Trogen, Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, CM Ms. 13
©
Gamper Rudolf / Weishaupt Matthias (Hrsg.), Sammlung Carl Meyer in der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden in Trogen. Katalog der Handschriften und der Drucke bis 1600, Dietikon-Zürich 2005, S. 43-46, S. 61 und S. 93f.
Avec l'aimable permission de Urs Graf Verlag, Dietikon. L'éditeur détient l'ensemble des droits de publication.
Titre du manuscrit:
Johann von Schwarzenberg
Période: um 1530/40
Ancienne Cote:
Sammlung Carl Meyer,
528
Support: Papier (Wasserzeichen: Ochsenkopf Piccard V 168 [1534-1538])
Volume:
107 Bl.
Format: 30 x 21 cm
Numérotation des pages: Alte Foliierung 1-105, ergänzt I-II.
Etat: Seitenränder teilweise eingerissen, zahlreiche Flickstellen.
Décoration: 105 lavierte Federzeichnungen (siehe unten).
Reliure:
- Brauner Lederband, 16. Jh., Streicheisenlinien, Rollenstempel. Rücken erneuert.
- Spiegelblatt vorn Anno 1535. Ob Gott wyll H. v. Landschadt, darunter Dieses buch gehört Alois Hailig, 17. Jh. Exlibris Carl Meyer.
Sommaire:
-
1r-105r
Memorial der Tugend
Filiation: Die Vorrede (Ir-IIv) entspricht in der ersten Hälfte dem Druck des Memorials der Tugend im Anhang zu Schwarzenbergs Der teütsch Cicero, Augsburg: Heinrich Steiner, 1535, XCVIvf, die zweite Hälfte ist stark gekürzt. Ab lr Federzeichnungen No. 1 - No. 105 mit zugehörigen Versen jeweils auf der Rectoseite, Versoseiten leer. Die Bilder und Verse entsprechen im Inhalt weitgehend denjenigen im Druck von 1535. Die Bilder sind verglichen mit dem Druck häufig seitenverkehrt, ihre Gestaltung, der Wortlaut der zugehörigen Verse sowie die Reihenfolge weichen vom Druck ab (vgl. gedruckter Katalog, S. 94).Das Memorial der Tugend thematisiert anhand von Bildern aus der biblischen, antiken und mittelalterlichen Geschichte sowie von Darstellungen zeitgenössischer Sitten und Gebräuche moralisches oder soziales Fehlverhalten und stellt in Reimsprüchen den so kritisierten Lastern die christlichen Tugenden entgegen. Die dargestellten Personen sprechen meist in direkter Rede, die in ein Band, eine Art Sprechblase, gesetzt wird, während der moralisch-satirische Kommentar jeweils unter dem Bild steht. Nachfolgend eine Übersicht über die Bildmotive:
- 1r Gottvater als alter Mann mit Bart und Reichsapfel, umgeben von Erzengeln und Putten bei der Verstoßung Luzifers und der anderen abgefallenen Engel.
- 2r Gottvater mit Bart und Mitra segnet den knienden Adam inmitten aller Kreatur auf dem Land, in der Luft und zu Wasser.
- 3r Gottvater mit Bart und Mitra formt Eva aus der Rippe Adams.
- 4r Schlange mit menschlichem Gesicht verführt Eva, die Adam den vom Baum der Erkenntnis gepflückten Apfel reicht.
- 5r Kain erschlägt Abel mit der Harke.
- 6r In der Sintflut schwimmende Arche Noah.
- 7r Ham, Noahs Sohn, entdeckt die Blöße des betrunkenen Vaters und wird deshalb von seinen Brüdern getadelt.
- 8r Loths Weib erstarrt angesichts des Brandes von Sodom und Gomorrha zur Salzsäule, während Loth und die Seinen – beschützt vom Engel Gottes – weiterziehen.
- 9r Ein Engel hindert Abraham an der von Gott befohlenen Opferung seines Sohnes Isaak und weist mit dem Finger auf den nahen Widder als Opfertier.
- 10r Joseph in Ägypten entlässt seine mit Getreidesäcken beladenen Brüder und ermahnt sie, ihm Benjamin zu bringen.
- 11r Der in einem Schilfkorb auf dem Nil ausgesetzte Mose wird von Pharaos Tochter und deren Dienerinnen gefunden.
- 12r Mose im Zeltlager, während Gott das Manna vom Himmel regnen lässt und die Frauen und Kinder dieses einsammeln.
- 13r Zeltlager mit Mose und Aaron im Gespräch, während zwei Israeliten an einem Stock die mannshohe Weinrebe aus Kanaan bringen und Josua und Kaleb die verängstigten Israeliten aufmuntern.
- 14r David schlägt dem am Boden liegenden Goliath mit dessen Schert den Kopf ab. Die verfeindeten Heere betrachten die Szene von ihren Zeltlagern aus.
- 15r König David beobachtet von der Veranda seines Palastes aus Bathseba beim Bade.
- 16r König Salomo empfängt die Königin von Saba und nimmt ihre Geschenke entgegen.
- 17r Zwei Frauen streiten um die Mutterschaft eines Kleinkindes. Der weise Richtspruch König Salomos enthüllt, wer die wahre Mutter ist.
- 18r König Salomo lebt in Reichtum und Freuden und lässt sich von Musikanten unterhalten.
- 19r König Rehabeam (Roboam) verweigert sich den Bitten des Volkes um ein milderes Regiment.
- 20r Königin Esther kniet vor König Ahasveros (Assuerus) und vereitelt mit Hilfe Mordechais den Plan des Haman (Amon), die Juden zu töten. Ahasveros berührt sie mit der Spitze seines Szepters.
- 21r Tobias kniet mit seiner Braut im Gebet vor dem Ehebett.
- 22r Simson (Sampson) bringt die Säulen des Palastes von Gaza, in dem die Philister feiern, zum Einsturz.
- 23r Hiob wird der Gewalt des Teufels ausgesetzt, widersteht dem schlechten Rat seiner Frau und rettet dabei nichts als seine Seele.
- 24r Der reiche Mann und der arme Lazarus.
- 25r Susanna verweigert sich im Garten den Nachstellungen falscher Richter und nimmt dabei deren Verleumdung und somit die Todesstrafe in Kauf. Apokrypher Zusatz zum Buch Daniel.
- 26r Christus weist vor einem Kornfeld und einem Weinberg auf die Lilien am Wegrand und die Vögel über dem Feld und warnt vor irdischen Sorgen.
- 27r Das selbstgerechte Gebet des Pharisäers und das demütige des Zöllners im Tempel.
- 28r Als Barfüßer-Mönch gekleideter Mann will (gleich dem über ihm schwebenden Teufel) einen Nagel lockern. Anspielung auf Jes. 22, 25.
- 29r Christus und der Teufel sitzen sich als Herrscher gegenüber. Ein Mensch, halb Frau, halb Mann, kniet vor beiden und versucht, beiden zu dienen. Anspielung auf Mt. 6, 24; Lk. 16, 13.
- 30r Vor dem räsonierenden Mann ein Tisch mit Raupen auf Blättern, eine Spinne, ein Vogel und eine Eidechse; neben dem Tisch Lamm und Wolf, Engel und Teufel. "Also aus allen Sachen kann Gott wohl Gutes machen." Anspielung auf Röm. 11, 36; 1. Kor. 8, 6.
- 31r Kniender Mann vor einem Altar mit Ziborium (Hostienbehälter) verehrt den im Sakrament verborgenen Gott.
- 32r Ein Priester verheiratet einen jungen Mann, der auf Reichtum aus ist, mit einer begüterten alten Frau ("böse")
- 33r Die ahnungslosen Trojaner ziehen das "Danaergeschenk" – das hölzerne ("trojanische") Pferd – an langen Stricken in ihre Stadt.
- 34r Judith hat dem trunkenen Holofernes das Haupt abgeschlagen, während im Hintergrund dessen Reiterheere die Stadt Bethulia belagern.
- 35r Der nur mit Blättern bekleidete Diogenes bittet König Alexander, ihm aus dem Sonnenlicht zu treten.
- 36r Ein Römer (Gajus Mucius), der beim Versuch, König Porsenna zu töten, dessen Kanzler umgebracht hat (linke Bildseite), lässt sich zum Beweis seiner Vaterlandliebe die rechte Hand im Feuer verbrennen (rechte Bildseite), worauf Porsenna die Belagerung Roms beendet.
- 37r Titus Manlius lässt seinen eigenen Sohn enthaupten, weil dieser sich über seinen Befehl hinweggesetzt hat.
- 38r Ein verräterischer Lehrer einer von den Römern belagerten Stadt wird von den Belagerern für seinen Verrat nicht – wie er hofft – belohnt, sondern ausgepeitscht.
- 39r Die vor ihrem toten Sohn kniende Witwe verlangt und erhält von Kaiser Trajan ihr Recht.
- 40r Lucretia verübt Selbstmord, um ihre Ehre gegenüber König Sextus, der sie zum Ehebruch zwingen will, zu verteidigen.
- 41r Marcus im Zelt mit Minutius, der ihn vergeblich zur Rückkehr in seine Vaterstadt zu bewegen versucht.
- 42r Der Koch des Herzogs von Mailand erklärt diesem, weshalb ihm die Speise nicht schmeckt.
- 43r Gessler nötigt Tell, mit der Armbrust auf den Apfel auf dem Kopf seines Sohnes zu schießen. Der "zweite Pfeil" steckt im Gürtel.
- 44r Im Dialog zwischen dem Jäger (mit Hund für die Niederjagd) und dem armen Landmann verteidigt der Jäger exzessive Jagdrechte.
- 45r Lob des Schöpfers in der Natur: Bäume, Sträucher, ein Feldhase und ein Hirsch an einer sprudelnden Quelle werden vom Menschen bestaunt.
- 46r Lob der Dressur: Mann mit Reifen und Stab dressiert seinen Hund.
- 47r Die Tugend wird in dieser Welt mit Dornen entlöhnt, die Untugend mit Gold. Dialog eines Tugendsamen mit zwei Tugendverächtern.
- 48r Drei Personen unter einem Wegkreuz, die durch ihre okkulten Handlungen "zauberlichen Dingen" glauben.
- 49r Der adlige Gerichtsherr hält sich die Finger vors Gesicht, um das Treiben der Raubritter nicht zu sehen (und nicht verurteilen zu müssen, wie ihm ein junger Mann nahe legt).
- 50r Ein Edelmann mit struppigem Schnauzbart, Degen und goldenem Trinkbecher als Sinnbild des sittenlosen Adligen.
- 51r Ein Landsknecht mit Armbrust und Degen.
- 52r Zwei beutegierige Landsknechte stecken mit Fackeln strohgedeckte Bauernhäuser in Brand.
- 53r Ein Landsknecht mit Hellebarde (die "kriegsknecht" werden zu sittsamem Benehmen und Bestrafung der Übeltäter in ihren Reihen angehalten).
- 54r Drei Kriegsknechte mit Hellebarde, Speer und Gewehr als Sinnbild für verschiedenartige Rüstung und unterschiedliche Aufgaben im (Lebens-) Kampf.
- 55r Ein befestigtes Feldlager mit Zelten und Geschützlafetten vor dem Hintergrund des (belagerten) Venedig. In der Bildmitte reißen Vögel dem Raben die aufgesteckten Pfauenfedern aus.
- 56r Zwei Würfelspieler.
- 57r Ein Prasser, der sein ganzes Gut vertan hat und nun die Armut kennen lernt.
- 58r Ein verwundeter Krieger wird von einem Mönch gepflegt. Bemerkenswert die Perspektive: der große Tyrann wird als Riese dargestellt.
- 59r Tischszene. Küssendes Paar. Im Text Warnung vor der Verführung durch die Frau.
- 60r Warnung vor übermäßiger Trinkerei. Ausdrucksstarke Zechszene.
- 61r Geschädigter, der um verlorenes Gut mit Gott hadert. Ein Brand zerstört sein Haus und ein Hagelgewitter zerstört das Kornfeld.
- 62r Bestechlicher Richter.
- 63r Ein Arzt mit Harnflasche für die Harnschau.
- 64r Rechtsgelehrter vor Bücherschrank. Die Codices kehren dem Beschauer den Schnitt, nicht den Rücken zu. Der Bücherschrank wird durch einen Vorhang geschützt. Warnung vor denen, die ihr Wissen missbrauchen.
- 65r Kanzlist am Schreibpult und Bittsteller. Abhängigkeitsverhältnis und Gefahr von Missbrauch.
- 66r Astronom mit Astrolabium. In der Moral wird die nützliche Astronomie von der Fantasterei der Astrologie geschieden.
- 67r Theologe, dem der Teufel Schlingen auslegt. Darstellung einer Bibliothek mit mehreren gleichzeitig geöffneten Büchern. Der Teufel kann auch in Gestalt theologischer Wissenschaft daherkommen.
- 68r König und Bischof im Ornat als Ausdruck der Macht.
- 69r Schlittenfahrt und Narrentreiben. Warnung, die eigene Frau allein solchem Treiben auszusetzen.
- 70r Alchimist und Gehilfe.
- 71r Der reiche Geizhals kniend vor seinen Schätzen. Wer auf Geld und Reichtum setzt, ist auf dem falschen Weg.
- 72r Der Kaufmann in seinem Laden (offene Regale, vielfältiges Warenangebot). Wucher und falsche Gewichte werden gegeißelt.
- 73r Ein Jude mit Geldbeutel in der Hand begegnet dem armen Leihnehmer auf offenem Feld.
- 74r Selbstmörder am Rhein.
- 75r Krüppel mit Krücke vor Votivkirche.
- 76r Reich gekleideter Geistlicher am Tisch mit Geld, Einkünftebuch, Tintenfass und Feder.
- 77r Büßer bittet vor dem Papst kniend um Dispens.
- 78r Mönch, der seiner Freude an den Frauen Ausdruck verleiht und die Regel missachtet.
- 79r Abt und Nonne, die einander liebkosen; wird als Teufelswerk dargestellt.
- 80r Nonne und Weltdame im Gespräch. Die Moral weist auf Noah hin und die wenigen, die gerettet werden.
- 81r An ihrer Lebensweise zweifelnde Nonne.
- 82r Liederliche Nonne mit Geldbeutel in der Hand.
- 83r Jüdischer Geldleiher mit christlichem Bittsteller (vgl. f. 73r).
- 84r Sünder mit Ablassbrief unter dem Arm kniend vor einem Mönch bei der Ohrenbeichte.
- 85r Werkzeuge (Schere, Sichel, Weberschiffchen, Hobel, Säge, Axt, Hammer, Maurerkelle, Krug, Harke, Pickel, Säge).
- 86r Mönch und Edelmann im Gespräch über die "fleischlich gir".
- 87r Nachsichtige Eltern; unerzogene Kinder.
- 88r Der Greis, der sein Altsein beklagt, blickt in sein Spiegelbild.
- 89r 40jährige Frau mit Geldbeutel und Schönheitsutensilien (Kamm, Puderwedel, Waschbecken) schaut in den Spiegel.
- 90r Goldschmied mit Blasbalg am Feuer, während sich sein Geselle an einer Rose erfreut.
- 91r Übermütiger junger Mann nimmt die Lehren des weisen Alten nicht an.
- 92r Witwe im Trauerkleid zeigt ihrem Sohn das blutige Hemd des erschlagenen Vaters, um ihn zur Rache an den Mördern zu ermutigen.
- 93r Eine Frau sitzt beim Spinnen und singt, eine zweite Frau sitzt am Tisch und liest aus einem Buch. Warnung vor schlechter Lektüre.
- 94r Mutter und Tochter (mit Zaumzeug in den Händen) über das Bezähmen der Ehemänner.
- 95r Junges Paar Hand in Hand.
- 96r Gut gekleideter Mann und fürstliche Frau. Warnung vor einseitigem Begehren (hier nach Reichtum).
- 97r Warnung an alte Männer, sich wie Junge zu geben und mit Kindern zu spielen. Ein Paar schaut aus dem Fenster auf zwei Alte, die mit Kindern raufen und spielen.
- 98r Gehörntes Kind vom Teufel mit Rebenästen gehalten.
- 99r Mensch (auf Holzschuhen) mit vielen Feldflaschen an zwei Stangen. Auf den Flaschen stehen die Namen der Laster.
- 100r Sterbender mit Seelsorger (Kreuz und Kerze, im Hintergrund eine offene Schatztruhe).
- 101r Trauernde Witwe an der Bahre ihres verstorbenen Mannes; auf Erden kann keine Glückseligkeit erlangt werden.
- 102r Reich geschmückter Sarkophag eines Edelmannes mit beschrifteten Wappen: Wildschwein (fraßheit), Esel (tragkeit), Narr mit Narrenkappe (stolzer narr), gekröntes Reptil (hochfart), Hand mit Dolch (zorn), nackte Frau (unkeusch), Geldsack mit Loch im Boden (geitz), Grüner Drache (neid).
- 103r Toter in der Grube (zeigt die Art und Weise der Bestattung: der Tote wird mit dem Sarg zur Grube geführt und dann aus dem Sarg in die Erde bestattet. Die Würmer sind schon an der Arbeit).
- 104r Der Tod vor dem Beinhaus (im Hintergrund eine Kirche mit offener Kirchentür, durch die der Altar sichtbar wird; neben der Türe der Behälter für das Weihwasser).
- 105r Das letzte Bild der Handschrift ist an den Rändern stark angegriffen und bei der Restauration auf ein nachträglich eingebundenes Blatt geklebt worden. Jüngstes Gericht, Christus auf der Weltkugel. Der Engel geleitet die Gerechten in ein Wolkengebilde; der Teufel prügelt die Verurteilten in den offenen, feurigen Rachen eines Tieres.
Description générale:
Der Verfasser des Memorials der Tugend, Johann von Schwarzenberg (26.12.1463 bzw. 1465 - 12.10.1528), entstammte einem fränkischen Adelsgeschlecht und gehörte nach einer Karriere als Verwaltungsbeamter und Richter an den Bischofssitzen von Würzburg und Bamberg 1507 zu den Anführern der fränkischen Ritterschaftsbewegung. Sein bekanntestes Werk ist die Bambergische Peinliche Halsgerichtsordnung, von der Carl Meyer den Druck von 1507 besaß (CM 16.6). Schwarzenberg redigierte auch Übersetzungen von Werken Ciceros und verbesserte sie stilistisch (Der Teütsch Cicero). Er verfasste nach 1520 zudem verschiedene Streitschriften religiösen Inhalts mit reformatorischer Tendenz. Von seinen moralisch-satirischen Gedichten entstand die Reimpaarrede Trostspruch 1502/3, das Memorial der Tugend und das Lied wider das Mordlaster des Raubens vor 1512 und das Büchlein vom Zutrinken nicht lange nach 1512. 1535 erschien der Teütsch Cicero, in den nun auch Schwarzenbergs Reimwerke, so auch das Memorial der Tugend, aufgenommen wurden, bei Heinrich Steiner in Augsburg im Druck. Handschriftliche Vorlagen dieses Memorials sind bislang nicht beschrieben worden, obwohl es solche gegeben haben muss.
Der Vergleich zwischen der Druckfassung von 1535 (CM 16.26) und der Handschrift (CM Ms. 13) mit ihren prachtvollen Aquarellen beweist, dass es sich bei den beiden Fassungen um unterschiedliche Redaktionsstufen des Schwarzenbergschen Werkes handelt, obwohl die Wasserzeichen der Papierhandschrift der Zeit des ersten Druckes zugeordnet werden können. Nicht nur zeigt der Text der Handschrift eine archaischere Stufe des fränkischen Hochdeutsch Schwarzenbergs, die Druckfassung fällt auch durch eine Reihe von Korruptelen auf, die vom Schreiber der Handschrift, der über eine bessere Vorlage verfügt haben muss, nicht übernommen worden sind. Mit Ausnahme einiger weniger Seiten und vor allem der Vorrede, wo ganz beträchtliche textliche Unterschiede ins Auge springen, beschränken sich die Abweichungen auf stilistische, meist metrisch motivierte Varianten. (Für einen exakten Vergleich zwischen dem Druck (CM 16.26) und der Handschrift (CM Ms. 13) sei auf die Druckfassung des Katalogs verwiesen, v. a. S. 44-46 und S. 94).
Die Trogener Handschrift CM Ms. 13 erweist sich als eigenständiger Text- und Bildzeuge des Memorials der Tugend, der einen guten Eindruck von der ursprünglichen Form vermittelt, in der Schwarzenbergs Poem vor seiner Drucklegung verbreitet gewesen sein dürfte.
Text: Hannes Steiner; für e-codices angepasst unter Mitarbeit von Heidi Eisenhut
Der Vergleich zwischen der Druckfassung von 1535 (CM 16.26) und der Handschrift (CM Ms. 13) mit ihren prachtvollen Aquarellen beweist, dass es sich bei den beiden Fassungen um unterschiedliche Redaktionsstufen des Schwarzenbergschen Werkes handelt, obwohl die Wasserzeichen der Papierhandschrift der Zeit des ersten Druckes zugeordnet werden können. Nicht nur zeigt der Text der Handschrift eine archaischere Stufe des fränkischen Hochdeutsch Schwarzenbergs, die Druckfassung fällt auch durch eine Reihe von Korruptelen auf, die vom Schreiber der Handschrift, der über eine bessere Vorlage verfügt haben muss, nicht übernommen worden sind. Mit Ausnahme einiger weniger Seiten und vor allem der Vorrede, wo ganz beträchtliche textliche Unterschiede ins Auge springen, beschränken sich die Abweichungen auf stilistische, meist metrisch motivierte Varianten. (Für einen exakten Vergleich zwischen dem Druck (CM 16.26) und der Handschrift (CM Ms. 13) sei auf die Druckfassung des Katalogs verwiesen, v. a. S. 44-46 und S. 94).
Die Trogener Handschrift CM Ms. 13 erweist sich als eigenständiger Text- und Bildzeuge des Memorials der Tugend, der einen guten Eindruck von der ursprünglichen Form vermittelt, in der Schwarzenbergs Poem vor seiner Drucklegung verbreitet gewesen sein dürfte.
Text: Hannes Steiner; für e-codices angepasst unter Mitarbeit von Heidi Eisenhut
Bibliographie:
- Sammlung Carl Meyer in der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden in Trogen: Katalog der Handschriften und der Drucke bis 1600 / Gertraud Gamper […] [et al.]; hrsg. von Rudolf Gamper und Matthias Weishaupt, Dietikon-Zürich: Urs Graf Verlag, 2005, S. 43-46, S. 61 und S. 93f.
- Ingeborg Glier, Art. "Johann von Schwarzenberg", in: Verfasserlexikon 24 (1983), Sp. 737-742.