Kurzcharakterisierung:Verschiedene aristotelische Schriften in der lateinischen Übersetzung von Boethius und Traktate von Boethius, geschrieben in einer kleinen Schrift des 13. Jahrhunderts, wurden mit zwei Textergänzungen des 15. Jahrhunderts zusammengebunden, vermutlich für den Basler Gelehrten Johannes Heynlin, der den Band nach seinem Tod der Kartause Basel hinterliess.
Kodikologisch bemerkenswert sind das hintere Spiegel- und Vorsatzblatt, ein Pergamentblatt, das für ein Gebetbuch vorbereitet worden war. Es sind zwei Doppelblätter mit kopfstehendem Text, die vor dem Einbinden gefaltet werden sollten, wie es bei den Druckbogen üblich war. Die zwei Doppelblätter wurden aber ausgeschieden und nicht für das Gebetbuch verwendet; sie weisen deshalb keine Heftlöcher im Falz auf.(gam/flr)
Umfang:
1 Band (109 Blätter): mit Buchschmuck/Illustration
Format: 15,5 x 10,5 cm
Seitennummerierung: Moderne Bleistiftfoliierung: A.1-107.B
Lagenstruktur: Lagen: II4 + 3 IV28 + (III-1)33 + 5 IV73 + V83 + 3 IV107; zwischen Bl. 33 und 34 ein Blatt herausgeschnitten; die Lagen auf dem ersten Blatt recto unten rechts mit Tinte arabisch gezählt (15. Jh.).
Buchschmuck: 1v-29r: Majuskeln gelb gestrichelt (wohl von Johannes Heynlin)
Spätere Ergänzungen:
Im ganzen Band verstreute Randglossen von verschiedenen Händen vor allem des 13. Jahrhunderts, vereinzelt auch von Johannes Heynlin.
Einband:
2. Hälfte 15. Jh., gelbliches (einst grünes) gewachstes Leder, doppelte Rahmen- und Diagonallinien grün (Rücken erneuert 1950); Schliesse fehlt; Spiegel- und Vorsatzblätter (A.B) Pergamentfragmente, vorn im Spiegel Teil eines langen praeceptum chymicum, 15. Jh., Blatt A ursprünglich leer; hinten 2 zusammenhängende Doppelblätter eines lateinischen Gebetbuches, Schrift aus Frankreich. Die Schrift auf dem ersten Doppelblatt ist kopfständig gegenüber dem 2. Doppelblatt, die beiden Doppelblätter sind am oberen Rand verbunden bzw. nicht aufgeschnitten. Br leer. Auf dem vorderen Deckel Spuren eines alten Titelschildes.
Hauptsprache: Lateinisch
Inhaltsangabe:
Ar
Titel, alte Signatur, Besitzeintrag, Conspectus, sonst leer
Av
4 Verse
O lector postquam legisti claude libellum | …–…
pro consuetudine ducas
Zudem radierte Federproben, sonst leer
- Walther, Initia carminum 12718.
Entstehung der Handschrift:
Der Band besteht aus mehreren etwa gleichzeitigen, aber ursprünglich selbständigen Teilen (Bl. 1-4; Bl. 5-33; Bl. 34-73; Bl. 84-99) vielleicht verschiedener Herkunft (diverse Rasuren betreffen vermutlich Besitzeinträge) und ist wohl für Johannes Heynlin gebunden worden.
Provenienz der Handschrift:
Aus der Kartause Basel, vorher Besitz des Johannes Heynlin a Lapide: Eintrag Ar mit alter Signatur A lxvii (Hand Jakob Loubers).
Bibliograph. Nachweise
Steinmann, Martin. - Unpublizierte Beschreibung, 1982, Nachträge bis 2005 (zugänglich im Sonderlesesaal).
2v: Links am Rand eine stelenartige Figur, schlecht erhalten
Inhaltsangabe:
1rNotaQuot modis dicitur necessarium? iiii modis, primo modo dicitur sine quo res non potest esse …–…
ut a puero purus
14. Jh., andere ältere Notae und Federproben radiert.
1v-4rPorphyrius: Isagoge in Aristotelis praedicamenta, Boethio interprete>Incipit (?) ysagoge Porphirii in cathegorias Aristotelis<Cum sit necessarium, crisarori, et ad eam …–…
communitatisque traditionem
- Druck: ed. Lorenzo Minio-Paluello, in: Aristoteles Latinus I, 6-7, Bruges 1966, 5-31.
4vDe quattuor causis rerum rationaliumArs est ymago nature teste Platone …–…
ut […] gloriam sequeretur
Darunter zwei kleine Notae, rechts eine Glosse zum folgenden Text.
Seiteneinrichtung:
Schriftraum 11,5-12,5 x 6 cm, blind liniert; bis 28v 27, dann 28-29 Zeilen.
Schrift und Hände:
Ziemlich breite frühgotische Minuskel, 1. Hälfte 13. Jahrhundert, 30r Handwechsel, 33v das Datum 1297 von anderer, späterer Hand
Buchschmuck:
Rote Titel, zweizeilige rote Capitalis-Buchstaben, die folgenden Lettern vergrösserte Majuskeln
Initialen: 15r, 22r, 24r: Rote, gelb gefüllte Initialen, gespalten, 15r Q mit Drachen als Verlängerung der Cauda, 22r P mit Palmettenfleuronné, 24r P mit Knollenblätterranken, am Schaft ein Hund
Inhaltsangabe:
5r-24rAristoteles: Praedicamenta (translatio communis i. Boethio interprete)>Incipit liber de decem predicamentis Aristotelis<Equivoca dicuntur quorum solum nomen commune est …–…
pene omnes ennumerati sunt
- Druck: ed. Lorenzo Minio-Paluello, in: Aristoteles Latinus I, 1-5, Bruges 1961, 5-41.
24r-33vAristoteles: Perihermenias, Boethio interprete>Incipit Liber Peryerminias Aristotilis<Primum oportet constituere quid sit nomen …–…
contingit inesse contraria. [33v unten, von anderer Hand:] Anno domini Mº ccº nonagesimo septimo die lune ante fes// [eine zweite Zeile radiert]
- Druck: ed. Lorenzo Minio-Paluello in: Aristoteles Latinus II, 1-2, Brügge 1965, 5-38.
>Cathegoricorum sillogismorum Boecii liber primus incipi-<Multa Gragi [recte: Graeci] veteres posteris suis …–…
mendaciumque meditabitur.
[anschliessend 7 Zeilen, wohl Nachtrag:]Prime quintus in primum eiusdem. Sextus in secundum …–…
aliter idem in eundem resoluitur
- Druck: PL 64, 793-832.
58v-80rBeoethius: De syllogismo hypothetico>Hypotheticorum sillogismorum B[oethii] liber incipit. Prolog[us]<Cum in omnibus philosophie disciplinis …–…
longitudinem terminemus
Am Rand Korrekturen und Lesarten in olivgrüner Tinte, wohl von Johannes Heynlin. - Druck: PL 64 831-876 (hier in drei Bücher geteilt: 65r Anfang von Buch 2 Hypotheticos syllogismos quos latine condicionales vocamus … ) = Druck 843D.