Wil, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, M 42
Manuscript title: , ›Engelberger Predigten‹, ›Fegfeuer des hl. Patricius‹, anonyme Predigten
Place of origin: Dominikanerinnenkloster St. Katharina in St. Gallen
Date of origin: wohl 1484 (vgl. Schrift und Hände)
Support: Papier. Varianten des Wasserzeichens ʻOchsenkopf mit Augen und Nüstern, Stange und Sternʼ, vgl. Piccard, Ochsenkopf-Wasserzeichen VII, 309, 432, 434 und 441 (Mitte/zweite Hälfte 15. Jh., belegt für den Oberrhein). Man findet manche dieser Varianten auch in einer anderen Hs. aus St. Katharina: Wil, Archiv des Dominikanerinnenklosters St. Katharina, Cod. M 21, s. dazu Mengis 2013, S. 295. Das Ochsenkopf-Wasserzeichen Piccard VII, Nr. 309 kommt außerdem in St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 1919, einer weiteren Hs. der ›Engelberger Predigten‹ aus demselben Konvent vor (s. dazu auch Schrift und Hände).
Extent:
III + 294 Bll.
Format: 205 x 140 mm.
Foliation: Die alte Foliierung mit römischen Zahlen von der Texthand reicht bis Bl. 264 und ist fehlerhaft: lxxxx wurde dreimal, lxxxxv und cxxx jeweils zweimal vergeben. Ab Bl. 265 moderne Bleistiftfoliierung mit arabischen Zahlen. Auch die Vorsatzblätter sind foliiert: A-C.
Collation: Bis auf den Vorsatz (zwei Doppelblätter, das erste Blatt als Spiegel an den Deckel geklebt) 25 Sexternionen. Bl. 61 besteht aus zwei zusammengeklebten Blättern. Bl. 152 ist beschädigt und etwa zur Hälfte abgerissen (mit Textverlust). Nach Bl. 290 (zweite Hälfte der letzten Sexternio) wurden drei Blätter herausgeschnitten, ein viertes als Spiegel auf den hinteren Deckel geklebt (ohne erkennbaren Textverlust). Wortreklamanten von der Texthand. In den Fälzen Reste einer dt. Pergamenturkunde des 15. Jh.s (s. auch überklebtes Makulaturblatt im Spiegel des Vorderdeckels) und einer mit Textualis geschriebenen lat. Pergamenthandschrift. Aufgrund des Vorhandenseins von Falzverstärkungen rechnet Mengis 2013, S. 123f. die Hs. M 42 (wie auch M 41 und Cod. Sang. 1919, zu diesen Hss. s. weiter unten) zu jenen Exemplaren, die stärker beansprucht waren, weil sie häufiger (etwa bei der Tischlesung) gebraucht wurden.
Page layout:
100/115 x 145/150 mm (die Schriftspiegeleinrichtung wird in der Regel nicht überschritten). 24-28 Zeilen.
Writing and hands: Anders als Mengis 2013, S. 302 bin ich der Ansicht, dass mindestens 2 Hände ihre Spuren in der Hs. hinterlassen haben:
Hand 1: Bl. Ar-v (die beiden unteren Registereinträge und der Randeintrag auf Bl. Ar sowie der Eintrag auf Bl. Av könnten von einer weiteren Hand stammen – vielleicht von jener, die den älteren Besitzvermerk im vorderen Spiegel besorgt hat);
Hand 2: Bl. 1r-290v (für Mengis 2013, S. 302 ist die Texthand lateingewohnt, eine m.E. nicht zwingende Annahme angesichts wiederholter Abschreibfehler, die ihr unterlaufen sind, vgl. die unten mitgeteilten Initien). Die laut Mengis 2013, S. 109, 117, 125f. und 299 nicht identifizierbare Hand 2, die auch für die gelegentlichen Korrekturen am Rand (meist Wortergänzungen) verantwortlich zeichnet, lässt sich außer hier in zwei weiteren, im Katharinenkloster von St. Gallen entstandenen Hss. (im oben genannten St. Galler Cod. Sang. 1919 und als Hand 1 in der durch Schreiberkolophon auf 1484 datierten Hs. Wil, Archiv des Dominikanerinnenklosters St. Katharina, Cod. M 41) nachweisen, in Hss., die nicht nur in puncto Schreiberhand, sondern auch in Bezug auf ihre Materialität (Art des Papiers) und Einrichtung (Seitenlayout, Einband) einander sehr ähnlich sind. Der Wiler Kodex M 41 (mit Ottos von Passau ›Die 24 Alten‹, vgl. Mengis 2013, S. 298-301 und ‚Handschriftencensus’ http://www.handschriftencensus.de/20779 [April 2012]) zeigt ihrerseits Gemeinsamkeiten zu einer anderen Hs. der Engelberger Predigten aus dem Katharinenkloster: St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 1066. Da M 41 auf dasselbe Jahr wie Cod. Sang. 1066 datiert, darf wohl auch die Entstehung von der Hs. M 42, die mit M 41, Cod. Sang. 1919 und Cod. Sang. 1066 so viel gemeinsam hat, auf diese Zeit angesetzt werden, d. h. auf das Jahr 1484. Dafür spricht auch die Tatsache, dass sich M 42 und Cod. Sang. 1919 komplementär zueinander verhalten: In ihrem Bestand der Engelberger Predigten gehen sie auf eine gemeinsame Vorlage *C zurück, der auch die 50 Jahre früher entstandenen Hss. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 1004 und Wil, Archiv des Dominikanerinnenklosters St. Katharina, Cod. M 47 ihre Auswahl der Engelberger Predigten verdanken (s. dazu Nemes 2012, S. 84-86 und demnächst den text- und überlieferungsgeschichtlichen Teil in der von Flückiger/Wetzel vorbereiteten Edition der Engelberger Predigten).
Hand 1: Bl. Ar-v (die beiden unteren Registereinträge und der Randeintrag auf Bl. Ar sowie der Eintrag auf Bl. Av könnten von einer weiteren Hand stammen – vielleicht von jener, die den älteren Besitzvermerk im vorderen Spiegel besorgt hat);
Hand 2: Bl. 1r-290v (für Mengis 2013, S. 302 ist die Texthand lateingewohnt, eine m.E. nicht zwingende Annahme angesichts wiederholter Abschreibfehler, die ihr unterlaufen sind, vgl. die unten mitgeteilten Initien). Die laut Mengis 2013, S. 109, 117, 125f. und 299 nicht identifizierbare Hand 2, die auch für die gelegentlichen Korrekturen am Rand (meist Wortergänzungen) verantwortlich zeichnet, lässt sich außer hier in zwei weiteren, im Katharinenkloster von St. Gallen entstandenen Hss. (im oben genannten St. Galler Cod. Sang. 1919 und als Hand 1 in der durch Schreiberkolophon auf 1484 datierten Hs. Wil, Archiv des Dominikanerinnenklosters St. Katharina, Cod. M 41) nachweisen, in Hss., die nicht nur in puncto Schreiberhand, sondern auch in Bezug auf ihre Materialität (Art des Papiers) und Einrichtung (Seitenlayout, Einband) einander sehr ähnlich sind. Der Wiler Kodex M 41 (mit Ottos von Passau ›Die 24 Alten‹, vgl. Mengis 2013, S. 298-301 und ‚Handschriftencensus’ http://www.handschriftencensus.de/20779 [April 2012]) zeigt ihrerseits Gemeinsamkeiten zu einer anderen Hs. der Engelberger Predigten aus dem Katharinenkloster: St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 1066. Da M 41 auf dasselbe Jahr wie Cod. Sang. 1066 datiert, darf wohl auch die Entstehung von der Hs. M 42, die mit M 41, Cod. Sang. 1919 und Cod. Sang. 1066 so viel gemeinsam hat, auf diese Zeit angesetzt werden, d. h. auf das Jahr 1484. Dafür spricht auch die Tatsache, dass sich M 42 und Cod. Sang. 1919 komplementär zueinander verhalten: In ihrem Bestand der Engelberger Predigten gehen sie auf eine gemeinsame Vorlage *C zurück, der auch die 50 Jahre früher entstandenen Hss. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 1004 und Wil, Archiv des Dominikanerinnenklosters St. Katharina, Cod. M 47 ihre Auswahl der Engelberger Predigten verdanken (s. dazu Nemes 2012, S. 84-86 und demnächst den text- und überlieferungsgeschichtlichen Teil in der von Flückiger/Wetzel vorbereiteten Edition der Engelberger Predigten).
Decoration: Rubriziert. Auf dem beschädigten Bl. 152 einfache blau-rote Blütenornamentik am linken und oberen Blattrand um die Initiale herum.
Binding:
Originaleinband des St. Galler Katharinenklosters vom Ende des 15. Jh.s: Braunes Leder auf Holz mit Streicheisenlinien. Im Rechtecksrahmen Rautenmuster, darin reiche Stempelung: vorne oben und rechts Maria mit Kind, links und unten Agnus dei mit Kreuz und Fahne; hinten Blätter und Blüten. Das auf den Spiegel eingeklebte Vorsatzblatt ist teilweise abgeschnitten. Auf dem auf dieser Weise frei gewordenen Holzdeckel sieht man den Abklatsch einer Urkunde in spiegelverkehrter Schrift, die als Makulatur auf den Innenspiegel des Vorderdeckels geklebt wurde (unter dem Vorsatzblatt erkennt man die Ränder des Makulaturblattes). Schließe abgerissen (Lederriemen und Halterung auf Vorderdeckel noch vorhanden). Papierschild auf dem Rücken (wohl aus dem 17./18. Jh. und nicht, wie von Mengis 2013, S. 171 suggeriert, vom Ende des 15., Anfang des 16. Jh.s) mit der Signatur N I (dieselbe Signatur auch bei Cod. Sang. 1919!) und einer kurzen Inhaltsangabe.
Main language: Ostalemannisch
Contents:
- Ar/v Register Hie finst du wz in disem buoch stat Unvollständig, bricht mit der Engelberger Predigt F 6/P 17 (Bl. 253v-258v) ab. Die Engelberger Predigt Ea 1/P 1 (Bl. 279v-289v) wurde (vielleicht von einer anderen Hand) am rechten Rand von Bl. Ar eingetragen. Anders als in der Überschrift auf Bl. 279v heißt es hier: an dem fierden sunnentag im aduent.
- Br-Cv Unbeschrieben
-
1r-151r
De reparatione hominis
dt.
Nach dem als die ewig wisshait des goetlichen vaters alli ding in im leben warend in zitliches liecht satz …–…
dz verlich ihesus cristus der engel kúng der mit dem vater und mit dem hailgen gaist lebt vnd richsnet ewklich amen.
Es handelt sich um einen bislang unbekannten Textzeugen, vgl. 2VL 6 (1987), Sp. 81-126 (Nigel F. Palmer) und 2VL 11 (2004), Sp. 978 (jeweils ohne diese Hs.). Zu meinem Fundbericht s. http://www.handschriftencensus.de/news (Eintrag vom 29. Dezember 2008). - 151v Unbeschrieben
-
152r-168r
Auslegung von Io 1,1-14
(anfangs fragm.)
In prin […] ioha […] Scho […] v […] er flor […] licher […] vff der […] das ie […] vng […] off […] g […] […] w […] stim gekúndet vnd […] ainen trost sinen iunge […] vf enthalt gaistlich Mit dem im selber an ietlicher vernúnftiger Mensch ainen gaistlichen gegenwurf sol machen sinen froeden ze stúr Wie die almechtikait an glichait hat in allen personen vnd die glichait ain ebenmaesig ewikait …–…
sunder der mensch ist da mit me geedlet das got mensch worden ist denn er vm das edel si das er mensch ist das englen vnd creatur enfroemd ist.
Auf Bl. 168v folgt ein kurzer, zitatreicher Schluss (Zitate u.a. aus Ps. 5 und 144, Sap 1): Amen amen spricht johannes vnd kain ander ewangelist das er warhait zogti die got selb ist … … Aber warhait ist for in allen an der sterki quod viri non ne fortior est veritas dixit adolescens Da von sol ich anderswa me sprechen Gedenkend min och dvrch got.
Im Register (Bl. Ar) als Predigt (bredi) ausgewiesen (ähnlich Mengis 2013, S. 302f.). -
169r-174r
Predigt über Io 4,7
>Disi bredi ist an dem fritag vor miter fasten<
Venit mulier samaritona haurie [sic] aquam Disi wort schribt der lieb sant iohans in dem iiii capitel die sprechend ze tútsch also Vff der statt samaria kam ain frow wasser schoepfen Wer sich git der geschoepft oder den creaturen des turst mag nieman erloeschen won die inwendikait der edlen sel die gotes enpfenklich ist …–…
dz ist von dem versuochen goetlicher gnade begert man ze komind zuo der trunkenhait der goetlichen klarhait zuo dem vrsprung helf vns got amen.
Überlieferung: Bern, Burgerbibliothek, Cod. 750 (olim: Braunau, Privatsammlung Eduard Langer, Ms. 475), Bl. 190r-193r — Dillingen, Studienbibliothek, Cod. XV 98, Bl. 166vb-169vb — Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. III.1.8° 22, Bl. 29v-36v (unvollständig). -
174r-178r
Predigt über Io 8,1
>Disi bredi ist an dem Samstag ze miter fasten<
Perrexit ihesus in monte [sic] oliveti et diluculo iterum venit in templum Dis wort schribt iohannes in dem achtenden capitel vnd sprechend die wort ze túsch also ihesus gieng vff den oelberg vnd do es begond tagen do kam er aber in den tempel bi dem tempel verstat man die inwendikait der sel die im got zuo ainem tempel vserwelt hat …–…
dz ist wz ich mit minem vnschuldigen tot Vm minen vater verdienet han dz solt du ewklich niessen des helf vns got amen.
Überlieferung: Bern, Burgerbibliothek, Cod. 750 (olim: Braunau, Privatsammlung Eduard Langer, Ms. 475), Bl. 193r-196r — Dillingen, Studienbibliothek, Cod. XV 98, Bl. 169vb-172rb. -
178r-191r
Predigt über Cn 6,9
>Disi bredi ist von sant marii magdalena<
Qve est ista Disi wort spricht der edelst gemachel cristus zuo siner lieben gespuntzen der hailgen cristenhait in dem buoch der hochen liebi in dem (Bl. 178v) vi capitel vnd die selben wort mag zuo aignen dem edlen glid der hailgen cristenhait dz mit sinem edlen smak dz hus der cristenhait mit an andren erfúlt hat …–…
dz wir nach disem leben da hin komind da si ist dz helf vns ir liebster gemachel vnser her ihesus cristus amen.
Überlieferung: Bern, Burgerbibliothek, Cod. 750 (olim: Braunau, Privatsammlung Eduard Langer, Ms. 475), Bl. 196r-204v — Dillingen, Studienbibliothek, Cod. XV 98, Bl. 172rb-180rb. -
191r-196v
Predigt über Lc 15,11
>Disi bredi ist am driten samstag in der fasten<
Es schribt sant lucas in dem ewangelio in dem xv capitel es wz an mensch der hat zwen sún der mensch ist von natur guetig darum verstond wir bi dem menschen vnsern heren ihesum cristum …–…
vnd ist wider funden worden dz ist den erwelten ewklich veraint dz wir also gotes huld erwerbint des helf vns die muoter der erbarmhertzikait amen.
Überlieferung: Bern, Burgerbibliothek, Cod. 750 (olim: Braunau, Privatsammlung Eduard Langer, Ms. 475), Bl. 204v-208v — Dillingen, Studienbibliothek, Cod. XV 98, Bl. 180rb-183vb. -
196v-225r
Predigt über Gal 5,24
>An dem xiijj sunentag<
Qui cristi sunt carnem suam crucifixerunt cum viciis et concupiscenciis ad galatas quinta Disi wort hat der lieb sant paulus geschriben allen den die riterschaft pflegen wellind vnder dem paner des himelschen kúnges ihesu cristi vnd sprechend in túsch also alli die vnsers heren ihesu cristi sint die habent ir flaisch oder iren lib gecrútzget mit súnden vnd mit boesen begirden dz legent die maister also vs alli di cristi sind dz ist (Bl. 197r) guot nach folger vnsers heren …–…
dz si ze warem frid komt zuo gantzer ruow vnd rast won dz si erkent vnd begert hat dz nússet si nun ewklich.
Überlieferung: Bern, Burgerbibliothek, Cod. 750 (olim: Braunau, Privatsammlung Eduard Langer, Ms. 475), Bl. 222v-239v — Dillingen, Studienbibliothek, Cod. XV 98, Bl. 197ra-214vb — München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 638, Bl. 99ra-109vb — Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2968, Bl. 220v-234v. - 225r-253r Predigt über 1 Cor 15,10 >Ain dem xj sunnentag< Gracia dei sum id Disi wort sprach der erwelt gotes sant paulus in der zit do er in die [sic] gesetzt vnd gekert wz vnd die gnad also kreftenklich (Bl. 225v) an im wurkt dz si nit allain an im frucht bracht …–… nach denen sond wir och vnser leben richten dz wir och mit in niesen werdint des helf vns die hailig trinitat.
-
253v-258v
›Engelberger Predigten‹, Predigt F 6/P 17 (V 9)
>An dem hailgen oster tag<
Hec es dises [sic] quam fecit dominus Dis ist hút der hochzitlich oestelich tag dz der kúnklich tempel her salomons froelich wider vf buwen ist …–…
dz wir dz froelich zit der gnaden also froelich in minn vnd in tugenden verzerind des helf vns got in siner ewigen glori.
Identifiziert von Stauffacher 1982, S. 7/27. - 259r-v Unbeschrieben
-
260r-279r
›Fegfeuer des hl. Patricius‹ (Fassung 2a)
In dem land ze inbernia was ain hailig bischof der hiess sant Patricius vnd was der erst bischof in dem land …–…
das drit ist starki begerung ze got das iiii ist an gotes dienst vnd an tugenden veben das v ist gantzi demuetikait.
Es handelt sich um einen bislang unbekannten Textzeugen, vgl. 2VL 2 (1980), Sp. 715-717 (Nigel F. Palmer) und 2VL 11 (2004), Sp. 437-438 (jeweils ohne diese Hs.). -
279v-289v
›Engelberger Predigten‹, Predigt Ea 1/P 1 (V 11)
>Jn dem ersten sunnentag des aduentz<
(Jn bis des durchgestrichen, vgl. Registereintrag)
Ego vox clamantis in deserto Ich bin an stim des rueffinden in der wuesti hant rúw so nachet úch dz rich der himel Nun ist gewonlich wenn an grosser her in an stat komen wil so sendet er sinen boten fúr …–…
dz er únser hertz entzúnd mit den fúr goetlicher minn dz wir niemer von im geschaidint in zit noch in ewikait.
Identifiziert von Stauffacher 1982, S. 7/27. -
289v-290v
Belehrungen
Hie vindestu guotter ler ain wenig der nim war Wiltu wissen den schaden den du da von nemst ob du ze vil haimlich bist Der erst schad ist dz du dester verlasner bist ain [sic] dinem leben …
- (Bl. 290r) Wiltu wissen den schaden den du dar ain [sic] hast dz du die lút ze lieb hast dz erst ist dz du nit erkenst wz dir ald in úbel stat … Wiltu wissen den schaden der da von komt dz dir die lút ze vmer sind … Wiltu wissen den schaden dz du der selb vil liebi wilt machen vnder den lúten
- (Bl. 290v) Wiltu wissen den schaden da von dz du mangerhand lút rat nach folgenst … Ain dur naechtig mensch sol alle sine werk setzen vff dri stainen …–… vnd die tugend zuo ainer gewonhait werdent.
Origin of the manuscript: Dominikanerinnenkloster St. Katharina in St. Gallen (vgl. Schrift und Hände). Mengis 2013, S. 157 erwägt, die in der Hs. versammelten Predigten könnten von Johannes Scherl OP, dem Beichtvater und Lesemeister des Konvents in der Zeit zwischen 1477 und 1496, verfasst worden sein. Das ist unwahrscheinlich, denn die meisten Predigten lassen sich anhand der oben aufgeführten Parallelüberlieferung deutlich vor der Seelsorgetätigkeit von Scherl in St. Katharina datieren. Die Predigten auf Bl. 169r-225r bilden dabei insofern eine Überlieferungseinheit, als sie in derselben Reihenfolge in zwei anderen Hss. enthalten sind (s. dazu meine Ausführungen zur Überlieferungsgeschichte der Engelberger Predigten in der von Flückiger/Wetzel vorbereiteten Edition).
Provenance of the manuscript: Dominikanerinnenkloster St. Katharina in St. Gallen, vgl. Besitzeintrag vom Ende des 15. Jh.s auf dem vorderen Spiegel: Dis buoch gehoert den frowen ze sant katherinen ze sant gallen (zur Schreibenhand siehe oben). Darunter Besitzeintrag des 16. Jh.s: Gehört in St. Catharina Closter vor wayl (von derselben Hand wie der vergleichbare Besitzervermerk in Cod. Sang. 1919).
Bibliography:
- Vogler, M. Thoma (Katharina): Geschichte des Dominikanerinnen-Klosters St. Katharina in St. Gallen 1228-1607, Freiburg (Schweiz) 1938, S. 249, Nr. 67.
- Stauffacher, Mathias: Untersuchungen zur handschriftlichen Überlieferung des ›Engelberger Predigers‹, Diss. Basel 1982, S. 7/27-30 (online: http://doc.rero.ch/record/9746).
- Nemes, Balázs J.: Re-Skript und Re-Text – Wertlos und entstellt? Oder: Über die guten Seiten einer ‚schlechten‘ Eckhart-Handschrift (Ein Fundbericht), in: Zeitschrift für deutsche Philologie 131 (2012), S. 73-102, bes. S. 84-86 (S. 84: statt "1488" lies "1484").
- Mengis, Simone: Schreibende Frauen um 1500. Scriptorium und Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina St. Gallen (Scrinium Friburgense 28), Berlin 2013, S. 301-303.
- Die ›Engelberger Predigers‹. Edition und Textgeschichte, hg. von René Wetzel und Fabrice Flückiger in Verbindung mit Balázs J. Nemes und Mathias Stauffacher (Kulturtopographie des alemannischen Raums), de Gruyter: Berlin/Boston (in Vorbereitung).
Externe Ressourcen:
- ‚Handschriftencensus’ http://www.handschriftencensus.de/20775 (Balázs J. Nemes, April 2012).