Sion/Sitten, Archives du Chapitre/Kapitelsarchiv
Das Antiphonar mit Notation, dessen Text dem Sittener Ordinarius entspricht, enthält den Winterteil des Proprium de tempore sowie als Anhang das Officium Defunctorum. Geschrieben wurde der aus zwei Teilen bestehende Pergamentcodex vermutlich im Jahr 1347 von derselben Hand, von der auch der Codex Ms. 2 aus dem Sittener Kapitelarchiv stammt.
Online seit: 21.12.2010
Von der gleichen Hand wie der Codex Ms. 1 aus dem Sittener Kapitelarchiv stammt das Antiphonar mit Notation aus dem Jahr 1347. Die Handschrift beinhaltet das Officium visitationes BMV, das Proprium de sanctis (Andreas bis Katharina), das Commune sanctorum sowie – in einem später hinzugefügten Teil – weitere kürzere Texten. Wie das Proprium de tempore im Codex Ms. 1 entspricht auch der Text in diesem Antiphonar dem Sittener Ordinarius.
Online seit: 21.12.2010
Diese Handschrift, der die zwei ersten Blätter fehlen, enthält auf der Versoseite des letzten Blattes (299v) ein Kolophon. Dieses Kolophon aus dem 13. Jahrhundert teilt uns mit, dass die dreibändige Bibel von Valère um 1195 anlässlich der Epiphaniefeier von Willencus von Venthône, Dekan der unteren Kirche Unserer Lieben Frau von Glarier, an die Sittener Kanoniker Gemeinde verschenkt wurde. Das Werk kann mit gewissen Kartäuser-Bibeln in Verbindung gebracht werden, besonders mit einer vierbändigen Bibel, die einer Tochter der Grande Chartreuse gehört hatte (Grenoble, B.M., Mss 14, 13, 25, 15 rés. (19-21 und 25)). Tatsächlich stimmt die Anordnung der alttestamentlichen Bücher der Bibel von Valère in allen Punkten mit derjenigen der "Bibel in vier Bänden überein". Des Weiteren ist die Initiale des Buches Genesis in der Bibel aus Sitten praktisch identisch mit dem "I" der Genesis dieser Kartäuser-Bibel.
Online seit: 13.10.2016
Diese Handschrift, welche am Ende beschädigt ist, gehört zur Gattung der Riesenbibeln, welche in Zentralitalien zwischen der Mitte des 11. und der Mitte des 12. Jahrhunderts im Kontext der sogenannten Gregorianischen Reform entstanden sind. So, wie sie uns überliefert wurde, stellt diese Handschrift den ersten Band einer vollständigen Bibel dar, welche in zwei einzelnen und eigenständigen Bänden verwirklicht wurde. Der zweite Band ist jedoch bis heute verschollen. Die Riesenbibel von Sion enthält den ersten Teil des Alten Testaments der Vulgata: der Oktateuch (Genesis, Exodus, Leviticus, Numeri, Deuteronomium, Josua, Richter, Ruth), die Könige, die grossen Propheten, die zwölf kleinen Propheten, Job und lückenhafte Psalmen des Schlussteils (Ps 1-93,22a). Die Bibel wurde seit ihrer Entstehung im Kapitelsarchiv von Sion aufbewahrt, dem sie vermutlich vom Bischof Ermenfroid (1055-1087/1092) geschenkt wurde. Er gehörte zu den Haupt-Begründern der Gregorianischen Reform in den Diözesen des zweiten Königreichs von Burgund.
Online seit: 21.12.2010
Für den Sittener Bischof Wilhelm von Raron (Guillermus de Rarognia) († 1451) schrieb Johannes Thieboudi im Jahr 1439 das Missale Speciale Sedunense. Der Pergamentcodex beinhaltet neben einem Kalendar zwei Propria de tempore (Nativitas Domini bis De corpore Christi sowie 1. Adventssonntag bis Palmsonntag), den Ordo et canon missae, das Commune sanctorum, das Proprium de sanctis (Hilarius bis Thomas Apostel), die Missae pro defunctis. In einem Anhang finden sich zudem drei Votivmessen.
Online seit: 21.12.2010
In diesem Sammelband befinden sich juristische Texte hauptsächlich aus der Zeit vor Accursius (erste Hälfte des 13. Jahrhunderts): die Dissensiones und die Insolubilia von Hugolinus de Presbyteris; die Quaestiones von Pillius de Medicina, von Azo, von Roffredus Beneventanus und andere, von ungewisser Zuordnung; der Libellus de iure civili, der Tractatus de bonorum possessione und der seltene Tractatus de pugna von Roffredus Beneventanus; der Tractatus de reprobatione instrumentorum und die Summa arboris actionum von Pontius de Ilerda; einige lecturae über Titel und Fragmente des Digestum Novum; die Brocarda von Azo; die Summula de testibus von Albericus de Porta Ravennate; ein anonymer Tractatus de testibus; der Libellus disputatorius von Pillius de Medicina; Fragmente des Notabilia über das Decretum von Gratian und über das Corpus iuris civilis; der ordo iudiciorum ‘Olim’; ein Teil des Catalogus praescriptionum, der während einer gewissen Zeit Rogerius zugeschrieben wurde und der ordo iudiciorum ‘Quicumque vult’ von Johannes Bassianus.
Online seit: 23.06.2016
Dieses Decretum von Gratian ist die Kopie eines Archetyps, der einen 'archaischen' Text aus der Σ-Gruppe enthielt und eine reduzierte Anzahl von paleae im Text umfasste, die zum Teil während einer späteren Epoche integriert wurden. Der Kodex war in mehreren Schulen in Italien und in Südfrankreich benutzt worden. In der ersten Glossenschicht findet sich eine Kopie der Glossa ordinaria von Johannes Teutonicus (veröffentlicht 1215/16), in weiteren Schichten findet man eine Kopie der additiones von Bartolomäus von Brescia über die Glossa ordinaria, von mehreren Händen angefertigt, sowie Glossen von Kanonisten hauptsächlich aus dem 13. und dem 14. Jahrhundert.
Online seit: 23.06.2016
Die Handschrift ist eine systematische Kirchenrechtssammlung, die um 800 im Rahmen der karolingischen Kirchenreform in Lyon entstanden ist. Diese Sammlung heisst nach ihrem ersten Herausgeber, dem Franzosen Jean-Luc d’Achéry, „Dacheriana“. Sie ist in einer karolingischen Minuskel der ersten Hälfte des 9. Jhs. geschrieben und ist die älteste Handschrift der Bibliothek des Kapitelsarchivs von Sitten, wo sie sich mindestens seit dem 16./17. Jh. befindet (Besitzeintrag auf f. 2r).
Online seit: 21.12.2010