Bern, Burgerbibliothek / Cod. A 9 – Biblia latina (Vulgata) / Front cover |
Homburger, Otto: Die illustrierten Handschriften der Burgerbibliothek Bern, Bd. 2. (Bern, um 1960) [unpubliziertes Typoskript]. Redigiert und ergänzt von Charlotte Denoël und Florian Mittenhuber, Februar 2014.
Rubriziert; sparsame hellrote Strichelung, im NT ausführlicher, einige Incipit-Zeilen wechselnd in Rotorange und Schwarz. Am Anfang der Bücher in der Regel rote, bisweilen schwarze Initialmajuskeln, gefüllt mit gröberem oder subtilerem Bandgeflecht, mit Mäandermotiven oder mit alternierenden Wellenranken, die in dem mit Tinte gefüllten Grund ausgespart, mitunter dann noch rot getönt wurden; dazu gesellen sich an den Enden gelappte und nach französischer Art geäderte Halbpalmetten oder lose verflochtene, schmale Bänder, die sich an den Ecken zu Tierköpfen oder hornartigen Voluten vereinigen und mitunter Schösslinge oder Blätter aussenden; auch längliche Vollpalmetten kommen vor. Die Innenfelder und die Räume zwischen den verflochtenen Bändern und Ranken sind rotorange, ockergelb oder schieferblau koloriert. Einige Buchanfänge in schwarzen Balken, mit weiss ausgesparten Majuskeln (einige in Ligatur oder eingeschrieben): f. 3va, 74rb, 152ra, 155rb; 155vb, 225vb, 232vb, 242rb, 252vb, 304vb, rot verziert f. 164ra. Unter die franko-sächsischen mischen sich germanische Einflüsse, besonders gut zu erkennen bei der Initiale auf f. 252v, die mit orangem Flechtornament geschmückt ist und in dornigen Knospen endet.
Erhalten sind Initialen zu den Büchern Genesis f. 3va, Leviticus f. 20rb, Numeri f. 28rb, Iudices f. 55vb, Könige 4 f. 89vb, Jeremias (Vorrede und Text) f. 110ra, Baruch f. 125ra, Lamentationes f. 127ra, Ezechiel (Vorrede und Text) f. 128va, 12 Propheten f. 143ra–b, 145ra–b, 146ra, 147va–b, 148ra, 148va, 149va–b, 150ra–b, 150vb, 151va, 152ra, 154va, Hiob (Vorrede und Text) f. 155rb und vb, Psalmen (viele kleine Initialen, grössere: f. 164ra, 174ra, 175va–b, 177ra, 177va), Proverbia (Vorrede und Text) f. 180vb und 181ra, Ecclesiastes f. 186rb, Canticum canticorum f. 188va, Sapientia f. 189va, Ecclesiasticus (Vorrede und Text), f. 193va–b, 200rb, Daniel (Vorrede und Text) f. 201ra–b, Paralipomenon 1 (Vorrede und Text) f. 207ra und va, Paralipomenon 2 f. 215rb, Ezra, Vorrede f. 225rb, Esther (Vorrede und Text) f. 232va und vb, Machabaeorum 1 (Vorrede und Text) f. 242rb, Machabaeorum 2 f. 252vb, Matthaeus (Vorrede) f. 259rb, Markus (Vorrede) f. 268va, Lukas (Text) f. 274va, Johannes (Vorrede) f. 284ra, Epistulae Pauli f. 291va, 293vb, 295ra, 296ra, 297ra, 297vb, 298ra, 298vb, 299vb, 300va, 301ra, 304ra, 304vb, 305vb, 306rb, Apocalypsis (Vorrede und Text) f. 316rb und va.
Zahlreiche Initialen – wahrscheinlich die kunstvolleren – sind ausgeschnitten worden (jeweils mit Textverlust auf den Rückseiten), nämlich diejenigen zur Vorrede des Hieronymus f. 3ra, zu Exodus f. 17ra, zu Deuteronomium f. 39rb; zur Vorrede zu Josua f. 49ra; zu Josua f. 49rb, zu Ruth f. 62va, zur Vorrede zum Buch Könige f. 64vb, zu Könige 1 f. 65rb, zu Könige 2 f. 74rb, zu Könige 3 f. 81rb, zu Jesaias f. 97va, zu Psalm 28 f. 166vb, zu Psalm 31 f. 167rb, zu Psalm 43 f. 168vb, zu Psalm 58 f. 170va, zu Psalm 108 (nur senkrechter Schaft) f. 176vb, zu Psalm 125 f. 178vb, zu Psalm 130 f. 179ra, zur 2. Vorrede der Paralipomena f. 207rb, zu Esra f. 225vb, zu Matthäus f. 259va, zu Markus f. 268va, zur Vorrede zu Lukas f. 274rb, zu Johannes f. 284rb, zum Hebräerbrief f. 301rb, zwei weitere zum Judasbrief und zur Apostelgeschichte f. 307v, zur Vita S. Johannis f. 320vb; defekte Blattränder: f. 323 untere Ecke, f. 324 innerer Teil.
Zweifellos wenig später [11. Jahrhundert] ist die Initiale >B< zum Psalterium, Versio hebraica f. 323ra: Flechtwerk-Inititiale, geometrisch konstruiert, mit zwei beissenden Hundeköpfen in Hellgrün und Hellrot. Der Buchstabe unterscheidet sich – trotz Verwendung gleicher Motive – von den übrigen, an altertümlichere Gepflogenheiten anknüpfenden Initialen durch klare Gliederung und Strenge des Aufbaus, ebenso wie durch die gepflegtere Farbgebung.