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Teilprojekt: Braginsky Sammlung auf e-codices

Beginn: Dezember 2014

Status: Laufend

Finanziert durch: René und Susanne Braginsky Foundation

Beschreibung des Teilprojekts: Die Sammlung hebräischer Handschriften des Zürcher Sammlers René Braginsky wird allgemein als eine der weltweit grössten privaten Sammlungen von hebräischen Handschriften angesehen. Sie enthält auch eine schöne Anzahl von erlesenen Frühdrucken. Die Sammlung umfasst nicht nur Handschriften, die vor und nach der Entstehung des Buchdrucks geschrieben wurden, sondern auch einige hundert illuminierte Heiratsurkunden und Esther-Rollen. 2009 wurden einige hundert Glanzstücke der Sammlung in einer Wanderausstellung in Amsterdam, New York, Jerusalem, Zürich und Berlin ausgestellt. Seit 2014 werden Dokumente dieser Sammlung auf e-codices publiziert. Das Projekt wird grosszügig unterstützt von der René und Susanne Braginsky Foundation.

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Zürich, Braginsky Collection, K114
Papier · 1 f. · 36.7 x 51.8 cm · Shanghai · 12. Januar 1947
Ketubba (כתובה)

Das Heiratsversprechen zwischen Wilhelm Goldstein und Paula See in Shanghai wird vor den beiden Zeugen Max Neumann und Gustav Lehmann und Bernhard Cohn, dem Anwalt der „Jüdische[n] Gemeinde. Communal Association of Central European Jews. Shanghai“ in chinesischer Schrift bezeugt. Im Unterschied zu den anderen Hochzeitsverträgen der Braginsky Collection handelt es sich hier nicht um ein jüdisch-religiöses Schriftstück, sondern um ein amtliches Dokument, das das Jawort eines aus den deutschsprachigen Ländern vor der Verfolgung geflüchteten Paares festhält. In Shanghai haben rund 18‘000 Juden den Holocaust überlebt. (flu)

Online seit: 12.12.2019

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Zürich, Braginsky Collection, S2
Pergament · 1 f. · 11.4 x ? cm · Schriftrolle: Venedig?, Mitte des 18. Jahrhunderts / Hülse: Ioannina, Griechenland, zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Diese italienische Estherrolle aus der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde höchstwahrscheinlich in Venedig gedruckt und handkoloriert. Sie wird in einer zylindrischen, mit floralen Motiven geschmückten Hülse aus feinen Filigrandrähten aufbewahrt, die typisch ist für die späteren und feineren Arbeiten der Ioanniner Silberschmiede. (red)

Online seit: 20.12.2016

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Zürich, Braginsky Collection, S7
Pergament · 1 f. · 9.5 x 243 cm · Elsass · zweite Hälfte des 18. Jahrhundert
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Die Esther-Geschichte in dieser Megilla wird nicht wie ein Historiendrama, sondern mehr wie eine witzige Persiflage behandelt. Die Eigenschaften des Lebens elsässischer Juden werden in der Verzierung der Rolle festgehalten: die skurrilen Bilder umfassen Bauernfiguren in farbenfrohen Trachten und Abspiegelungen von Volkshumor. Lebhafte Figuren, zum Teil spazierend und mit einem Stock in der Hand, werden abwechselnd mit Menschenbüsten und Eulen, wobei der Text auf oktogonale, ca. 6 cm hohe Rahmen verteilt ist. Die wenigen bekannten elsässischen Megillot weisen mehrere markante Unterschiede auf, wie etwa eine Palette von hellen Gelb-, Rot- und Grüntönen, stämmige, robuste Gestalten und grosse, leuchtend bunte Blüten. In dieser Estherrolle tragen die Frauen rote oder blaue Gewänder mit gelben, vorne geschnürten Miedern, während die Männer unter anderem mit traditionellen weissen Halskragen, roten oder blauen Mänteln mit Culotten und mit verschiedenen Hüten dargestellt sind. (red)

Online seit: 13.10.2016

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Zürich, Braginsky Collection, S8
Pergament · 1 f. · 8 x 88 cm · Italien · Schriftrolle: Italien, 18. Jahrhundert / Hülse: Venedig oder Rom, 17. Jahrhundert
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Jüdische zeremonielle Objekte aus Gold, wie diese Megillahülse, sind aussergewöhnlich selten, da Gegenstände für den synagogalen oder privaten Gebrauch normalerweise aus Silber oder aus weniger wertvollem Material angefertigt wurden. Die zylindrische Hülse dieser Schriftrolle wurde mit feinen Filigranornamenten verziert. Aus einer Vase in der Mitte wächst eine grosse, naturalistische und blühende Ranke mit Zweigen und Blüten, die sich über die verzierte Oberfläche der Hülse erstrecken. Grosse Blüten stützen oder rahmen Gegenstände ein, die mit dem Tempel in Jerusalem assoziiert werden. Obwohl diese Motive häufig auf verschiedenen italienisch-jüdischen Kultgegenständen aus Metall gefunden werden, haben sie mit der Esther-Geschichte keine direkte Verbindung. Dazu erscheinen die Zehn-Gebote-Tafeln über dem grössten floralen Motiv, einem Kranz aus kleinen Blumen, die an Sonnenblumen erinnern. Es sind zwei ähnliche Hülsen dieser Art bekannt, die zweifellos vom gleichen Künstler geschaffen wurden. Sie werden nach Rom oder Venedig lokalisiert und ins 17. Jahrhundert datiert. Diese ungeschmückte Schriftrolle stammt wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert. (red)

Online seit: 22.03.2017

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Zürich, Braginsky Collection, S12
Pergament · 1 + 1 f. · 22.2 x 137 cm + 22.8 x 17.4 cm · Italien · um 1775
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Diese Megilla ist mit handgemalten, sich wiederholenden architektonischen Mustern versehen. Der Text steht abwechselnd zwischen geraden und gewundenen Marmorsäulen. Die italienischen Juden assoziierten gedrehte Säulen mit den Säulen des Salomon-Tempels, von denen sie glaubten, sie seien von Titus nach Rom gebracht und später im Petersdom platziert worden. Im Stil gleicht diese Schriftrolle den illuminierten Ketubbot, die in Ferrara und Mantua hergestellt worden waren. Zu dieser Schriftrolle gehört ein separates Pergamentblatt, das zusätzlich zu den Segenssprüchen den liturgischen Hymnus Kore Megilla enthält, den die italienischen Juden oft rezitierten. Die Rabbis waren sich nicht einig, ob eine Estherrolle auch anderen Text als das Buch Esther enthalten dürfe. Dies führte in einigen Gemeinden zur Praxis, für die drei traditionellerweise vor der Lesung der Megilla rezitierten Segenssprüche ein ungebundenes Blatt zu erstellen. (red)

Online seit: 22.03.2017

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Zürich, Braginsky Collection, S13
Pergament · 1 f. · 24 x 225 cm · Venedig · 1746
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Der Schmuckrahmen dieser Estherrolle wird von barocken Arkaden dominiert, die vier deutlich verschieden gemusterte Säulen aufweist. Über die Bögen zieht sich eine Balustrade, die Blumenvasen, leere Schilder, florale Ornamente und verschiedene Vögel trägt, unter anderem einen doppelköpfigen und gekrönten Adler und einen Pfau. Unter jede der neunzehn Textspalten wurden Szenen aus der Esther-Geschichte gesetzt. Der gedruckte Rahmen dieser Schriftrolle wurde vom italienischen Gelehrten, Künstler und Verleger Francesco Griselini (1717-1787) entworfen, dessen gedruckte Rahmenmuster im Italien des 18. Jahrhunderts sehr beliebt waren. Griselini widmete sich in diesen Zeichnungen speziell dem architektonischen Rahmen und der räumlichen Perspektive. Die gedruckte Unterschrift des Künstlers kann in der linken unteren Ecke jedes Blattes gefunden werden. Die letzte Szene, unter dem Schlussbogen, wird auf illustrierten Estherrollen nur selten gefunden. Gezeigt wird der auf einem Esel reitende Messias, der die Rückkehr der vertriebenen Juden nach Jerusalem verkündet. Der Text dieser Schriftrolle wurde vom versierten Schreiber-Künstler Arje Leib ben Daniel geschrieben. In seinem Eintrag, der den Segenssprüchen am Ende folgt, informiert er den Leser, dass er diese Schriftrolle in Venedig, im Winter des Jahres 1746 geschrieben habe. (red)

Online seit: 22.03.2017

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Zürich, Braginsky Collection, S17
Pergament · 1 f. · 27.6 x 227 cm · Amsterdam · um 1675
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Diese reich illustrierte holländische Schriftrolle zeichnet sich vor allem durch ihre 38 in Sepia ausgeführten Zeichnungen aus. Die Dekoration der Schriftrolle beginnt mit einem Triumphbogen, der an römische Triumphbögen erinnert, die vom 15. bis zum 19. Jahrhundert europaweit für kaiserliche Feierlichkeiten konstruiert worden waren. Die Schriftrolle enthält ausserdem einige ungewöhnliche Darstellungen. Eine davon zeigt Mordechai als Gelehrten, der vor einer Bücherwand steht, was eventuell eine rabbinische Tradition reflektiert und seine beachtenswerte Kenntnisse von 70 Sprachen zeigen soll, die ihm dabei halfen, die Verschwörung gegen Ahasuerus aufzudecken. Eine weitere auffallende Illustration stellt zwei tanzende und musizierende Zwerge dar, die damit ihrer Freude über die Rettung der Juden Ausdruck geben. (red)

Online seit: 22.03.2017

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Zürich, Braginsky Collection, S24
Pergament · 1 f. · 22.2 x 176 cm · Norddeutschland · um 1750
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Diese Megilla aus dem 18. Jahrhundert wurde in Niedersachsen hergestellt und verweist in der Art ihrer folkloristischen Kunst, ihrer Ausschmückung und ihrer Farbpalette auf andere Megillot aus dieser Region. Das charakteristischste Bild in dieser Schriftrolle zeigt die Hängung Hamans. In Ketten gebunden hängt er vom Galgen. Eine giftige Schlange, Symbol des Bösen, windet sich oben um den Pfosten, unten dargestellt ist ein doppelschwänziger Löwe, die allegorische Verkörperung des jüdischen Volkes, der ein gekröntes Schild hält und hinauf auf die Hinrichtung blickt. Diese Megilla aus der Braginsky Collection ist eine von drei ähnlichen deutschen Schriftrollen, die charakteristische Bilder des gehängten Hamans enthalten. Inschriften zu Beginn und am Ende der Rolle weisen auf Berel, Sohn des Abraham Neumark aus Hamburg, als ihren Besitzer hin. (red)

Online seit: 22.03.2017

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Zürich, Braginsky Collection, S25
Pergament · 1 f. · 16.7 x 176 cm · Amsterdam · 1701
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Die Besonderheit dieser Estherrolle (auf 4 Blättern mit 16 Textkolumnen) sind die detaillierten Darstellungen des Buch Esther mit Einbezug von Motiven der Midrasch-Literatur. Diese bezeugen eine gute Kenntnis der Bibel und der rabbinischen Kommentare. Die Darstellung der Juden im Festtagsgewand mit Barett und weissem „Judenkragen“ verweisen auf ein westeuropäisches Milieu. Tatsächlich ist die Rolle in Amsterdam entstanden. Der Schreiber dieser frühen und prototypischen Megilla mit gedrucktem Schmuckrahmen, Jakob aus Berlin, trug sich im Eingangsabschnitt mit Namen ein und datierte die Handschrift auf das 18. Jahrhundert. (flu)

Online seit: 08.10.2020

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Zürich, Braginsky Collection, S26
Pergament · 1 f. · 15 x 183 cm · Osmanisches Reich · um 1800
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Eröffnet wird die Rolle (auf fünf Blättern mit 13 Textkolumnen) durch eine eindrucksvolle Sonnenscheibe, umgeben von den Tierkreiszeichen. Der Monat Adar wird besonders hervorgehoben, da in diesem im Zeichen der Fische stehenden Monat die Vernichtung der Juden stattfand. Jede Kolumne beginnt möglichst mit dem Wort ha-melech (der König), was einerseits im Buch Esther den König Ahasverus bezeichnet, aber auch eine Anspielung auf den nie explizit genannten und doch allgegenwärtigen Gott ist. Die Silberhülse von circa 1800 wird von einem Blüten- und Blätterstrauss gekrönt, der sich ähnlich auch auf Toraaufsätzen (Rimmonim) und anderen Judaica-Metallobjekten des Osmanischen Reichs finden lässt. (flu)

Online seit: 08.10.2020

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Zürich, Braginsky Collection, S27
Pergament · 1 f. · 13.1 x 417 cm · Amsterdam · um 1641
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Die in Amsterdam um 1641 geschaffene Estherrolle (auf 7 Blättern und 49 Textkolumnen) enthält einen gedruckten Zierrahmen, der von Salom Italia gestochen wurde (siehe seine Signatur zu Beginn der Rolle „Salom Italia sculp[sit]“ (Salom Italia hat es graviert). Seine Rahmengestaltungen haben die illustrierten Megillot in ganz Europa geprägt. Die Druckplatte, die sich mehrmals über die gesamte Länge der Rolle hinweg wiederholt, umfasst vier Architekturbogen. Auf jedem durchbrochenen Halbkreisbogen über den Architraven lagern zwei Frauen mit Palmzweig. Landschaftsminiaturen erscheinen in den Supraporten und auf den Sockeln der Ganzfiguren, die Ahasverus, Esther, Mordechai und Haman darstellen. Die Szenen orientieren sich an zeitgenössischen Landschaftsmotiven und verbinden so den jüdischen Text mit der allgemeinen visuellen Kultur seiner Zeit. (flu)

Online seit: 08.10.2020

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Zürich, Braginsky Collection, S36
Pergament · 1 f. · 31.8 x 239.5 cm · Prag · um 1700
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Die gedruckte Rahmengestaltung für diese Estherrolle (auf vier Blättern mit 15 Textkolumnen) wurde vom Graveur Paul-Jean Franck, einem nichtjüdischen Künstler in Prag, geschaffen und ist somit eines der seltenen Exemplare dieser Art, die nicht aus den beiden Druckzentren Venedig oder Amsterdam stammen. Zu Beginn und am Ende der Rolle werden in vertikaler Reihenfolge insgesamt sieben Episoden aus dem Buch Esther dargestellt. Am Anfang: Ahasverus auf dem Thron, während Mordechai und Haman vorbeigeführt werden; Mordechai übergibt Hatach das Vernichtungsdekret; der König im Zelt. Am Ende: die Purimfeier; die Beschuldigung Hamans durch Esther; Mordechai und der König; Mordechai, wie er die Einsetzung des Purimfests in einem Schreiben an die Juden festhält. Auf den Kapitellen über den gedrehten Säulen werden weitere Szenen gezeigt. (flu)

Online seit: 08.10.2020

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Zürich, Braginsky Collection, S41
Pergament · 1 f. · h: 9.8 cm · Jerusalem oder Osmanisches Reich · um 1920
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts könnte diese Estherrolle (auf sechs Blättern mit 35 Textkolumnen) als Versuch gelten, unter Einbezug von orientalistischen und Jugendstil-Elementen einen nationaljüdischen Stil zu schaffen. Die Herkunft könnte demzufolge in Jerusalem liegen, obwohl auch andere Zentren im Osmanischen Reich in Frage kommen. Die Hülse ist kunstvoll aus Elfenbein geschnitzt, die Megilla wurde in lebhaften Farben gemalt und enthält florale Motive, wie sie in orientalischen Handschriften häufig zu finden sind. (flu)

Online seit: 08.10.2020

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Zürich, Braginsky Collection, S45
Pergament · 1 f. · 23 x 224 cm · Mitteleuropa · 18. Jh.
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Das dekorative Programm dieser Estherrolle (auf 4 Blättern mit 16 Textkolumnen) wurde von der gedruckten Rahmengestaltung der Braginsky Megilla S25 übernommen. Die Segenssprüche am Anfang der Rolle sind von Figuren und Episoden der Esther-Geschichte umgeben: oben Ahasverus und Esther auf dem Thron, flankiert von Hofleuten, darunter rechts die Verschwörer und links Haman am Galgen, unten rechts Mordechai im Tor des Palasts und links Esther und Mordechai beim Verfassen der Briefe mit den Anordnungen für das Purimfest. Die sechseckige Hülse aus getriebenem Silber wurde 1806 angefertigt und gehörte Rabbi Ephraim Fischel von Rozdol in Ostgalizien. (flu)

Online seit: 08.10.2020

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Zürich, Braginsky Collection, S54
Pergament · 1 f. · 22.8 x 173 cm · [Wien] · [um 1740]
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Diese Schriftrolle enthält eine der am erlesensten ausgeführten Reihe von Illustrationen, die in verzierten Megillot gefunden werden können. Der äusserst versierte Künstler Wolf Leib Katz Poppers modellierte detaillierte Figuren, Szenen und Tiere mit filigranen Parallel- und Kreuzschraffuren, was einen Effekt erzeugt, der den Kupferstichen aus zeitgemässen Büchern sehr ähnlich ist. Die Textspalten, die zwischen einer Blattrankenbordüre mit Tieren am oberen Rand und einer ähnlichen mit Vögeln am unteren Rand platziert sind, werden durch acht Grossfiguren aus der Esther-Geschichte unterteilt. Unter jeder dieser Figuren befindet sich eine kleine Vignette, die Szenen aus der Purim-Geschichte zeigt. Es ist ungewöhnlich, dass die gekonnt gezeichneten Figuren, die diese Schriftrolle verzieren, in Gewänder des osmanischen Hofes gekleidet sind. Die Auswahl dieser Art von Kleidung ist verblüffend, und die vielleicht überzeugendste Begründung dieser Kombination ist, dass die Rolle für ein Mitglied der kleinen, aber wohlhabenden Gemeinde türkischer Juden angefertigt wurde, die sich nach 1718 in Wien niederlassen und dort Handel treiben durften, wobei sie nach wie vor Untertanen des türkischen Sultans waren. (red)

Online seit: 13.10.2016

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Zürich, Braginsky Collection, S58
Pergament · 1 f. · 20.2 x 702 cm · Indien · um 1900
Megilla Ester (מגילת אסתר) / Estherrolle

Diese Estherrolle, die in einzigartiger Weise indische und westliche Traditionen verbindet, enthält zwanzig kunstvoll illustrierte, die Textfelder flankierende Felder. Der Vorbeter wird umgeben von Fez tragenden Männern und Trommeln haltenden Kindern dargestellt. Mit den Trommeln soll jeweils der Name Hamans übertönt werden. In einem separaten Bereich mit der Inschrift ezrat nashim (Frauenabteilung) sind fünf Frauen abgebildet. Die Figuren in der Schriftrolle werden mit einer Mischung von zeitgenössischer westlicher und indischer Kleidung dargestellt, oft auch in ähnlich vermischt gezeichneten Innenräumen. Einige der Frauenfiguren, gelegentlich auch Esther, tragen das hinduistische bindi-Zeichen auf der Stirn. Diese Rolle kommt aus der Sammlung der bedeutenden jüdischen, aus Bagdad stammenden Familie Sassoon und war wahrscheinlich für ihren privaten rituellen Gebrauch bestimmt. Die Verschmelzung von jüdischen kalligraphischen Traditionen und indischen Gestaltungsformen widerspiegelt die tiefe Verwurzelung der Sassoon-Familie im kulturellen Leben Indiens. (red)

Online seit: 20.12.2016

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Zürich, Braginsky Collection, S60
Pergament · 1 f. · 16.7 x 167 cm · Venedig · um 1675
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Die von Hand geschriebene und mit einem gedruckten und handbemalten Zierrahmen geschmückte Megilla Esther (Typ: „Gaster I“, auf drei Blättern mit 19 bis auf die letzte paarweise angeordneten Textspalten) aus Venedig kann aufgrund von nahezu identischen datierten Estherrollen um 1675 datiert werden. Diese Technik kam im späten 16. Jahrhundert in Rom auf und fand später, vor allem im 18. Jahrhundert, in Venedig und Amsterdam grosse Verbreitung. In den ausgebuchteten Kartuschen unter- und oberhalb des Textes werden Szenen aus dem Buch Esther dargestellt. (flu)

Online seit: 08.10.2020

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Zürich, Braginsky Collection, S75
Pergament · 1 f. · 10.2 x 170.5 cm · Bagdad · um 1850
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

In den ersten beiden Zierfeldern wird im Unterschied zu den meisten Estherrollen vor allem die zentrale Bedeutung Mordechais betont. Zuerst steht auf burgunderfarbenen Lettern: „Die Megilla der Königin Esther und des Juden Mordechais“ und dann auf orangefarbenen Lettern „Im Palast von Susa lebte ein Jude mit Namen Mordechai, Sohn des Jaïr, Sohn des Schimi, Sohn des Kisch“ (Ester 2.5). Diese Genealogie wird auf den Bordüren oben und unten über die gesamte Rolle hinweg bis auf Abraham zurückgeführt. Daran schliesst sich die Geschlechterabfolge des Kontrahenten Haman an, welche der Targum rischon, der aramäischen Übersetzung des hebräischen Urtexts entnommen wurde. (flu)

Online seit: 08.10.2020

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Zürich, Braginsky Collection, S77
Pergament · 1 f. · 30.3 x 183.4 cm · Ancona oder Lugo · um 1800
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Scherenschnittdekors sind typisch für die Estherrollen aus Ancona und Lugo. Diese finden sich auch bei Ketubbot (vgl. K96 und K105) und anderen Schmuckblättern. Im oberen Scherenschnittband dieser Megilla (auf drei Blättern mit 12 Textkolumnen) sind Pfauen, Schmetterlinge und Hirsche in die Blumen-, Ranken- und Gitterornamente eingewoben, im unteren die Zeichen des Zodiak. Die gedrechselte Holzrolle ist 54.8 cm hoch. (flu)

Online seit: 08.10.2020

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Zürich, Braginsky Collection, S86
Pergament · 1 f. · 33 x 156 cm · Osteuropa · um 1900
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle

Die Hülse dieser Megilla, die 47 cm hoch ist, kann stilistisch der religiösen jüdischen Kunst im östlichen Europa zugeordnet werden. Das Silber ist punziert, getrieben, gegossen und teilvergoldet. Der doppelköpfige Adler ist das Wappentier der Habsburger und des russischen Zaren. Auf dem Schild wird aus Esther 8:16 zitiert: „Den Juden aber war ein Licht und Freude und Wonne und Ehre gekommen“, und zu beiden Seiten des Schildes steht auf den Flaggen: „Und die königliche Krone soll man auf sein Haupt setzen“ (Esther 6:8). Zahlreiche Ornamente aus Blumen, Früchten und Blättern und darin eingeflochtenen Tierdarstellungen bedecken die Hülse. Die Rolle kann mit einem Griff, der einen kleinen Löwen darstellt, herausgezogen werden. (flu)

Online seit: 10.12.2020

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