Manuscript Summary:The Flawil Offnung of 1471, sealed on 21 January 1472, is a medieval law book. It governs the relations of associates in the law courts, at the princely court, and in communal landholdings within a court district (here the lower court of Flawil) with the lord of that court, the "Vogt" (reeve). At the time this was Rudolf IX Giel of Glattburg, a ministry official of the abbot of St. Gall Abbey. This document provides an insight into the legal and economic situation towards the end of the 15th century. Originally the Flawil Offnung was part of a single volume together with those of Gebhartschwil, Uffhoven and Rudlen (Aufhofen and Rudeln) as well as Burgau. Later the Flawil Offnung (up to page 17) was removed. Due to the dissolution of the lower court, after 1798 the Flawil Offnung was transferred to the citizens’ corporation or today’s municipality of Flawil.(sce)
Beschreibung von Urs Schärli, Ortsmuseum, Flawil, 2014.
Manuscript title: Die Flawiler Offnung
Date of origin: 1471/1472
Support: Pergament
Extent:
21 Bll.
Format: 20.5 x 29.5 cm
Contents:
Die Flawiler Offnung von 1471, besiegelt am 21. Januar 1472, ist ein mittelalterliches Rechtsbuch. Es regelt das Verhältnis zwischen den Gerichts-, Hof- oder Markgenossen eines Gerichtskreises (hier das Niedergericht Flawil) und dessen Gerichtsherrn, dem Vogt. Dies war zu jener Zeit Rudolf IX. Giel von Glattburg, ein Ministerialer des Abtes des Klosters St. Gallen.
56 Artikel regelten das Verhältnis zwischen dem Gielen-Geschlecht und den Untertanen in Flawil.
1475 wurde die Offnung um einen Anhang von weiteren 54 Artikeln ergänzt. Einzelne Bestimmungen wurden in späterer Zeit revidiert. Sie blieb bis 1798 in Kraft. Offnungen halten uraltes, bisher mündlich überliefertes Gewohnheitsrecht schriftlich fest. Die Gesetzgebung oder deren einschlägige Artikel wurden jeweils an den Gerichtstagen den Gerichtsgenossen vorgelesen (eröffnet > Offnung).
Das Dokument gibt Einblick in die rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse im ausklingenden 15. Jahrhundert.
Die schriftliche Niederlegung dürfte im Zusammenhang mit dem 1468 erfolgten Kauf der Grafschaft Toggenburg durch den St. Galler Abt Ulrich Rösch erfolgt sein. Er kaufte die Grafschaft von den Freiherren von Raron, Erben der ausgestorbenen Grafen von Toggenburg.
Provenance of the manuscript:
Ursprünglich war die Flawiler Offnung in einem Band mit der Burgauer Offnung mit den Offnungen von Gebhartschwil, Uffhoven und Rudlen (Aufhofen und Rudeln) und von Burgau in einem einzigen Band vereinigt.
Sie ist später herausgetrennt worden.
Acquisition of the manuscript: Nach 1798 ist die Flawiler Offnung infolge der Aufhebung des Niedergerichts in den Besitz der Bürgerkorporation bzw. heute der Politischen Gemeinde Flawil gelangt.
Bibliography:
Max Gmür, Flawil, in: Die Rechtsquellen des Kantons St.Gallen, Aarau 1906, Bd. 2 S. 74.
Jakob Leutwyler, Flawil – Geschichtliche Betrachtungen (1949), S. 29-38.
Jakob Leutwyler, Flawil – in Wort und Bild (1958), Jubiläumsschrift zur 1100-Jahrfeier, S. 30-32.
Walter Müller, Die Offnungen der Fürstabtei St. Gallen (ein Beitrag zur Weistumsforschung), Konstanz 1964.