Manuscript Summary:Superbly crafted Sacramentary of St. Gall from the time of Abbot Norpert of Stablo (1034-1072) for the celebration of the Mass. With Calendar, Gradual and Sacramentary, illustrations include five full-page, high-quality miniatures of the principal feast days of the liturgical year (Christmas, Good Friday, Easter, Ascension, Pentecost).(smu)
Standard description: Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 544-547, Nr. 164.
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Additional description: Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 119.
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Online Since: 06/12/2006
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 340
Parchment · I + 799 + I pp. · 24.5 x 17.5 cm · St. Gall · third quarter of the 11th century
Calendar, Gradual, Sacramentary
How to quote:
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 340, p. 39 – Calendar, Gradual, Sacramentary (https://www.e-codices.ch/en/list/one/csg/0340)
Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 544-547, Nr. 164.
Manuscript title: Kalendar, Graduale, Sakramentar
Place of origin: St. Gallen
Date of origin: 3. Viertel d. 11. Jh.
Catalogue number:
164
Extent:
799 pp. + 1 Pergamentvorsatzbl.
Format: 24,5 x 17,5 cm
Collation:
Im Graduale wurden die Folia im 15. Jh. auf der Vorderseite foliiert (·i· = p. 43 - ·lxxviii· = p. 191). Zumeist Quaternionen: 14 (p. 1-8), 28 (p. 9-24), 38 (p. 25-40), 48 (p. 41-56) usw.; p. 400-439 (= 2 Quaternionen u. 1 Binio) sind verbunden (sollten nach p. 359 folgen)
Page layout:
Schriftspiegel im Kalendar u. Sakramentar 16 x 14 cm, einspaltig zu 19 Zeilen, im Graduale 16 x 13,5 cm, einspaltig zu 17 Zeilen.
Writing and hands: karolingische Minuskel wahrscheinlich von einem Schreiber (außer p. 1-8 u. mehrere Ergänzungen bis zum 15. Jh.)
Decoration:
Im Graduale u. Sakramentar zu den Hochfesten große Initialen in Gold u. Minium, im Graduale nur Grün, im Sakramentar blau u. grün schattiert, im Sakramentar liegen die Initialen zu den Hochfesten mit der 1. Zeile in einem Purpurfeld. Zu den Sonntagen u. bevorzugten Heiligenfesten Initialen in Gold u. Minium, blau u. grün schattiert, sonst golden schattierte Minium-Majuskeln, oft mit pflanzlichen Binnenmotiven. Zu Präfation u. Canon missae Zierseiten in Goldschrift auf Purpurgrund. Kreuzigungsbild zum Te igitur u. ganzseitige Bilder zu den Hochfesten in pastoser Deckfarbenmalerei mit Purpur, Blau, Grün, Ocker, weiß gehöht, Goldgründe, Minium, Schwarz, die Rahmen aller Zierseiten u. Bilder außer der Kreuzigung mit blauen u. grünen Leisten.
Contents:
Inhalt u. Schmuck:
Vorsatzbl. u. Vorspann
(p. 1-9) , Vorsatzbl. mit Urkundenabschrift (1386), Verschiedenes (15. Jh.)
(p. 3-9)
Lektionarfragment mit Episteln u. Evangelien (11. Jh.)
Teil I
(p. 10-39)
Liturgisches Kalendar mit den Anfängen der Antiphonen, Episteln, Evangelien, manchmal auch mit Anfängen der Offertorien u. Communiones, spätere Zusätze bis zum 15. Jh., u. a. Obitus Beati Tutelonis monachi sancti Galli
(p. 10)
In nomine Dni. incipit martyrilogium per circulum anni
(p. 43)
Dom. IIII. de adventu Dni. A. A(d te levavi), das Binnenmotiv entwächst dem linken Schaft u. umschlingt, Blätter treibend, den Buchstabenkörper
(p. 132)
Dominica sci. Paschae ad publicam missam. R(esurrexi), das Binnenmotiv entwächst dem Abstrich des Bogens u. steigt, den Buchstabenkörper umwindend u. kleine Blätter treibend, auf
(p. 147)
In die Ascensionis Domini. U(iri Galilei)
(p. 222)
Titelzierseite: In nomine Dni. nri. Ihu. Xpi. Incipit liber sacramentorum qualiter missa Romana celebretur
(p. 223)
Schriftzierseite mit der Präfation: Per omnia saecula sclor. am. Dns. vobiscum et cum Spu. tuo sursum corda habemus ad Dnm. gratias agamus D. d. n. dignum et iustum est
(p. 224)
halbseitiges Purpurfeld mit Goldleistenrahmen u. der Ligatur U(ere) D(ignum), die Schäfte von U u. D zu zwei sich in der Mitte eckig kreuzenden Bändern zusammengezogen, der Querbalken des Kreuzes entlässt an den Enden das symmetrisch wachsende, den ungeknoteten Buchstabenkörper umschlingende Binnenmotiv, das Palmettblätter treibt, im Purpurfeld die Worte: Et iustum est aequum et salutare. Nos tibi semper - Caeli caelorum (in Minuskelschrift)
(p. 226)
Kanonbild mit Leistenrahmen, dreiseitig mit Akanthusblattreihen gefüllt, das Kreuz bildet das T(e igitur), die Buchstaben (T)E IGI(TVR) liegen im Goldgrund, das (IGI)TUR CLEMENTISSIME steht im unteren Rahmen, das Kreuz mit dem Titulus IHS REX IUDEORUMf fusst auf dem unteren u. grenzt an die seitlichen Rahmen, der Gekreuzigte hängt ohne Suppedaneum in den Armen u. neigt das Haupt zu Maria, die zu Boden schaut, Johannes schreitet mit aus dem Pallium ragender Rechter auf Christus zu
(p. 235)
im Libera wurden die Namen der angerufenen St. Galler Heiligen (vgl. Sang. 338 p. 348 - Nr. 162) im 15. Jh. ausradiert
(p. 237-294)
Weihnachtskreis mit Epiphanie u. Sonntage danach
(p. 237)
VIIII. Kl. Ian. Vigilia nativitatis Dni. D(s. qui nos redemptionis)
(p. 242)
Bild der Geburt Christi: Die leere Krippe steht vor dem aus drei Säulen u. einem Kegeldach bestehenden Stall, in dem die Köpfe von Esel u. Ochs zu sehen sind, der Esel schaut nach links zur aufgerichtet im Wochenbett liegenden Maria, die das Wickelkind zu sich genommen hat, der Ochse schaut nach rechts zum sinnend auf einem Stuhl sitzenden Joseph. Die Krippe wird von einem auf Porphyrsäulen ruhenden hexagonalen Ziborium ohne Dach überfangen, vor dem die Eltern mit dem Kind sitzen. Darüber eine Wolkenbank u. vier Engelhalbfiguren, die das Gloria singen
(p. 243)
Ad missam, C(oncede quaesumus omps. Ds.), in Purpurfeld
(p. 273)
In Ypapanti ad missam ad scam. Mariam maiorem. O(mps. semp. Ds.)
p. 288
p. 289
In adnuntiatione sce. Mariae. D(s. qui hodierna)
p. 295-359 u. p. 400-414
Vorfastenzeit, Fastenzeit u. Karwoche
p. 415-438 u. p. 360-384
Osterkreis, Christi Himmelfahrt
(p. 362-364)
Non. Mai. Passio s. Wiboradae vir. B(eata Wiborada)
(p. 415)
Oratio in Sabb. sco. d(eus qui hanc sacratissimam noctem)
(p. 417)
Die Frauen am Grabe: im Zentrum der Komposition das Rundgrab, von dem drei Säulen zu sehen sind, darüber der Tambour u. die Laterne, vor dem Grab rechts sitzt der Engel auf dem Sarkophagdeckel u. spricht zu den zwei(!) von links kommenden Frauen, im Vordergrund fünf zu Boden gestürzte Wächter, teilweise schlafend, im Goldgrund grüne Bäume
(p. 418)
Dom. sci. Paschae. D(eus qui), wie
p. 243
(p. 375)
Himmelfahrtsbild: im dreizonig angelegten Bildraum oben Christus in der Mandorla stehend mit offenem Buch, die Rechte redend ausgestreckt, seitlich in den Wolken die Dreiviertelfiguren je eines Engels, zu Füßen Christi frontal Maria als Orans, die beiden Engel sprechen zu den Jüngern links u. rechts, nach oben weisend
p. 385-399 und 440-594
Pfingsten u. Sonntage danach
(p. 385)
Pfingstbild: die Jünger in mehreren Reihen sitzend, von einigen sind nur noch die Nimben u. die Flammen des Hl. Geistes zu sehen, Thronbank u. Suppedaneum durchgehend u. mit Steinschmuck verziert, dahinter erhebt sich eine Frons scenae mit Ecktürmen, einem Turm mit Anbau in der Mitte sowie zwei flankierenden Torbauten mit Laternen, hinter dem von Eckturm zu Eckturm durchgezogenen Quertrakt sind Mauerzinnen zu sehen, aus dem Wolkensegment des Himmels fliegt die Taube des Hl. Geistes herab u. sendet ihre goldenen Strahlen mit den sieben Gaben aus
(p. 564)
XVII. Kl. Nov. Depositio beati Galli confessoris Xpi. D(s. qui nobis beati Galli), große Initiale, im Bogen unsymmetrischer Mittelknoten durch Lösen des inneren Bandes, das Binnenmotiv entwächst den Bändern des Schaftes, ihn umschlingend, Blattenden in Form von Palmetten
Origin of the manuscript:
Die Hs. gehört zusammen mit Sang. 341 (Nr.
164) u. Sang. 338 (Nr. 162) zu einer
Gruppe von textlich u. künstlerisch eng verwandten Missalien mit getrennten
Corpora (Graduale, Sakramentar). Jedoch sind sie sowohl textlich keineswegs
sklavisch von einem Urexemplar abgeschrieben, als auch hinsichtlich der Zierseiten u. Bilder von einer Vorlage einheitlich kopiert. Jede der drei Hss. hat ihre textlichen u. künstlerischen Varianten. Dagegen sind der Schrift- u. Initialstil uniform. Sang. 338 bringt im Sakramentar im Gegensatz zu den beiden anderen Hss. Initialen mit farbigen Blüten, ein Versuch, der den Reichenauer Malern schon im 1. Viertel des 11. Jh. weit überzeugender gelungen war (vgl. den Hillinus-Codex oder das Limburger Evangeliar, Köln, Dom Hss. 12 u. 218). Im Sang. 340 sind sie, obwohl die Initialen von derselben Hand gemalt sind, verschwunden. Ähnliche Vorgänge sind an den Zierseiten Per omnia u. U(ere) D(ignum) zu beobachten. Sie fallen durch ihre vielen Abkürzungen auf, die von Sang. 338 zu Sang. 340 zunehmen. Auch die Capitalis u. Uncialis dieser Zierseiten sind in Sang. 340 fortgeschrittener, verzierter als in Sang. 338. Diese Entwicklung ist ohne weiteres einer Künstlerpersönlichkeit zuzumuten, die stets neue Anregungen aufnimmt. Auch hier wäre auf die Entwicklung im Reichenauer Skriptorium zu verweisen, das mit Hss. wie dem Missale Smith Lesouëf 3 der Pariser BNF um 1060-1080 sehr gut vergleichbare Beispiele bietet. Die Zusammengehörigkeit dieser St. Galler Hss. bekräftigen schließlich auch die Bilder, unter denen die Kreuzigung gegenüber der Geburt, Auferstehung, Himmelfahrt u. Pfingsten eine Sonderstellung hat. Der Bildtypus der Kreuzigung bleibt in Sang. 338, 340 u. 341 relativ konstant, wobei das Motiv des auf das Kreuz zuschreitenden Johannes in Sang. 340 am stärksten ausgeprägt erscheint. Dieser Typus folgt deutlich anderen Vorbildern als jener in Barb. lat. 711, fol. 69v (Nr. 147) oder Berlin theol. lat. fol. 2, fol. 3v (Nr. 156). Ebenso schwer eruierbar wie das Vorbild der Kreuzigung in Sang. 340 sind die Vorbilder zu den übrigen Miniaturen in Sang. 340 u. 341. Aber auch dafür dürften die Darstellungen der Geburt Jesu p. 242 sowie des Pfingstbildes p. 385 in Sang. 340 Aufschluss gebend sein. Wir stoßen hier, wie die Frons scenae des Pfingstbildes zeigt, auf eine byzantinische Vorlage aus der Zeit der Makedonischen Renaissance des 9.-10. Jh. Andererseits weist das Weihnachtsbild mit dem Ziborium über der Geburtshöhle von Bethlehem auf Bildtopoi hin, die heilige Stätten im Hl. Land zitieren. Dieses archäologische Interesse begegnete uns schon in Sang. 371 (Nr. 157). Vgl. Nr. 162 u. 164.
Munding, Kalendarien von St. Gallen 1948, S. 15, 28.
Knoepfli, Kunstgeschichte I, S. 44, 67-68.
Boeckler, Züricher Notkerbild, S. 162-165, Abb. 8, 11.
Ruth Meyer, Die Miniaturen im Sakramentar des Bischofs Sigebert von Minden, in: Studien zur Buchmalerei und Goldschmiedekunst des Mittelalters. Festschrift für Karl Hermann Usener zum 60. Geburtstag am 19. August 1965, hrsg. von Frieda Dettweiler, Herbert Köllner und Peter A. Riedl, Marburg an der Lahn 1967, S. 189-194, Abb. 18.
Turner, Sacramentaries of Saint Gall, S. 193-195.
Othmar Perler, Die Weihnachtsminiatur des St. Galler Cod. 340 und der konstantinische Memorialbau in Bethlehem, in: Bavaria Christiana, Zur Frühgeschichte des Christentums in Bayern (= Festschrift A.W. Ziegler, Deutingers Beiträge 27), München 1973, S. 129-140.
Johannes Duft, Weihnacht im Gallus-Kloster, St. Gallen u. Sigmaringen 31986, S. 58-64, 128f., Abb. S. 7.
Duft, Abtei St. Gallen I, S. 26, 108f., 111f., 252, 256f., Abb. 22, 23.