Frauenfeld, Kantonsbibliothek Thurgau, Y 109
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Beschreibung von Marianne Luginbühl, Kantonsbibliothek Thurgau, Frauenfeld 2011.

Titre du manuscrit: Chronik des Klosters Eschenbach
Origine: Kartause Ittingen
Période: nach 1629
Support: Papier
Volume: 9 Bll. und 2 Faltblätter
Format: 315 x 195 mm
Mise en page: 265 x 172 mm, einspaltig, 37-41 Zeilen
Ajouts:
  • Bl. 3ar: Ergänzung zum Text von der Hand Heinrich Murers.
  • Bl. 3av: Ergänzung zum Text von späterer Hand.
  • Bl. 5ar: Ergänzung zum Text von der Hand Heinrich Murers.
Reliure: Papier über Pappe, blaugrün gesprenkelt, 19. Jh.
Sommaire:
  • Bl. 1 : Faltblatt mit der Vedute des Klosters Eschenbach von 1625, wahrscheinlich von Murers Hand.
  • Bl. 2r : Der angegebene Titel: >Sant Catharinen der hailigen Jungkfrauwen vnnd Marytrin [!] Frauwen Closter zu Ober Eschenbach Cistertzer Ordens Anno 1290 ehrbauwen.<
    Darunter: Ausgesparter Platz, wohl für das Klosterwappen vorgesehen.
    Darunter: Geographische Lage des Adelssitzes und frühe Geschichte der Herren von Eschenbach-Schnabelburg-Schwarzenberg. Gründung des Zisterzienserklosters Kappel am Albis 1185 durch Walther I., 1153-1187.
  • Bl. 2v : Gründung des Augustiner-Frauenklosters St. Katharina bei Eschenbach im Jahre 1290 oder kurz davor (nach neuerer Forschung 1285) durch Walther III. von Eschenbach (1236-1299), im Einverständnis mit seiner Gemahlin Kunigunde und seinem Sohn Berthold. Am unteren Blattrand Familienwappen der Herren von Eschenbach-Schnabelburg-Schwarzenberg.
  • 3r-8v : Geschichte des Frauenklosters St. Katharina bei Eschenbach 1291-1625
    • Bl. 3r-v: Die Anfänge des Klosters, sein Niedergang im Zusammenhang mit dem Aussterben des Geschlechts der Herren von Eschenbach nach dem Mord an König Albrecht I. von Österreich und seine Neubegründung im luzernischen Allenwinden. Am unteren Rand von Bl. 3v dessen Wappen.
    • Bl. 4r-4v: Die Wohltäter des Klosters Eschenbach mit deren Wappen.
    • Bl. 5r: Brand des Klosters und Versetzung an einen anderen Ort.
    • Bl. 5v: Auflistung sämtlicher Konventualinnen des Klosters von 1300-1588.
    • Bl. 6r: Da die vier Frauenklöster im Einzugsgebiet der Stadt Luzern, Rathausen, Neuenkirch, Ebersecken und Eschenbach, zu Ende des 16. Jahrhunderts insgesamt nur 16 Konventualinnen haben, beschliesst der Rat der Stadt Luzern im Einverständnis mit dem päpstlichen Nuntius, die vier Frauenklöster in zwei zusammenzuziehen, nämlich Rathausen und Eschenbach.
    • Bl. 6v: Konventualinnen aus den luzernischen Klöstern Neuenkirch, Rathausen und Ebersecken treten ins Kloster von Eschenbach ein. Die Schwestern beschliessen im Jahre 1588 den Übertritt vom Augustiner- zum Zisterzienserorden, wie dies der Rat der Stadt Luzern gefordert hat.
    • Bl. 7r: Die Visitation der luzernischen Klöster Rathausen und Eschenbach wird 1588 Petrus Emsberer vom Stift St. Leodegar in Luzern anvertraut. Nach 1609 übernehmen die Jesuiten die Seelsorge im Kloster Eschenbach. Die Klosterfrauen wählen 1588 als Kastvogt und Schmirherrn Jost Krebsinger, Oberst und Schultheiss der Stadt Luzern.
    • Bl. 7v: Die drei Äbtissinnen des Klosters Eschenbach von 1588, mit einem Verzeichnis ihrer Taten und ihren Familienwappen.
    • Bl. 8r: Verzeichnis der Konventualinnen von 1588 mit ihrem Todesjahr. Anna Muschin aus dem Zisterzienserinnenkloster Au in Steinen (Schwyz), das 1570 von Dominikanerinnen neu besiedelt wurde, kommt nach Obereschenbach, um die dortigen Nonnen im Choralgesang zu unterrichten. Es gefällt ihr in diesem Kloster so gut, dass sie beschliesst, dort zu bleiben und zum Zisterzienserorden überzutreten. Sie stirbt am 13. November 1599. 1616 und 1623 wählen die Konventualinnen einen neuen Kastvogt.
    • Bl. 8r-8v: Das Kloster Eschenbach zählt 1625 57 Personen. Diese werden im Anschluss an die Chronik aufgeführt.
  • Bl. 9r : Vedute des Klosters Eschenbach von 1629, wahrscheinlich nicht von der Hand Murers.
Origine du manuscrit:
    Bemerkungen zu Autor und Werk:
  • Der Verfasser der Handschrift, Heinrich Murer, eigentlich Johann Heinrich, wurde am 2. März 1588 in Baden (Kanton Aargau) geboren. Er stammte aus einer Badener Familie. Seine Mutter, Salome Bodmer von Baden, heiratete in zweiter Ehe 1592 den Ritter, Alt-Schultheissen und Bannerherrn Ludwig Pfyffer von Altishofen aus Luzern, der indessen schon 1594 starb. Murer wuchs in Luzern auf. Er wird überall als „civis Lucernensis“, Bürger von Luzern, erwähnt und bezeichnet sich selbst in seinen Büchern so, ist aber im Luzerner Bürgerbuch nicht erwähnt. Murer besuchte zuerst die Jesuitenschule in Pruntrut, wohl um die französische Sprache zu erlernen. Nach Abschluss der Schule studierte er Philosophie in Paris. Hier kam es offenbar auch zu ersten Kontakten mit dem Kartäuserorden. Die Ermordung des französischen Königs Heinrich IV. veranlasste ihn zur Rückkehr in die Schweiz. 1611, noch in Luzern, begann er, ein Verzeichnis der Schweizer Heiligen anzulegen. 1614 trat er in den Kartäuserkonvent Ittingen ein, wo er am 28. Februar 1638 starb.
  • Wir wissen nicht, auf welche Quellen sich Murer bei der Abfassung der Chronik des Klosters Obereschenbach stützte. Auf Bl. 4r der vorliegenden Handschrift gibt Murer an, dass es keine schriftlichen Quellen über die Zeit von 1290 bis 1491 gebe und dass die gegenwärtigen Konventualinnen nichts darüber wüssten.
  • Die Chronik des Zisterzienserklosters Eschenbach ist nur eine von rund zwanzig anderen Chroniken von Klöstern, Abteien und Bistümern, die Murer während seiner Ittinger Zeit (1614-1638) verfasst hat, und die in der Kantonsbibliothek Thurgau aufbewahrt werden. Sie waren alle gedacht als Vorarbeiten zu einem umfassenden Werk, das eine Geschichte und Beschreibung aller Bistümer, Stifte und Klöster enthalten und den Namen „Theatrum Ecclesiasticum Helvetiorum“ („geistlicher Schauplatz Helvetiens“) tragen sollte. Murers früher Tod im Jahre 1638 machte dieses Vorhaben zunichte. Alle Chroniken sind ähnlich aufgebaut: Sie zeigen auf dem Titelblatt die Schutzheiligen der betreffenden Klöster, zum Teil mit deren Attributen. Ein Faltblatt im Inneren der Handschrift enthält eine Ansicht der verschiedenen Gebäulichkeiten der jeweiligen Klöster. Dazwischen steht in Murers kleiner, zeirlicher Schrift die Legende zu den einzelnen Bauten.
  • Murers Hauptwerk, die Helvetia Sancta, eine Lebensbeschreibung der Schweizer Heiligen, erschien erst 1648, also zehn Jahre nach Murers Tod, bei David Hautt in Luzern. Es enthält kolorierte Federzeichnungen, wahrscheinlich von der Hand des Konstanzer Bildhauers und Malers Hans Asper.
Provenance du manuscrit: Die Handschriften, die für das „Theatrum Ecclesiasticum Helvetiorum“, Murers Chronik aller Klöster, Bistümer und Stifte der Schweiz, vorgesehen waren, sind alle in der Kartause Ittingen entstanden. Dies gilt auch für die vorliegende Handschrift Murers mit der Chronik des Klosters St. Johann im Thurtal. Vermutlich ist sie erst nach der Aufhebung der thurgauischen Klöster im Jahre 1848ff. in die Kantonsbibliothek Thurgau gelangt.
Bibliographie:
  • Meyer von Knonau, Gerold: Heinrich Murer, in: ADB 23 (1886), S. 60.
  • Meier, Gabriel: Der Karthäuser Heinrich Murer und seine Schriften / Gabriel Meier. Stans 1900 (SA: Der Geschichtsfreund ; Bd. 55, S. 3-38).
  • Hegi, F.: Artikel Eschenbach (Freiherren von), in: HBLS III, Neuenburg 1926, S. 71f.
  • Weber, P. X.: Artikel Eschenbach (Luzern), in: HBLS III, Neuenburg 1926, S. 71
  • Früh, Margrit: Die Vorzeichnungen von Hans Asper (d.J.) zu Heinrich Murers „Helvetia Sancta“ in der Kantonsbibliothek Frauenfeld / von Margrit Früh. (SA: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte; Bd. 45 (1988), S. 179-206).