Mittelalters in der Bodmeriana, Cologny-Genève 1994, S. 147-154.
Handschriftentitel:
Konrad von Megenberg: Das Buch der Natur
Johannes Denenat: Experientiae notabiles medicae (Arzneibuch, lat.)
Entstehungsort: Bayern
Entstehungszeiten:
1378 (Megenberg)
2. V. 15. Jh. (Denenat)
Frühere Signatur:
Cod. III. 3. 40 109
Beschreibstoff: Papier
Umfang:
V + 307 Bll.
Format: 27,0 x 20,0
Seitennummerierung: Durchgehende neue Foliierung 1-307 (neben den beiden alten, s. u.), zählt den Vorsatz zum Megenberg-Teil nicht.
Lagenstruktur: Im 15. Jh. aus 2 Teilen zusammengebunden (nach 1469).
Zustand: Einband etwas fleckig u. geringfügig bestoßen. Die Einfärbung des Rückens vielfach abgeblättert. Buchblock gut erhalten. Das Papier zeigt Gebrauchsspuren u. versch. Arten von Flecken, teilweise Wurmfraß.
Einband:
Heller Schweinsledereinband auf abgeschrägten Holzdeckeln, 15. Jh. Ein Loch im Leder des Vorderdeckels, das Leder des Hinterdeckels zusammengenäht. Spuren von je 5, heute fehlenden Metallbuckeln auf Vorder- u. Hinterdeckel. Messing-Krampenschließe mit Prägung (got. Textur) mar[ia]. 4 doppelte erhabene Bünde. Rücken braun eingefärbt, mit schwarzen Flecken. 2 jüngere Papier-Rückenschilder, das erste in dt. Kurrentschrift, von W. von Löffelholz, um 1870
(1. Naturgeschichte. //: Tractatus teutonicus de naturalibus et medicinale : // 2. Experientiae notabiles medicae / Magistri Johannis Denenat, physici), das 2. älter (Saec: XIV. [neuer korrigiert in XV] / Anno 1378 [dazu, neuer, in Klammer Fragezeichen]). Auf dem Vorderdeckel ein altes Titelschild, Perg. oder Leder (verblaßte got. Textur): Tracatus theutonicus de / naturalibus et medicinale. Gleich darunter Spuren von weiteren 3 übereinandergeklebten Papierschildern. Genau die selbe Art u. Anordnung von Titel- u. Signaturschild bei einer Augsburger Orosius-Inkunabel (1471) mit Augsburger Einband aus Vorbesitz (?; 15. Jh.) Fridericus Schober (vgl. den Auktionskatalog von Christie's, The Estelle Doheny Collection. Part I. New York 1987, Nr. 40, S. 102f.). Herkunftsvermerke u. Signaturen auf dem vorderen Spiegel: S. Magni in Füssen. (braune Tinte, gestrichen); N° 4 / (44.b. (165.) (schwarze Tinte, 19. Jh., gestrichen; 165: Nr. im hsl. Kat. von P. Basilius Sinner, 1780; das Ganze Inventarisierungsnummern d. fürstl. Bibliothek von Maihingen); .e. 37 (Bleistift, gestrichen; Signierversuch von Löffelholz); III. (Deutsch.) 1. / fol. 3. (Bleistift, Signatur der Oettingen-Wallersteinischen Bibliothek in Maihingen). Dazu weitere, unbedeutende Einträge (Krausk, Bodmeriana). Hinterer Spiegel: Stempel F. Öttingen / Wallerstein'sche / Bibliothek; Bibliotheksvermerke der Bodmeriana, Bleistiftvermerke (Kollation, Lagernummern) H. P. Kraus.
Zusatzmaterial: Zur Verstärkung der Nähte in jeder Lagemitte Perg.falze verwendet, wovon 14 beschrieben sind u. aus mind. 5 versch. Hss. entstammen. Ausnahmslos lat. Texte in karolingischer Minuskel des 10. u. 11. Jhs. Je 4 Streifen können 2 Hss. zugeordnet werden, beide theologischen Inhalts, wovon einer viell. ein patristischer Text zum Johannes-Evangelium. Der Cod. wird in einer Kassette aufbewahrt, die H. P. Kraus anfertigen ließ (Karton mit beige-braunem Leinen-Überzug, Titelschild aus Leder, mit Goldprägung auf der Schmalseite).
Provenienz der Handschrift:
Bereits vor ihrer heutigen Gestalt, die in Format, Zusammensetzung (mit dem Denenat-Text u. den beiden falsch gebundenen Lagen) u. Einband noch in das 15. Jh. zurückreichen dürfte, wird sich die Hs. im Besitz des Benediktinerklosters St. Mang in Füssen befunden haben (Dagegen: Hayer, Kontextüberlieferung [so u.], S. 70f.). Dies zeigt der Besitzeintrag 1rIste liber e[st] mo[na]stry s[an]cti magni … am oberen Rand des Bls., das für den heutigen Buchblock so beschnitten wurde, daß nicht mehr der ganze Vermerk zu lesen ist. Vgl. auch 210r : magnus sanctus pa … Auf St. Mang weist auch der jüngere Besitzeintrag im vorderen Spiegel. Ob der Megenbergtext in oder für St. Mang geschrieben wurde, läßt sich nicht mehr eruieren.
Als Lohnschreiber nennt sich im Kolophon 237vKonrad von Weissenburg, seinen Teil des Textes beendete er am 25. September 1378. Bei Weissenburg ist es viell. nicht abwegig, an den gleichnamigen Ort in Bayern mit dem alten Benediktinerkloster Wülzburg zu denken, zumal die Schreibersprache bair. geprägt ist. Als 2. Möglichkeit bleibt natürlich die berühmte unterels. Abtei Weissenburg. Füssener Schreiber sind namentlich erst aus dem 15. Jh. bekannt. Die Klosterbibliothek lebte vor allem durch Käufe u. Schenkungen. Unter Abt Johannes Hess (1458-1480) wurde die ganze Bibliothek neu organisiert: Die Hss. wurden neu gebunden u. mit Signaturen u. Besitzeinträgen versehen. Aus dieser Zeit stammt wohl der Einband unseres Cod. u. der Besitzereintrag 1r (noch vor dem Beschneiden für den Buchblock vorgenommen) sowie das heute fehlende Signaturschild auf dem Vorderdeckel. Bei dieser Gelegenheit könnte auch das Register für den Megenbergteil geschrieben (datiert 14. Juli 1469, in der richtigen Reihenfolge, die Bll. der 1. Lage waren also noch nicht in Unordnung geraten) u. die Megenberg- mit der Denenat-Hs. vereinigt worden sein.
Im Jahre 1780 erfaßte P. Basilius Sinner in seinem handschriftlichen Catalogus Codicum Manuscriptorum Bibliothecae Santmangensis in Fyssen (heute Universitätsbibliothek Augsburg, Oettingen- Wallersteinscher Bestand, Cod. III.3.4° 109) den Bestand der Klosterbibliothek bis 1500. Als Nr. 165 (vgl. Eintrag im vorderen Spiegel) der Hss. in Folio erscheint unser Cod.: Eine ganze Natur geschichte Experimental physis vom Menschen, Elementen, Thieren, Pflanzen, Edelstein scriptus (?) in uralten deutsch.Sinner zitiert dann die 4 dt. Verse in fino, 272r (s. u.), und fährt fort: Sequitur: Registrum Experimentiarum notabile Magistri Johannis de Nenat, Physici. Iste Experientiae notabiles ex "Medicina". 6. Libri [korr. in:] partes.Sinner nennt die 6 Teile u. fügt bei: Cum remediis et Recipe pro singulis huius operis partibus partim Latino partim Theutonico Idiomate conceptis. Für beide Teile der Hs. ist von späterer Hand die Datierung beigefügt, für Megenberg auch das Kolophon Konrads von Weissenburg.
1803 erfolgte die Säkularisation des Klosters St. Mang, das, zusammen mit 4 weiteren Klöstern, als Gebietsentschädigung an das Haus der Fürsten von Oettingen-Wallerstein fiel. Die Bibliothek wurde nach Maihingen transferiert u. mit der übrigen Sammlung vereinigt. Der Stempel auf dem hinteren Spiegel weist unseren Cod. als Besitz der Fürsten aus. Die Bestände erhielten interimistische Nm. (vgl. Karl Bartsch, Deutsche Handschriften in Mayhingen. In: Germania 8 (1863), S. 48-51, hier S. 49), unsere Hs. viell. die Nummer 4 (vgl. vorderer Spiegel).
Um 1870 machte sich Freiherr Wilhelm von Löffelholz nach 2 vorangegangenen Signierversuchen bei Inventarisierungen (44.b.165 u. .e.37; vgl. auch Schneider, Augsburg, S. 18-20 u. 869f.) daran, die Maihinger Bibliothek im Rahmen eines hsl. Standortkatalogs neu zu repertorisieren. Die Bestände erhielten dabei neue Signaturen, unsere Hs. die Bezeichnung Cod. III. 1. fol. 3 (z. T. wird auch das Format durch eine Nummer ausgedrückt, so daß der Cod. ebenfalls unter III. 1. 2. 3. zu finden ist). Von Löffelholz stammen neben dem dt. Rückenschild die Titel auf IIr u. 273r sowie wohl auch die Signatur des an 272v angeklebten Papierstreifens, der aus dem Cod. herausragte (heute eingefaltet): Supp: / Hf Deutsch 1. / fol: 3.
Die Hs. blieb bis 1935 im Besitz der Fürsten von Oettingen-Wallerstein u. wurde am 7. Mai dieses Jahres als Nr. 9 der Auktion 11 von Karl & Faber in München zum Verkauf angeboten.
Als Käufer vermutet das Antiquariat H. P. Kraus (New York)Kurt Arnhold, Dresden (1887-1951; 1938 in die Schweiz u. 1939 nach Buenos Aires emigriert). Auf jeden Fall wurde die Hs. von H. P. Kraus im selben Jahr (1958) erworben, in welchem die große mittelalterliche Hss.-Sammlung Arnholds zum New Yorker Antiquar gelangte, auch wenn die Zugehörigkeit unseres Cod. zu dieser Sammlung nicht mehr mit Sicherheit zu ermitteln ist. Er wurde 1958 im Kat. 88 von H. P. Kraus als Nr. 13 angeboten u. von einem nicht mehr eruierbaren privaten Sammler erworben.
Erwerb der Handschrift: 1962 gelangte Kraus erneut in den Besitz des Ms., das als Nr. 7 im Kat. 107 im Jahr 1964 angeboten u. in der Folge (im September 1964) durch Martin Bodmer erworben wurde.
Bibliographie:
Neben den beiden handschriftlichen Kat. von Sinner u. von Löffelholz:
Georg Grupp, Öttingen-Wallersteinische Sammlungen in Maihingen. Handschriften-Verzeichnis. 1. Hälfte. Nördlingen 1897, Nr. 894 (Naturgeschichte, deutsch) u. 951 (Nenat, Joh. de);
Karl & Faber, Auktion XI, 7. Mai 1935. Bibliophile Kostbarkeiten der Fürstl. Öttingen-Wallerstein'schen Bibliothek in Maihingen. München 1935, Nr. 9, S. 10f.;
H. P. Kraus, Catalogue 88. Fifty Mediaeval and Renaissance Manuscripts. New York [1958], Nr. 13, S. 28f. (Mit Abb. des Kolophons Konrads v. Weissenburg);
Ders., Catalogue 107. A Selection of Rare Books & Manuscripts. New York [1964], Nr. 7a, S. 11;
Datierte Hss. II, Nr. 115, S. 47, Abb. 141 (Schriftprobe Konrads von Weissenburg);
Handschriftentitel: Konrad von Megenberg: Buch der Natur
Entstehungszeit: 1378
Beschreibstoff:
Wz.: Vorsatzbl. I zu undeutlich. Vorsatzbl. II Kreuz, ähnl. BR 5583 (Bergamo 1450), Piccard 11, Abt. II, Nr. 335 (Oberital. Provenienz. Geislingen 1452). Für den Textteil Ochsenkopf mit Augen, ähnl. Piccard 2, Abt. I, Nr. 162 u. 164 (Bologna, Var. München, Tegernsee, Würzburg u. a., 1373-1381), BR. 14446 (Würzburg 1377). 198-200 Stange mit 2 Sternen u. 2 Kreisen, BR. 3227. (Würzburg 1375, Var. zw. 1370 u. 1390 in Italien u. Deutschland) Das wesentlich jüngere letzte Textbl. 272 mit Wz. Ochsenkopf mit Augen, zweikonturiger Stange, Blume u. einkonturigem Stern, vgl. Piccard 2, Abt. XIII, Nr. 541-544, speziell 543/4 (Brixen, Gufidaun, Augsburg, Bopfingen, Ingolstadt u. a., 1435-1439, oberital. Provenienz).
Seitennummerierung: Alte Tintenfoliierung 1-272, beim Beschneiden des Buchblocks z. T. verlorengegangen. Vorsatz nicht gezählt.
Lagenstruktur: 24 Lagen, in der Majorität Sexternionen: III (-1 + 1)1 + V11 + 21 VI263 + V (-2 + 2)273. Die 1. Lage bildet den Vorsatz, das Gegenstück ihres letzten Bls. den vorderen Spiegel. Angeklebt an diese Vorsatzlage das 1. Bl. des Textes (1). Die Einzelbll. 264 u. 265 mit jüngeren Blln. (272 u. 273) an Papierstreifen zu 2 Doppelblln. zusammengeklebt. Möglicherweise auch andere Bll geklebt (weitere Papierstreifen). Die 1. Textlage falsch gebunden, die Bll 10 u. 11 zw. 5/6, die alte Zählung dabei nicht sichtbar, die neue zählt durch u. wird von einer Hand unseres Jhs. korrigiert. Das 1. Vorsatzbl. mit dem Register der 8 Bücher von Megenbergs Text
(stärker beschnitten als Buchblock, Textverlust), das 2. trägt recto den Titel von der Hand des Freiherrn von Löffelholz, sonst leer, ebenso die übrigen 3 Vorsatzbll. 273r mit Titel für das Arzneibuch (durch Löffelholz), das Bl. ansonsten leer, dient als Vorsatz für den Denenat-Teil. Ab der 1. Textlage an den Lagenenden Reklamanten, nicht von Schreiberhand (schwarze Tinte, z. T. beschnitten); ab der 2. Textlage rote Lagenzählung 2-18 (z. T. braune Lagenzählung mit röm. Ziffern, manchmal rote u. braune Zählung nebeneinander) u. daran anschließend braune Zählung 19-23 zu Beginnjeder Lage. Die Vorsatzlage also ungezählt.
Seiteneinrichtung:
Schriftraum ca. 12,0 x 21,0, einspaltig beschrieben, mit 23-42 Z. pro S. Schriftrahmen u. Z.linierung mit feinem Bleistift oder blind.
Schrift und Hände: 2 Haupthände:
1. 1r-237v Lohnschreiber Konrad von Weissenburg, 1378. Je nach Feder u. Tagesform des Schreibers äußerst unregelmäßige, der Kursiven nahe dt. Bastarda.
2. 237v-271v, regelmäßige, aber flüchtige got. Buchkursive/Bastarda derselben Zeit.
Schlußbl. 272 auf jüngerem Papier, von 3. Hand, wohl eine Abschrift des ursprünglichen Schlußbls. Kräftige got. Buchkursive des 15. Jhs., dem Papier nach zu schließen kaum vor dem 2. Dr. (um 1440). Das Register Ir-v ebenfalls auf jüngerem Papier, zierliche gedrängte Bastarda, datiert auf den 15. Juli 1469.
237v
Kolophon des Konrad von Weissenburg (s. u.), vgl. auch Randvermerk 55rConradus Clemens; 272r
Kolophon der 3. Hand mit lat. Gebet u. dt. Vierzeiler (s. u.). Darunter, wohl von anderer Hand, Federproben (Abgebrochene Wortanfänge; Anno domini; wiederholte Aufzählung gängiger Münzsorten in Abkürzungen). Rubriziert (mehrere Hände, darunter Konrad von Weissenburg; in der Regel rot, seltener grün), einzelne Korrekturen. Numerierung der Kap. von der Hand des Registerschreibers (15. Jh.). Möglicherweise von derselben, sicher jedoch von einer zeitgenössischen Hand die sehr zahlreichen lat. Interlinear- u. Randbemerkungen, meist Übersetzungen einzelner Begriffe oder deren allegorische Bedeutung. Vom selben Rezipienten 87r ein dt. Vierzeiler als Ergänzung zum Abschnitt über die Gans:
Dye gans dy quet, den me[n]sch[e]n sy schmecht,
die fuͤsz sy praitt (?), den hals sy recht,
die wild[e]n flieg[e]n nach de[m] wind,
wa[n] sy selt[e]n schlaff[e]n sind.
Die Leserhand fehlt ganz in Kap. (Ausg. Pfeiffer) 39-49 des 1. Teiles u. in den letzten 3 Teilen, sie macht sich am deutlichsten bemerkbar in Buch V, über die Kräuter (Verarbeitung eines lat. Kräuterbuches?). Eine weitere Leserhand, etwa zeitgenössisch mit den Hauptschreibern, der Hand des 2. von ihnen sehr ähnlich, Schreibersprache dt., Dialekt bair. wie die Schreiber. Sie tritt vor allem dann zum Vorschein, wenn eine medizinische Anwendung genannt wird, die dann am Rand hervorgehoben wird. Sie notiert aber auch weitere, ergänzende Anwendungsgebiete (vor allem bei den Kräutern) u. sogar lat. Rezepte (154v, 160v). Diesem Leser muß überdies eine weitere Megenberg- Hs. (die Vorlage?) vorgelegen haben, denn er korrigiert falsche Stellen u. ergänzt ganze fehlende oder unkorrekte Abschnitte (90r, 127r, 131r/v). Diverse nota u. (seltener) nota bene sowie gezeichnete hinweisende Hände der beiden, aber auch weiterer Leser. Spuren der Lektüre anderer Rezipienten vorhanden, aber wenig bedeutend. Zusammenfallend mit dem Schreiberwechsel finden sich in den letzten 3 Teilen des Megenbergtextes keine Leserspuren mehr. Die Hs. scheint sowohl konkret medizinischpharmakologisches Interesse gefunden zu haben (vgl. auch das beigebundene Arzneibuch!), viell. im Umkreis der Klosterapotheke, als auch für theologische Zwecke, möglicherweise als Predigtexempel für lat. Predigten, ausgewertet worden zu sein.
Buchschmuck:
Die Ober- u. Unterlängen der Kopf- bzw. Fußz. einer Seite oft an den oberen bzw. unteren Rand verlängert, auslaufend in Blattmotive (Palmetten, Halbpalmetten, Pfeilblätter), Grotesken u. Drolerien, mit roter Tinte und/oder grüner Wasserfarbe nachgezeichnet und/oder koloriert.
Die Initialen (gewöhnlich zwei- bis vierzeilig) sind äußerst uneinheitlich ausgeführt: einfache rote Lombarden mit oder ohne Aussparungen wechseln mit Lombarden u. Zierinitialen versch. Farben (Tinte, mit Wasserfarben koloriert, schwarz, rot, grün) u. mit versch. Besatz-, Binnenfeld- u. Füllmotiven (Palmetten-, Halbpalmetten- u. Pfeilblattausläufer, Fleuronnee, Gesichter, Tiere, Grotesken, Drolerien). Eine ganze Reihe von geometrisch-eckig gezeichneten, rotgrünen Initialen. Besonders reichhaltige u. große Initialen 1r (Prolog), 80v (Eichhorn), 197v (Wohlriechende Bäume), 210v (Kräuter).
Zahlreiche kleinere u. größere Rand-Illustrationen: Fabelwesen, Tiere, Köpfe, Grotesken, Drolerien, nicht immer im Zusammenhang mit dem Text. Größtenteils mit schwarzer Tinte gezeichnet u. mit roter Tinte und/oder grüner Wasserfarbe recht flüchtig koloriert. Ausführung meist ungelenk-naiv, einige Zeichnungen (vor allem Hunde) gut gelungen u. nicht ohne Humor.
230r größere Zeichnung einer Burg (leider am Rand beschnitten), Kolorierung (rot-grün) unvollständig u. durch Wasser stark verwischt. Weitere größere Illustrationen: 41v (Löwe), 86v (Gans), 93r (Groteske eines Hundes), 109r (Pfau), 115v (Vogel, nach dem Textinhalt wohl ein Strauß), 116v (Vogel. Text: Trogopel u. Turteltaube), 124r (das Meerwunder Ludlacher, aber nur 3 statt der im Text erwähnten 4 Flügel, dafür eine Vogelklaue [?]), 135r (um einen Baum geschlängelte gekrönte Schlange).
Hauptsprache: Die beiden Schreiber des 14. Jhs. zeigen einen ausgeprägt bair. Dialekt, der wohl nicht nördlicher als im mittelbair. Gebiet anzusetzen ist.
Ein wıͤrdig weybes chrone,
in welchen landen ma[n] die sieht …
die uns gar wıͤrdiglıͤch[e]n sin in der natur wehalt[e]n
(1r-272r)
>Menschen<Got beschuͦff den me[n]schen an dem sehsten tag nach and[er]n creature[n] …
>(167r) Finis adest vere, schriptor wult precium habere[ohne Schreiberwechsel]< …
(237v) Da hat ein end daz puͤch. Got sol uns[er] leib und sei geruͤchen. Amen, amen, amen. Daz hat geschriben Chunrad[us] von Weissenpu[r]ch nach Crist[i] gepuͤrt M ͦcͦcͦcͦ jar [r vom Rubrikator ergänzt] und danach jn dem lxxviij jar des nehsten samstag vor sant Michahels tag, d[es] wirdigen fuͤrst engels am[en].>Finis adest vere, schriptor wuͦlt wlt precium habere<
… und hat auch gevolgt aine[m] puͤch ains maisters in der jüdischait von den edlen staine[n]. Der selbig maister hiesz Thetel [etc]
Damitt hab das puͤch ain ende, Got üns alle[n] uns[er]n kummer wende Sit vera adiuva nos deo pater [et] fili[us][et] sp[iritu]s s[anc]t[us] ame[n], In no[m]i[ne] p[atris][et] f[ilii][et] s[piritus] s[ancti] ame[n]
Ach wie wol der frewͤden erkant,
der frawe[n] pild von erst ervant,
wa[n] frawe[n] freuwͤend alle lant,
durch frewͤde sint sy fraw[e]n genant
Textgeschichte: Bis heute 139 Hss. u. Fragmente bekannt, die Megenbergs Text ganz, teilweise, in Auszügen oder Bearbeitungen überliefern, davon 72, die ihn vollständig enthalten. Unser Cod. gehört zur Gruppe der 51 Hss., welche die sog. 1. Fassung (mit Reimprolog) überliefern, u. stellt eine von 5 Hss. noch aus dem 14. Jh. dar (1378, nur wenige Jahre nach Megenbergs Tod). Er ist bis vor kurzem (Hayer, s. u.) der Megenberg-Forschung verborgen geblieben, dies wohl nicht zuletzt deshalb, weil er bis zu seinem Verkauf 1935 nicht als Megenberg-Text erkannt worden war (vgl. Kat. von Sinner, Löffelholz, Grupp) u. danach in privaten Bibliotheken verschwand.
Eine genaue Einordnung unserer Hs. in die Überlieferung des Buchs der Natur wird die Salzburger Habilitationsschrift Gerold Hayers leisten (er stellte uns daraus in großzügiger Weise seine Beschreibung des Cod. Bodmer 103 = C 1 der Überlieferung, zur Verfügung). Unterdessen sollen folgende beobachteten Auffälligkeiten im Vergleich zu Pfeiffers Ausg. (Pf.) genügen:
Der gereimten Vorrede fehlen in der 2. Strophe die beiden ersten Verse. Im Textteil sind je zu einem Kap. zusammengezogen die Abschnitte über Hals u. Achsel (Von dem hals10r/v [richtiger 8r/v ] = Pf. I,19 u. 20), Bauch u. Magen (Von dem pauche14r-15r = Pf. I,38 u. 39), Ohren u. Stimme (Von der oren bezaichnunͤg21r = Pf. I,49i u. k) sowie Mond u. Planeten allgemein (Luna 7. Planeta29v-31v = Pf. II,7 u. 8). Dafür eigene Kap. (bzw. rote Titel) Von des harzaiche[n] (19r/v = Pf. I,49a, S. 42,29-43,7), Or[ati]o (260v) für das Gebet am Ende von Pf. IV,86 u. Vo[n] wund[er]leich[e]n leuten (269r-271v) für Pf. VIII, „Von den Wundermenschen“, S. 489, 15ff. Der ganze Abschnitt von den Wundermenschen (267r ff.) in unserem Cod. als 9. Stück bezeichnet, gehört bei Pf. noch zum 8. Teil. Es fehlen Pf. V,84 (Wicke) u. die 12 Schlußverse (Pf. S. 494,19-30). Andere Abfolge der Kap. innerhalb der Teile: Pf. III,A,23 zw. A,25 u. 26; Pf. III,B,9 zw. B,44 u. 45; Pf. III,B,27 zw. B,31 u. 32; Pf. III,B,41 zw. B,43 u. 44; Pf. IV,B,4 zw. B,6 u. 7. Die Titel weichen z. T. von Pf. ab, schwanken zw. den lat. u. dt. Sprachformen, die im Text selbst gegeben werden. Ausnahme: Von der laus (163r) findet
im Text keine direkte Entsprechung (Füezling oder Pediculus), sondern wurde aus dem Lat. übersetzt.
Maßgebende Ausg. noch immer:
Franz Pfeiffer (Hg.), Konrad von Megenberg, Das Buch der Natur. Die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache. Stuttgart 1861. Repr. Hildesheim, New York 1962 u. 1970.
Vgl. Georg Steer, Artikel "Konrad von Megenberg". In: 2VL 5, Sp. 221-236, hier Sp. 231-234;
Gerold Hayer, Die Überlieferung von Konrads von Megenberg "Buch der Natur". Eine Bestandesaufnahme. In: Oxforder Koll., S. 408-423;
Ders., Zur Kontextüberlieferung und Gebrauchsfunktion von Konrads von Megenberg "Buch der Natur". In: N. Henkel u. N. F. Palmer (Hg.), Latein u. Volkssprache im deutschen Mittelalter. 1100-1500. Regensburger Colloquium 1988. Tübingen 1992, S. 62-73, hier S. 70-72;
Hayers Habilitationsschrift läuft unter dem Arbeitstitel: Konrad von Megenberg "Das Buch der Natur". Überlieferungs- und Wirkungsgeschichte einer spätmittelalterlichen Natur-Enzyklopädie. Erscheinungsjahr: nicht vor 1994.
Handschriftentitel: Johannes Denenat: Experientiae notabiles medicae (Arzneibuch, lat.)
Entstehungszeit: 2. V. 15. Jh.
Beschreibstoff:
Wz.: 2 versch. Ochsenköpfe oberital. Provenienz: Die inneren 4 Doppelbll. der 1. Lage (277-284) Ochsenkopf mit Augen u. einkonturiger Stange mit Stern, ähnl. Piccard 2, Abt. VI, Nr. 179 (Landsberg a. L., Nördlingen, Weinsberg, 1424/25). Die 3 äußeren Doppelbll. der 1. Lage (274-276 u. 285-287) u. die ganze 2. Lage (288-299) Ochsenkopf mit Augen u. zweikonturiger Stange u. Kreuz (ein eher sonderbares Gebilde), viell. Var. von Piccard 2, Abt. XI, Nr. 139 (Nürnberg 1430). Die letzte Lage von anderer Papiersorte, ohne sichtbares Wz.
Seitennummerierung: Alte Tintenfoliierung 1-[31] für die Bll. 277-307. Registerbl. (274) u. die leeren Bll. 275-276 nicht gezählt (außer von der modernen, durchgehenden Foliierung)
Lagenstruktur: 3 Lagen: VII287 + VI299 + IV307. Die letzte Lage falsch gebunden (bzw. geklebt), die Bll. 304-306 bzw. 300/301, so daß die alte Zählung in Unordnung gerät (1-24, 28-29, [30], 25-27, [31]). Wie bei der 1. Megenberg-Lage ignoriert auch hier die neue Zählung die falsche Komposition u. foliiert durch, wird aber wiederum von einer modemen Hand korrigiert. Leer ist, neben den bereits erwähnten Blln. auch 307v.
Seiteneinrichtung:
Schriftraum ca. 14,0 x 22,0, ab 300r
17,5 x 23,0. Zweispaltig, mit 35-47 Z. pro Sp. Sp.rahmen mit Tinte gezogen.
Schrift und Hände: 2 Hände. Beides zügig geschriebene, eher kleine, gedrängte dt. Bastardschriften des 15. Jhs., wohl aus dem 2. Viertel (vgl. Papier).
Keinerlei Rubrizierung, Alinea-Zeichen in schwarzer Tinte. Keine eigentlichen Initialen, nur etwas größer gehaltene Majuskeln.
Abgesehen von einer Tintenzeichnung eines wohl chirurgischen Instrumentes 284ra keinerlei Ill. oder sonstiger Buchschmuck.
Hauptsprache: Das dt. Inhaltsverzeichnis u. die dt. Rezepte lassen auf bair. Dialekt schließen.
Inhaltsangabe:
Sechsteiliges Arzneibuch. Der bis jetzt nicht nachzuweisende Autor, Johannes Denenat (De Nenat?), kannte u. benutzte mit Sicherheit den „Canon“ von Avicenna u. zeigt sich auch mit der therapeutischen Literatur Salernos vertraut (erste briefliche Beurteilung G. Keil, Würzburg).
1. Teil:
Kinderkrankheiten. Für einige Abschnitte (Cura vesicarum sive pustularum in ore
puerorum; De vigiliis puerorum; De humiditate aurium puerorum; De egritudine puerorum ex
novitate dentium eorum; De tussi puerorum; De epylempsia puerorum; De constipacione ventrum puerorum;
De fluxu ventris puerorum; De lumbricis puerorum; De eminentia umbilici puerorum)
wurden die entsprechenden Passagen der „Practica puerorum“ von Rhases
meist wörtlich zitiert (mit oder ohne Kenntlichmachung der Quelle).
2. Teil:
Krankheiten,
die aus dem Ungleichgewicht der humores entstehen (De signis complexionum,
de phlebotomia, de cauteriis, suppositoriis, laxativis, de provocantibus sudorem,fluxum sanguinis
narum, de vomituis pro purgatione stomachi, de somniferis u. a.).
(307rb)
Als Spaltenfüllsel ein metrologischer Abschnitt aus dem „Antidotarium Nicolai“ (frdl. Mitteilung G. Keil, Würzburg): Versch. Gewichte, ihre Umrechnungen u. abgekürzte Schreibweisen (lat.).