Basel, Universitätsbibliothek, C I 2
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Aus: HAN. Verbundkatalog Handschriften - Archive - Nachlässe, 2017.

Titre du manuscrit: Franciscus Accursius: Digestum novum cum glossa
Origine: Bologna
Période: 2. Hälfte 14. Jahrhundert
Support: Pergament
Volume: 1 Band (300 Blätter): mit Buchschmuck/Illustration
Format: 44-44,5 x 27,5 cm
Numérotation des pages: Bl. 1-299 oben rechts mit Tinte alt foliiert, die Hunderter römisch, die Zehner und Einer arabisch; Fehler in der Zählung: kein Bl. 55 und 100, zweimal 191 (= 191 und 191a). Vorsatzblätter a und b moderne Bleistiftfoliierung.
Composition des cahiers: Lagen: I(b) + 14 V142 + I144 + 15 V293 + (V-3)300 (auf Bl. 145r beginnt mit Buch 45 der 2. Teil); Reklamanten unter der rechten Spalte, Textschrift in fein ornamentiertem Rechteck; häufig Lagensignaturen und -zählung verschiedener Art, meist doppelt vorhanden.
Mise en page:
  • Bl. a.b: Schriftraum 34,5 x 24,5 cm, zweispaltig; 75-77 Zeilen.
  • Bl. 1-299: Schriftraum des Textes 15-27 x 13-14 cm, zweispaltig; 26-46 Zeilen; die Glosse gespalten, unregelmässig den Text einschliessend.
Type d'écritures et copistes:
  • Bl. a.b: Textualis, 14. Jahrhundert; Korrekturen einer anderen, gleichzeitigen Hand
  • Bl. 1-299: Littera Bononiensis mehrerer Hände, die Glosse gleichzeitig, aber kleiner und von abweichender Tintenfarbe, beides Bologna, ca. 2. Hälfte 14. Jahrhundert
Décoration:
  • Rubriziert, Versalien am Zeilenanfang stets blau mit roter Verzierung, im Text rot mit blauer Verzierung; rote Titel (am unteren Rand oft Rubrikationsvermerke); recto oben klein mit Tinte Buchzahlen und Titel.
  • Initialen:
    • Den Kapiteln vorangehende Zierinitialen, allein oder mit Drôlerien verbunden, endigen in Akanthus und umschliessen solchen; der Initialkörper wird meist durch Knäufe gegliedert. Als Farben dienen: Fleischrot mit bräunlichen, Mennigrot mit zinnoberroten Schatten, Kobalt, Blaugrau und Gold; die Folie kobaltblau oder tiefrot und blau wechselnd mit weisser Musterung. Die als Initialfüllung verwendeten menschlichen Köpfe sind mit bläulichen Schatten und weissen Lichtern modelliert.
  • Miniaturen/Zeichn.:
    • Miniaturen zu Anfang jedes Buches und auf dessen Inhalt bezogen. Figürliche Initialen in Verbindung mit der Titelminiatur und mit den weiteren Buchstaben des Anfangswortes der Fleuronné-Folie und mit Randverzierungen aus Ranken, Blättern und Drôlerien. Die Titelminiaturen zeigen doppelte Umrahmung; die äussere wechselt zwischen Mennigrot und Grünlichblau mit goldenen Ecken, die innere zwischen Hellblau und Lila mit feiner Musterung. Der Bildhintergrund zerfällt in mehrere nebeneinander geordnete teppichartige Flächen in Karminrot, Ultramarinblau und Gold; die beiden ersteren Farben zeigen Punkt- und Rautenmusterung in hellem Blau oder in Rot und Weiss. Gold deckt entweder die ganze Fläche oder kombiniert sich mit roten und blauen Rauten zu einem Mosaik, wobei die letzteren durch weisse Fleur-de-lys belebt werden. Innenräume sind durch Säulen und Bogen mit gotischer Detaillierung angedeutet. Die Hauptfigur, der Praetor, ist regelmässig als thronender und befehlender König dargestellt; er zeichnet sich durch den pelzgefütterten Mantel und die goldene Krone aus. Als Kleidung für die übrigen Figuren dienen Ärmelrock, lange ärmellose und ungegürtete Schaube mit Kapuze, weisse Staubkappe, Barett oder Hut. Die bewaffneten Figuren tragen Ringelpanzer, Waffenrock, Beckenhaube, runden, vorn zugespitzten Schild, Schwert und Axt. Die Zeichnung der Figuren ist steif und unbeholfen, Typus und Ausdruck gleichen sich durchwegs. In den farblosen Gesichtern sind nur Wange und Lippen durch rote Tupfen bezeichnet. Die durch parallele Locken spezialisierten Haare sind gelblich. Die sehr kleinen Füsse in schwarzen Schuhen.
    • Als Drôlerien finden sich Jagden; menschliche Halbfiguren, deren Unterleib in Ranken ausläuft; Mischungen von Menschen und Tieren; Tiere in menschlicher Kleidung und Tätigkeit; Tiere, deren Körper zwecks Füllung der Randflächen in die Länge gezogen ist; menschliche Köpfe auf Tieren mit langen spiralig verschlungenen Hälsen; Kampfmotive mit karyatidenartig verwendeten Halbfiguren von Kriegern. Die Zeichnung der Figuren und die Bemalung der Hintergründe schliesst sich französischen Vorbildern an; die Bemalung der Gewänder, die Drôlerien und Initialen sind in Zeichnung und Bemalung bolognesisch.
Reliure: 15. Jahrhundert, rotbraunes (verblasstes) weiches Leder (Rücken erneuert 1952); zwei Schliessen abgefallen; Spiegel Pergament; ehemals Catenatus (Spuren am hinteren Deckel oben); auf dem vorderen Deckel altes Papier-Titelschild.
Langue principale: Lateinisch
Sommaire:
  • Vorderer Spiegel Tabula rubricarum in digestum novum
  • a(ra)-b(ra) Johannes Andreae: Summa brevissima super quarto libro >Incipit super quartum decretalium<. [C]risti nomen invocans ad honorem ipsius et reverentissimi patris mei domini Bononiensis qui divinam potenciam imitatus ; [C]onpilator quasi satis s. tractavit de hiis que pertinet ad clericos …–… non est j. e. t. inter opera. Hec breviter pro summa quarti libri sufficiant dixisse Hanc summam conpilavit magister Iohannes Andree doctor decretorum Bonon.
    Druck z.B.: Tractatus illustrium in utraque ... iuris facultate iurisconsultorum 9. - Venedig 1584, 2ra-3vb. - Stelling-Michaud (1954), Nr. 88. - Schulte, Johann Friedrich von 1827-1914. - Die Geschichte der Quellen und Literatur des canonischen Rechts, Bd. 2. - Graz, 1956, S. 214f.
  • b(ra-vb) Tractatus de conversione ad deum [D]elicata est dominica misericordia nec dicitur admittentibus aliena. Greg. Nulla nos blandiens serenitas seducat …–… a malicia in sanctitatem
  • 1ra-299rb Digestum novum cum glossa Accursii [Text:] >Incipit liber xxxviii de operis novi nunciacione. Rubrica<. Hoc edicto permittitur ut sive iure sive iniuria …–… [298vb ] abesse non potest.
    • [Glosse:] a. sed cum septem sint partes …–… [299rb ] § sin autem. ac.
    289va-299rb Regula iuris (= Dig. 50,17), am Rand numeriert 1-212. Am Rand zusätzliche Glossen, meist 14. Jh. Im 1. Teil (bis 144vb) Pecienvermerke in feinem Rechteck, z.B. 137vb beim Text fi. xxviiii, 137va bei der Glosse finit xxx. Bei den Lagensignaturen ganz rechts unten häufig cor., 71v unten rechts corectus, 72r unten in isto quaterno non est correcta xvii pec.; 154v unten peciam esse commissam, nec ad rem pertinet quod aliquod tempore ante minus opus ante kl. Iunias 1(a) non stipulacione comprehensum erat, perficeretur aut cum iam opus effici non posset ante kl. Iunias stipulator diem in kalendis Augustis iam opus ante kl. Iun. effici non poterat, puto /
  • 299v leer
  • 300r wenige Notae, sonst leer, 14. Jh.
  • 300va-vc Tabula rubricarum alphabetica 14./15. Jh.
  • Hinterer Spiegel Tabula rubricarum alphabetica Unvollständig, meist ohne Blattzahlen
Provenance du manuscrit: In der Ausmalung 1r sind drei Wappen ausgekratzt. Im hinteren Spiegel oben istud digestum novum pertinet domino do canonica Basilien. (wie in C I 1, auch hier der Name tiefer gesetzt und auf der Höhe der Zeile Rasur Adolpho : also wohl wie dort Adolpho de Bonna radiert und ersetzt durch Petro zcem Loefft, allerdings ist das Pergament an dieser Stelle der Namen, über der Kettenbefestigung, herausgeschnitten). Im vorderen Spiegel von einer italienischen Hand di messer Arnoldo Zunluft canonico di Baxilea, b(vb) Arnoldus zum Lufft Iu. v. doct. canonicus Basilien., darunter sein Wappen in Federzeichnung. a(r) unten radierter Preisvermerk a pro x flor. (die erste Zahl, x, radiert, darüber iiii, ebenfalls radiert). Der Band ist in zu C I 1 (Digestum vetus) und C I 3 (Codex) passendes Leder gebunden (hat allerdings keine Beschläge); er wurde von Arnold zum Lufft dem Barfüsserkloster vermacht und kam im Gefolge der Reformation schliesslich an die Basler Universität (s. Burckhardt, 1959).
Bibliograph. Nachweise
  • Escher, Konrad. - Die Miniaturen in den Basler Bibliotheken, Museen und Archiven. - Basel, 1917, Nr. 117.
  • Stelling-Michaud, Sven. - Catalogue des manuscrits juridiques (droit canon et droit romain) de la fin du XIIe au XIVe siècle conservés en Suisse / S. Stelling-Michaud. - Genève : Droz, 1954. Nr. 145.
  • Steinmann, Martin. - Ungedruckte Beschreibung, ca. 1987.
Literatur
  • Burckhardt, Max. - Aus dem Umkreis der ersten Basler Universitätsbibliothek. Anhang: Die Bibliothek des Arnold Zumluft. In: Basler Zeitschrift Bd. 58/59. - Basel, 1959, S. 155-191, hier S. 183, Nr. 2.
  • Dolezalek, Gero. - Verzeichnis der Handschriften zum Römischen Recht bis 1600, Bd. 1. - Frankfurt a.M., 1972.
  • Stamm, Lieselotte E. - Buchmalerei in Serie: Zur Frühgeschichte der Vervielfältigungskunst. In: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, Bd. 40 Heft 2 (1983). - S. 128-135, hier S. 132 und Anm. 10.
  • Soetermeer, Frank. - Utrumque ius in peciis. - Frankfurt a.M., 2002, S. 193 Anm. 85.
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