Die Stiftsbibliothek St. Gallen ist eine der ältesten Klosterbibliotheken der Welt und der wichtigste Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Stiftsbezirk St. Gallen. Ihr wertvoller Bestand zeigt die Entwicklung der europäischen Kultur und dokumentiert die kulturelle Leistung des Klosters St. Gallen vom 7. Jahrhundert bis zur Aufhebung der Abtei im Jahr 1805. Das Herzstück der Bibliothek bilden die Handschriftensammlung mit ihrem herausragenden Korpus karolingisch-ottonischer Manuskripte (8. bis 11. Jahrhundert), eine bedeutende Sammlung von Inkunabeln und ein gewachsener Bestand an Druckwerken vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Das Projekt e-codices wurde von der Stiftsbibliothek St. Gallen mtbegründet. Mit dem berühmten Barocksaal, in dem Wechselausstellungen gezeigt werden, gehört die Stiftsbibliothek St. Gallen zu den bestbesuchten Museen der Schweiz.
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 422
Pergament · 248 pp. · 26.8 x 18 cm · St. Gallen · erste Hälfte des 9. Jahrhunderts
St. Galler Lektionar und Homiliar
Lektionar und Homiliar für die Zeit von Pfingsten bis zum letzten Sonntag nach Pfingsten, geschrieben von mehreren sorgfältig arbeitenden Händen in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts im Kloster St. Gallen. (smu)
Pergament · 636 pp. · 29-29.5 x 21 cm · St. Gallen · Mitte des 9. Jahrhunderts
Expositio libri comitis
Nicht ganz vollständige Abschrift der Expositio libri comitis, einer Auslegung der Epistel- und Evangelienlesungen im Kirchenjahr, verfasst vom Benediktinermönch Smaragdus von St- Mihiel (bei Verdun; † um 840), geschrieben um die Mitte des 9. Jahrhunderts im Kloster St. Gallen. (smu)
Pergament · 181 pp. · 29.8 x 20.8 cm · St. Gallen (?) · 10.-11. Jahrhundert
Lectionarium homiliarum
Lektionar für die Zeit von Weihnachten bis zum 2. Fastensonntag, mit 32 Homilien (Predigten) an Sonn- und Festtagen, verfasst meist von Kirchenvätern (u.a. Ambrosius, Augustinus, Beda Venerabilis, Fulgentius, Leo der Grosse), geschrieben wahrscheinlich im Kloster St. Gallen im 10. oder frühen 11. Jahrhundert. Ein Schreibername „Egilolfus“ findet sich – später hinzugefügt – auf Seite 85 der Handschrift. Die ersten Seiten der Handschrift sind in starkem Masse defekt und haben unter Feuchtigkeit gelitten. Der Text bricht auf Seite 177 im Tractatus 97 von Leo dem Grossen ab. (smu)
Pergament · 290 pp. · 28-28.5 x 18 cm · 9. Jahrhundert
Liber scintillarum
Abschrift des Liber scintillarum, verfasst um 730 vom Mönch Defensor von Ligugé (bei Poitiers), geschrieben im 9. Jahrhundert nicht im Kloster St. Gallen. Der aus 81 Kapiteln bestehende Liber scintillarum ist ein Florilegium von Sentenzen und Sprüchen von Gott und Heiligen, die der Bibel und den Schriften der Kirchenväter entnommen sind. Im hinteren Teil Fragmente von Lesungen im Stundengebet der Mönche (Lectiones) und von Sinnsprüchen. (smu)
Pergament · 306 pp. · 31.5 x 22 cm · St. Gallen · 12. Jahrhundert
Homiliae dominicales per aestatem
Die Handschrift versammelt von mehreren Händen geschrieben insgesamt 66 Predigten, davon die meisten von Beda und Gregor dem Grossen, wenige von Augustinus und Hieronymus sowie vereinzelte von Ambrosius, Fulgentius, Johannes Chrysostomus, Maximus, Origenes und unbekannten Autoren. Manche Homilien sind ganz, manche als Exzerpte wiedergegeben. Aus dem Einband wurden vier Streifen der Edictum-Rothari-Handschrift herausgelöst, die heute in der Stiftsbibliothek St. Gallen unter der Signatur Cod. Sang. 730 aufbewahrt wird. Auf den Innenseiten der Buchdeckel ist die Schrift dieser Fragmente als Abklatsch zurückgeblieben. (nie)
Pergament · 338 pp. · 33.5 x 24.2 cm · Kloster St. Gallen · 11./12. Jahrhundert
Lectiones nocturnales
Lektionar. Der 1. Teil, geschrieben im 11. Jahrhundert, enthält die Lesungen für die Nokturnen der Matutin (für das gesamte Kirchenjahr, beginnend mit dem 1. Advent; zunächst de tempore, dann de sanctis). Die Schriftlesungen aus den Evangelien sind nur durch kurze Textincipits angedeutet und werden ergänzt durch Homilien vor allem der Kirchenväter (u. a. Origenes, Beda Venerabilis, Gregor d. Gr.). Ab S. 184 ein 2. Teil, geschrieben im 12. Jahrhundert, mit Lesungen aus Altem und Neuem Testament für Wochentage und Festtage im Jahreskreis. Die Handschrift enthält einige mehrzeilige Initialen, darunter auf S. 12 eine figürliche Initiale mit einem tierischen Mischwesen. (sno)
Pergament · 168 pp. · 34 x 26 cm · St. Gallen · 12. Jahrhundert
Lectiones homiliarum nocturnales
Der ganze Codex wurde von einem Schreiber geschrieben. Er enthält eine Sammlung von Lesungen der Nokturnen. Die Abschnitte beginnen mit roten Majuskeln. Im 13. Jahrhundert wurden einige Marginalien hinzugefügt. Auf den Innenseiten der Buchdeckel ist als Abklatsch die Schrift von Fragmenten des Lukas-Evangeliums in der ältesten Version der Vulgata sichtbar geblieben. Der Schriftabdruck stammt von zwei Blättern, die 1932 herausgelöst wurden und seither zusammen mit weiteren Fragmenten dieser Vulgata-Handschrift unter der Signatur Cod. Sang. 1395 aufbewahrt werden. (nie)
Pergament · 706 pp. · 41 x 30 cm · St. Gallen · drittes Viertel des 9. Jahrhunderts
Homiliar (Proprium de sanctis)
Prachthandschrift mit einer Vielzahl von herausragenden, ausgewogen komponierten Initialen und einem exzellenten Dedikationsbild (mit dem heiligen Augustinus). Enthält hauptsächlich Predigten für die grossen Heiligenfeste (smu)
Pergament · 588 pp. · 36.5-37 x 27.5 cm · Chelles (Paris) · um 810
Expositio libri comitis
Nicht ganz vollständige Abschrift der Expositio libri comitis, einer Auslegung der Epistel- und Evangelienlesungen rund ums Kirchenjahr, verfasst vom Benediktinermönch Smaragdus von St- Mihiel (bei Verdun; † um 840). Die Abschrift aus dem Frauenkloster Chelles bei Paris stammt aus der Zeit um 810 und ist die älteste, die erhalten geblieben ist. (smu)
Pergament · 412 pp. · 37.5 x 25.5–26 cm · 13. Jahrhundert
Matutinale
Die Handschrift enthält die Lesungen für die Nokturnen der Matutin, des nächtlichen Offiziums, an Sonntagen, Festtagen und Werktagen. Sie umfasst das Proprium de tempore vom 1. Advent bis zum Ende des Kirchenjahrs (einschliesslich der Heiligenfeste zwischen Weihnachten und Epiphanie). Da das Matutinale nicht vier Lesungen pro Nokturn an Sonntagen enthält, wie es im Benediktinerorden üblich wäre, sondern nur drei, kann es nicht ursprünglich für das Kloster St. Gallen geschrieben worden sein. Auf p. 233/234 stehen am Rand zahlreiche Ergänzungen des 14. oder 15. Jahrhunderts zum Trinitatisfest. Der Buchschmuck besteht aus roten Lombarden und einfachen Initialen, teilweise mit angedeutetem Fleuronné (z. B. p. 75). Das Pergament weist zahlreiche Löcher auf, teils mit Pergamenternähten. Viele Seiten sind unterhalb des Schriftspiegels beschnitten. Um die erste und letzte Lage des Codex ist jeweils ein Streifen aus einer liturgischen Handschrift des 11. Jahrhunderts als Falzverstärkung gebunden (die hintere Hälfte des Streifens um die letzte Lage ist als p. 414/415 paginiert). Auf dem Vorderdeckel findet sich der Abklatsch einer Seite eines Psalters aus dem 13. Jahrhundert, auf dem Hinterdeckel der eines Sakramentars (?) aus dem 11. Jahrhundert (sno)
Pergament · 295 (296) pp. · 37 x 25.5 cm · Ittingen · erstes Hälfte des 13. Jahrhunderts
Matutinlektionar und Antiphonar
Der im 13. Jahrhundert geschriebene Codex enthält ein Matutinlektionar für Heiligenfeste und ein Antiphonar für das ganze Kirchenjahr. Das Antiphonar trägt die Überschrift In nomine domini incipiunt antiphone secundum morem Marbacensis ecclesie. Dennoch handelt es sich wohl nicht um eine Handschrift aus dem Reformstift Marbach im Elsass. Aufgrund der Offizien, die auf Verbindung zu St. Gallen hinweisen, ist eher eine Enstehung im Chorherrenstift St. Laurentius in Ittingen anzunehmen, das im Besitz des Klosters St. Gallen war, aber den Marbacher Consuetudines folgte. Das Vorsatzblatt (p. 2/1) enthält einen grossen Teil des Gallus-Offiziums, vermutlich aus einer Handschrift des 10./11. Jahrhunderts. Sowohl Lesungen als auch Gesänge (Letztere neumiert) sind aufgeschrieben. Die Reihenfolge der Responsorien und Antiphonen stimmt nicht mit der im Hartker-Antiphonarium, Cod. Sang. 391, überein. (sno)
Pergament · 193 ff. · 34.3-34.7 x 25.2-25.5 cm · zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts (1463–1491?)
Psalter mit Antiphonen und Hymnen, Hymnar
Die Handschrift wurde wahrscheinlich im Auftrag des St. Galler Abts Ulrich Rösch (1463-1491) geschrieben. Der Hauptteil der Handschrift ist ein Psalter mit den Psalmen in biblischer Reihenfolge sowie einigen liturgischen Rubriken, Antiphonen (teils nur mit Initium) und Hymnen; es schliessen sich Pater noster, Credo, biblische Cantica, Te Deum, eine Litanei und weitere Cantica an. Den Abschluss, ab fol. 135v, bildet ein Hymnar. In diesem findet sich auch eine Sequenz (Cantemus cuncti melodum). Antiphonen und Hymnen sind mit Melodien in Hufnagelnotation auf 4 oder 5 Linien versehen. Zahlreiche Rasuren und Ergänzungen sowie weitere Gebrauchsspuren zeugen von intensiver Benutzung der Handschrift. Auf einigen Seiten Buchschmuck in Form von Initialen mit Rankenwerk, figürliche Initiale fol. 1v (Mann im Kampf mit Drachen und Raubvogel). (sno)
Pergament · 104 pp. · 37.2 x 26.3–26.8 cm · St. Gallen · um 1555
Vesperale
Das Pontifikalvesperale des St. Galler Abts Diethelm Blarer (1530–1564) enthält die Gebete, Psalmen mit Antiphonen und Responsorien sowie Hymnen für die Hochfeste des Kirchenjahres. Abgesehen von den Incipits der Magnificat-Antiphonen, die in Hufnagelnotation auf fünf Linien notiert sind, enthält die Handschrift keine Melodien. Der Schreiber des Bandes war Pater Heinrich Keller (1518–1567), Subprior des Klosters St. Gallen. Der Buchschmuck – 20 historisierte Initialen und einige reich verzierte Bordüren mit bildlichen Darstellungen – stammt von einem unbekannten Künstler aus dem Bodenseeraum, der auch Cod. Sang. 357 und 442 illuminierte. (sno)
Pergament · 235 ff. pp. · 42.3 x 32.5-33.5 cm · 1467
Psalter mit Antiphonen und Hymnen, Hymnar
Die Handschrift wurde im Auftrag des St. Galler Abts Ulrich Rösch (1463-1491) geschrieben (Datierung auf f. 227r: 1467). Sie entspricht inhaltlich weitgehend Cod. Sang. 438: Auf einen Psalter mit den Psalmen in biblischer Reihenfolge sowie einigen liturgischen Rubriken, Antiphonen (teils nur mit Initium) und Hymnen folgen ab f. 148vCantica, ab f. 172v ein Hymnar. Antiphonen und Hymnen sind mit Melodien in Hufnagelnotation auf 4 oder 5 Linien versehen. Zahlreiche Rasuren (teilweise über mehrere Seiten) und Ergänzungen sowie weitere Gebrauchsspuren zeugen von intensiver Benutzung der Handschrift. Auf einigen Seiten Buchschmuck in Form von Initialen mit Rankenwerk, figürliche Initiale f. 104v (David mit Harfe). (sno)
Pergament · 159 pp. · 18.2 x 13.2 cm · Kloster St. Gallen (P. Heinrich Keller) · um 1555
Rituale aus dem nachreformatorischen Kloster St. Gallen
Handrituale für den persönlichen Gebrauch des St. Galler Fürstabts Diethelm Blarer (1530−1564; vgl. sein Wappen p. 8 und den Stempel für seine Privatbibliothek p. 7), geschrieben vom St. Galler Mönch Heinrich Keller (1518−1567) und illustriert von einem unbekannten Buchmaler aus dem Bodenseeraum um 1555. Derselbe Buchmaler illuminierte gleichzeitig auch die St. Galler Handschriften Cod. Sang. 357 und Cod. Sang. 439. Im kleinformatigen Band finden sich liturgische Texte zur Sakramentenspendung der Taufe (p. 9−107), zur Wiederaufnahme der Frau in den Kreis der Gläubigen nach einer Geburt (p. 107−114), zur Eheschliessung (p. 114−141) sowie zur Austeilung von Wein am Festtag des St. Galler Gründerheiligen Gallus am 16. Oktober (p. 144a−154). (smu)