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Standortland
Schweiz
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Ort Zürich |
Bibliothek / Sammlung: |
Bibliothek / Sammlung
Braginsky Collection
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Signatur: | Signatur B251 |
Handschriftentitel: | Handschriftentitel Abraham Abulafia (1240–nach 1291), Chajje ha-olam ha-ba („Das Leben in der Welt des Jenseits“) |
Schlagzeile: | Schlagzeile Pergament · 81 ff. · 18.7 x 13.7 cm · [Italien] · [14./15. Jahrhundert] |
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Sprache
Hebräisch |
Kurzcharakterisierung: | Kurzcharakterisierung Der spanische Kabbalist Abraham Abulafia (1240- nach 1291) vertrat ein Konzept der Kabbala, das wenig oder nichts mit den bekannten Richtungen zu tun hatte. Er verstand diese weder als eine Form der Gnosis noch als eine Art theosophischer Philosophie, die sich auf Sefirot konzentrierte, die Emanation des göttlichen Wesens. Stattdessen versuchte er einen Zustand prophetisch-mystischer Ekstase zu erreichen, ausgehend von seiner Überzeugung, dass die Erfahrung der Propheten ekstatischer Natur und alle wahren Mystiker Propheten gewesen seien. Das vorliegende Werk war besonders populär und war unter den Titeln Chajje ha-olam („Das Leben in der Welt des Jenseits“) oder Sefer ha-Schem („Buch des göttlichen Namens“) oder Sefer ha-iggulim („Buch der Kreise“) verbreitet, wird aber in dieser Handschrift Sefer ha-Schem ha-meforasch („Buch des unaussprechlichen Namens“) genannt. Das Manuskript zeigt zehn in konzentrischen Kreisen verlaufende Inschriften in Schwarz und Rot sowie 128 nur in Schwarz. Diese enthalten detaillierte Anweisungen für die mystische Meditation. Bei der Betrachtung dieser Kreise sollte der 72 Buchstaben zählende Name Gottes rezitiert werden, der durch eine Kombination des Zahlenwerts der Buchstaben in den Namen der zwölf Stämme Israels, der Patriarchen und der neun Buchstaben des Wortes Schiwte Jisra’el) („Stämme Irasels“) zustande kommt. Der lesende Betrachter sollte jeden der dreifachen schwarz-roten Kreise an der Stelle „betreten“, der durch einen kleinen Federstrich gewissermassen als „Eingang“ bezeichnet ist. |
DOI (Digital Object Identifier): | DOI (Digital Object Identifier 10.5076/e-codices-bc-b-0251 (http://dx.doi.org/10.5076/e-codices-bc-b-0251) |
Permalink: | Permalink https://e-codices.unifr.ch/de/list/one/bc/b-0251 |
IIIF Manifest URL: |
IIIF Manifest URL
https://e-codices.unifr.ch/metadata/iiif/bc-b-0251/manifest.json
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Wie zitieren: | Wie zitieren Zürich, Braginsky Collection, B251: Abraham Abulafia (1240–nach 1291), Chajje ha-olam ha-ba („Das Leben in der Welt des Jenseits“) (https://e-codices.unifr.ch/de/list/one/bc/b-0251). |
Online seit: | Online seit 18.12.2014 |
Externe Ressourcen: | Externe Ressourcen |
Rechte: | Rechte Bilder:
(Hinsichtlich aller anderen Rechte, siehe die jeweilige Handschriftenbeschreibung und unsere Nutzungsbestimmungen) |
Dokumenttyp: |
Dokumenttyp
Handschrift |
Jahrhundert: |
Jahrhundert
14. Jahrhundert, 15. Jahrhundert |
e-codices · 27.11.2014, 18:08:53
Im Judentum gab es immer zwei einander widersprechende Haltungen gegenüber der Kabbala. Die eine möchte das Studium und die Praxis der jüdischen Mystik als esoterisches System auf einen kleinen Kreis Eingeweihter beschränken, die andere versucht ein grösseres jüdisches Publikum zu erreichen. Einer der bedeutendsten Kabbalisten im mittelalterlichen Spanien war Abraham Abulafia (1249–nach 1291). Er betrachtete die Kabbala weder als eine Form der Gnosis noch als eine Art theosophischer Philosophie. Sein Konzept der Kabbala hat wenig oder nichts mit den bekannten Richtungen zu tun, die sich auf die Sefirot konzentrieren, die Emanationen des göttlichen Wesens. Stattdessen versuchte Abulafia einen Zustand prophetisch-mystischer Ekstase zu erreichen, ausgehend von seiner Überzeugung, dass die Erfahrungen der Propheten ekstatischer Natur und alle wahren Mystiker Propheten gewesen seien. Diese Auffassung rief heftige Widerstände hervor, die der ausserordentlichen Popularität von Abraham Abulafias Lehre jedoch keinen Abbruch taten.
Besonders populär waren seine kabbalistischen Handreichungen, vor allem das Chajje ha-olam ha-ba («Das Leben in der Welt des Jenseits»), bekannt auch unter den Bezeichnungen Sefer ha-Schem («Buch des göttlichen Namens») oder Sefer ha-iggulim («Buch der Kreise»). Das Exemplar der Braginsky Collection fand auch unter dem Namen Sefer ha-Schem ha-meforasch («Buch des unaussprechlichen Namens») Verbreitung. Das Manuskript zeigt zehn in konzentrischen Kreisen verlaufende Inschriften in Schwarz und Rot sowie 128 nur in Schwarz. Sie enthalten detaillierte Anweisungen für die mystische Meditation. Bei der Betrachtung dieser Kreise sollte der 72 Buchstaben zählende Name Gottes rezitiert werden, der durch eine Kombination des Zahlenwerts der Buchstaben in den Namen der zwölf Stämme Israels, der Patriarchen und der neun Buchstaben des Wortes Schiwte Jisra’el («Stämme Israels») zustande kommt. Der lesende Betrachter sollte jeden der dreifachen schwarz-roten Kreise an der Stelle «betreten», die durch einen kleinen Federstrich gewissermassen als «Eingang» bezeichnet ist.
Aus: Schöne Seiten. Jüdische Schriftkultur aus der Braginsky Collection, Hrsg. von Emile Schrijver und Falk Wiesemann, Zürich 2011, S. 112.
e-codices · 27.11.2014, 18:03:11
Judaism has always reflected two opposing attitudes toward Kabbalah. The first seeks to limit the study and practice of Jewish mysticism to a limited circle of students as an esoteric system, while the second wants to reach out to larger Jewish audiences. In medieval Spain one of the most important kabbalists was Abraham Abulafia (1240–after 1291). Abulafia did not consider Kabbalah to be a form of gnosis, or a theosophical theory; his conceptions of Kabbalah have little or nothing to do with the well-known kabbalistic schools that concentrate on the Sefirot, or the structure of the Divine being. Instead, through certain mystical techniques and experiences, Abulafia attempted to achieve a state of prophetic-mystical ecstasy, inspired by his conviction that the experience of the prophets was an ecstatic one and that all true mystics are prophets. Abulafia met with fierce opposition, but that did not prevent his doctrine from becoming extremely popular.
Particularly important among his many works are his kabbalistic manuals, the best known of which is Hayyei ha-Olam ha-Ba (Life of the World to Come). It is also known as Sefer ha-Shem (Book of the [Divine] Name), Sefer ha-Iggulim (Book of Circles), or, as in the Braginsky manuscript, Sefer ha-Shem ha-Meforash (Book of the Ineffable Name). This work contains ten circles executed in red and black ink and 128 slightly different circles executed in black, which are, in fact, detailed instructions for mystical meditation. The seventy-two-lettered Name (arrived at by a combi- nation of the numerical value of the letters in the names of the twelve tribes, the Patriarchs, and the nine letters of the words shivtei yisra’el [the tribes of Israel]) is recited while contemplating these circles, in which different Divine Names are broken down into new structures by means of combinations of letters. The reader is supposed to enter each circle at its “entrance,” slightly to the right of the top of the circle, indicated in the larger circles in black and red by a small twirled pen stroke. During these exercises the mystic is advised by Abulafia to withdraw into a house where one’s voice cannot be overheard.
From: A Journey through Jewish Worlds. Highlights from the Braginsky collection of Hebrew manuscripts and printed books, hrsg. E. M. Cohen, S. L. Mintz, E. G. L. Schrijver, Amsterdam, 2009, p. 48.
Schöne Seiten. Jüdische Schriftkultur aus der Braginsky Collection, Hrsg. von Emile Schrijver und Falk Wiesemann, Zürich 2011, S. 112-113.
A Journey through Jewish Worlds. Highlights from the Braginsky collection of Hebrew manuscripts and printed books, hrsg. E. M. Cohen, S. L. Mintz, E. G. L. Schrijver, Amsterdam, 2009, p. 48-49.