St. Gallen, Stiftsbibliothek / Cod. Sang. 22 – Psautier doré de Saint-Gall (Psalterium… / Plat supérieur |
Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 400-408, Nr. 98.
In einigen Lagen Griffelanweisungen für die Psalmtituli. Einige originale Nummerierungen der Psalmen in Gold, die meisten am Rand (13./14. Jh.). Psalmtituli in Rustica mit Gold oder Minium. Anfänge der Psalmen als Majuskeln, teilweise zu Initialen umgearbeitet. Initialen zu den Psalmen der hebräischen u. römischen Einteilung, teilweise auch den Dekadenpsalmen. Die ersteren zusammen mit Psalmtituli in Gold auf Purpur, mit Grün u. Pergamentaussparung, manchmal Gelb, die letzteren in Gold mit Minium u. Pergamentaussparung. Versanfänge der Psalmen mit Goldmajuskeln, manchmal purpurn, gelb u. grün schattiert. In einigen Lagen am Schluss der Verse in die Randspalte geschriebene diakritische Zeichen. Zu mehreren Psalmen fehlen die Orationen, sonst unterscheiden sie sich zumeist in Schrift u. oxydierter Goldtinte vom Haupttext. Zu den Psalmen 1, 41, 50 u. 72 unterschiedliche Initialzierseiten mit u. ohne Rahmung, in Gold, Minium u. Grün oder Gold, Silber, Minium, Grün, pergamentaussparend. Zu den Vorreden u. einigen Psalmen mit Tituli aus der Geschichte Davids Federzeichnungen, alle in Purpur u. Purpur-Braun oder heller Sepia, mit Minium, Grün, Purpur-Braun, etwas Schwarz, Blau, Gold und Silber (p. 75), letztere zumeist lavierend aufgetragen, Pergamentaussparung; drei geplante Zeichnungen nicht ausgeführt, Beischriften 13./14. Jh.
Schmuck: Wir beschreiben den Schmuck lagenweise, W = westfränkischer Schreiber, G = st. gallischer Schreiber.
p. 2 Bild des gekrönt thronenden u. die Cithara mit dem Plektron (Schlagstab) spielenden Königs David, seitlich zwei Crotalisten (Tänzer mit Storchschnabelklappern), unten zwei Schleiertänzer, die Szene in rechteckig erweiterter Arkade mit Purpurgrund, aus den Zwickeln ragt rechts die Hand Gottes, links die Halbfigur eines Engels der Inspirationp. 4 auf Schriftbalken in Capitalis: Origo prophetiae David regis Psalmorum CL, Initiale D(avid filius Jesse cum esset in regno suo quattuor ele[git]), mit Flechtband im Buchstabenkörper, spitzen Knoten, unten u. oben am Stamm Vogelköpfe, im Binnenraum symmetrisches Rankenwerk mit Lanzett- u. Dreiblättern sowie Sporangien (von derselben Hand wie p. 14), nachfolgende Zeilen in Capitalis u. Rustica auf Schriftbalkenp. 14 Bild des stehenden, nimbierten hl. Hieronymus, gekleidet in Albe, Kasel, ausgezeichnet mit dem Pallium, in der Linken den Manipel u. das Psalterium, mit der Rechten redend, an den Füßen pontifikales Schuhwerk, eine Ädikula mit Giebel u. ausladenden Akroteren in Purpurgrund rahmt die Gestalt.Lage 28 (p. 15-30, Ps 1-9) W, p. 15/16 u. 29/30 = G Bifol:
p. 15 Initialzierseite B(eatus vir qui non), in Rahmen mit Eckknoten u. vegetabiler Füllung, innerer Rahmen sowie zwei horizontale Bänder, die das Bild in drei Purpurfelder teilen, getreppt sowie mit Kreisen u. Quadraten geschmückt, pergamentaussparend, Initiale in Gold, grün schattiert, die Bogen mit Achterschlingen, Stamm mit drei Knoten, von denen das Binnengerank in Blättern endet, letztere lanzettförmig u. dreiblättrig, haben zudem Sporangien wie p. 14 p. 16 Fortsetzung von Ps 1: Abiit in consilio impio(rum) in Capitalis mit Gold (G); Psalmanfänge nur Goldmajuskeln.Lage 38 (·III·, p. 31-46, Ps 10-19) W: p. 39 Kollekte nach Ps 16, Bild zu Ps 17 mit Titulus Locutus est David ad Dominum quando eripuit eum ab innimicis eius et de manu Saul, darüber König David thronend u. aufschauend zur Hand Gottes, empfängt die Boten, links am Boden liegend u. ebenso die Arkade überschneidend die Feinde.
p. 40 Ps 17 Initiale d(iligam te Domine fortitudo mea), unzial , oben mit Tierkopf, innen Akkanthus mit Lanzettblättern (W). - Lage 48 (·IIII·, p. 47-62, Ps 19-27, p. 49/50 u. 59/60 Einzelbll.) W + G (p. 49/50 u. wahrscheinlich auch p. 59/60 = G).
p. 59 Bild zu Ps 26 mit dem Titulus Psalmus David priusquam liniretur (p. 60), Samuel salbt David mit dem Öl aus dem Horn, dazwischen symmetrische Blattranke auf grasbewachsenem Boden, in Arkadenrahmung mit stark vegetabil bewachsenem Bogen.
p. 60 D(ominus illuminatio mea). - Lage 58 (p. 63-78 Ps 27-34) W: p. 63 Oratio nach Ps 26, Bild der Ochsenbiga mit Bundeslade, rechts basilikales Haus mit geöffnetem Tor (Stiftshütte) zum Psalmtitulus von Ps 27 auf p. 64 Psalmus David in consumatione Tabernaculi, über dem Titulus Bau der Stiftshütte mit Zimmermann u. Dachdeckern.
p. 66 zu Ps 29 u. dem Titulus Psalmus cantici dedicationis domus David Bild des Tanzes Davids vor der Bundeslade, David gekrönt mit der Cithara, zwei Leviten setzen die Lade auf dem Altar ab, Titulus u. Bild in Ädikula mit Giebel, p. 67 Ps 29 E(xaltabo te Domine).
p. 75 zu Ps 33 u. dem Titulus Psalmus David cum mutavit vultum suum coram Abimelech, et dimisit eum et abiit, darüber Bild des thronenden Königs Achis (Abimelech), dem David, von zwei Männern gefasst, vorgeführt wird, p. 76 Ps 33 B(enedicam Domino) Initiale = G. - Lage 68 (VI·, p. 79-94 Ps 34-39, W 18 Zeilen, kleinere Schrift): p. 91 Ps 38 d(ixi custodiam) Initiale = G. - Lage 78 (·VII·, p. 95-110, Ps 39-46, W): p. 99 Ps 41 Initialzierseite q(uemadmodum desiderat cervus ad fontes aquarum ita desiderat anima mea ad te Deus), unzial, offener, gefiedert gefüllter Bogen mit Löwenkopf am Ende, dem das Binnenmotiv entwächst, Schaft mit Krone u. Löwenkopf, statt Intermediärknoten Viereck mit Rosette (Vorzeichnung der Initiale teilweise sichtbar, Technik wie p. 91 = G). - Lage 84 (·VIII·, p. 111-118, Ps 47-49, Liniierung in Purpur, W): p. 118 Titulus zu Ps 50 (ursprünglich Freiraum für ein Bild mit Davids Buße vor Nathan) u. die Auslegung Vox poenitentiam agentis. - Lage 98 (VIIII·, p. 119-134, Ps 50-56, W): p. 119 Initialzierseite zu Ps 50 M(isere [sic!] mei - miserationum tuarum), in Capitalis u. Uncialis, das I des M(i)sere in das M eingeschrieben, Initiale mit Füßen u. Kronen in Flechtwerk, Löwenkopfpaare (W, jedoch technisch G).
p. 122 in den Titulus zu Ps 51 In finem intellectus David cum venit Doech Idumeneus, et nuntiavit Saul et dixit illi: ecce venit David in domum Abimelech eingebettet die Szene mit Doeg als Boten vor dem thronenden König Saul.
p. 123 Ps 51 q(uid gloriaris), halbseitige Initiale, auf gemustertem mit purpurner Feder gezeichnetem Purpurgrund, ebenso die erste Zeile (W).
p. 125 Ps 52 d(ixit insipiens) (W).
p. 126 Ps 53 D(eus in nomine), Zeichnung in Minium (G).
p. 127 Ps 54 E(xaudi deus) (G).
p. 130, Ps 55 M(iserere mei) (G).
p. 132 Verfolgung Davids, der sich in die Höhle rettet, durch den berittenen Saul mit drei Reitern zum Titulus In finem, ne disperdas, David in tituli inscriptione, cum fugeret a facie Saul in speluncam des Ps 56.
p. 133 Ps 56 M(iserere mei), Gold, Purpur, Minium, Pergamentaussparung (G). - Lage 108 (·X·, p. 135-150, Ps 57-63, W): p. 135 Ps 57 S(i vere).
p. 136 Oratio zu Ps 57 u. Titulus zu Ps 58 mit Freiraum für die ihn illustrierende Szene In finem, ne disperdas, David in tituli inscriptione, quando misit Saul, et custodivit domum eius ut eum interficeret, David im Haus seiner Frau Michal, die ihm die Flucht ermöglicht, im Fenster das von Michal vorgetäuschte Bild Davids (I Sm 19,11-17), rechts die drei ihn verfolgenden Krieger Sauls.
p. 137 Ps 58 E(ripe me), Zeichnung in Purpur, Füllung in Gold, Minium, Grün u. Gelb (W).
p. 139 Oratio zu Ps 58, Bild u. Titulus zu Ps 59 In finem, his qui immutabuntur, in tituli inscriptione David in doctrinam, cum succendit Mesopotamiam Syriae König David entsendet Joab u. seine Männer zur Brandschatzung des syrischen Soba, die Figuren agieren vor einer Architekturkulisse mit Türmen u. geöffnetem Tor, teilweise mit Vierpässen, Kreisen, Rhomben u. Dreiecken gemusterter Purpurgrund.
p. 140 Fortsetzung des Titulus zu Ps 59 Et Syriam Sobal, et convertit Joab, et percussit Edom in valle salinarum XII milia unten an der Seite, darüber das zweizonige Bild mit dem Zug der Reiter Davids gegen die Syrer.
p. 141 Fortsetzung der Illustration zum Titulus von Ps 59, zweizonig, oben Erstürmung der Stadt Edom u. Brandschatzung durch Reiter u. Fußvolk, unten wohl Übergabe der Stadt an Joab u. dessen Reiter.
p. 142 Ps 59 d(eus reppulisti) (W).
p. 143 Ps 60 E(xaudi) (W).
p. 145 Ps 61 N(onne Deo) (W).
p. 147 Bild u. Titulus zu Ps 62 Psalmus David, cum esset in deserto Idumeae David mit drei Kriegern in der (mit Gräsern u. Bäumen bewachsenen) Wüste Edom, darunter der Psalmtext D(eus, Deus meus) (W), am Stamm der Initiale Löwenköpfe, Zeichnung in Purpur, an den Gewändern Gold.
p. 149 Ps 63 E(xaudi) (W).
p. 150 Ps 63, 9-11 u. Oratio, darunter die Propheten Jeremias u. Ezechiel vor dem geschlossenen Tor in Form eines Rechteckrahmens mit eingeschriebenem Kreuz. - Lage 118 (·XI·, p. 151-166, Ps 64-70, W): p. 151 Ps 64 mit dem unvollständigen Titulus In finem, Psalmus David (Canticum Hieremiae et Ezechielis populo transmigrationis, cum inciperent exire) (vgl. zuletzt Duft, Abtei St. Gallen I, S. 74f., Lit.), Initiale TE (decet hymnus Deus), T u. E als Ligatur, Buchstabenkörper in Gold, pergamentausgespart, in quadratischem Purpurgrund (G).
p. 160 Ps 68 S(alvum me fac Deus), dem langgezogenen Buchstaben entwächst unten ein Zweig, auf dem König David steht u. mit der Rechten in die Initiale greift.
p. 165 Psalmbezifferung LXX am Rand, original in Gold. - Lage 128 (·XII·, p. 167-182, Ps 70-77, W): p. 168 oben nach 4 Zeilen Oratio 12 Zeilen Aussparung für eine Zeichnung zu Ps 71 mit dem Titulus In Salomonem psalmus. Die nicht ausgeführte Figur König Salomos findet sich als Entwurf in Sang. 855, p. 350 (Nr. 56), Ps 71 d(eus iudicium tuum) (G).
p. 170 nach der Oratio zu Ps 71 Andeutung des Titulus zu Ps 72 Huic defecerunt laudes David, darunter 4 Zeilen Leerraum, darunter 2 Zeilen Titel Defecerunt laudes David filii Jesse, Psalmus Asaph, im Leerraum Vorzeichnung: querrechteckiger Rahmen, in der Mitte diesen überschneidend eine gewundene Säule mit Basis u. Kapitell. Figuren von David u. Asaph sind nicht angelegt, am Rand jedoch in Silberstift Vorgabe des Titulus.
p. 171 Ps 72 Initialzierseite Q(uam bonus Israhel Deus his qui recto sunt corde), in Capitalis u. Uncialis, das V u. A sowie der Kürzungsstrich des quam sind in das Q eingeschrieben, Akanthusrahmen (W+G); die übrigen Anfänge der Ps als Majuskeln. - Lage 136 (XIII·, p. 183-194 Ps 77-79, W+G): W bis p. 184, Z. 5, dann G (vgl. Schaab, S. 68), Psalmanfänge als Majuskeln in Gold. - Lage 1410 (p. 195-214, Ps 79-88,42, G), p. 197 Ps 80 E(xultate Deo), Auszeichnung des Ps nach der römischen Achtteilung, Anfänge der übrigen Ps mit Goldmajuskeln (G). - Lage 158+1 (p. 215-232 Ps 88,43-96, XIIII· auf p. 230 unten, 231/232 Einzelblatt, W): p. 218 Ps 90 XC Laus cantici Psalmus David in Gold auf Purpurbalken.
p. 221 Ps 91 b(onum est confiteri Domino) (G).
p. 228 Ps 95 C(antate Domino) (G).
p. 230 Ps 96 D(ominus regnavit) oben Vogelkopf mit zwei Pfauenfedern (im alten St. Galler Stil).
p. 232 endet Ps 96 mit et sanctificatione eius, halbe Seite Freiraum. - Lage 168 (XV·, p. 233-248 Ps 97-104, W): Psalmtituli in Gold auf Purpur, p. 233 Ps 97 C(antate Domino) Buchstabenkörper in Gold, Binnengeflecht pergamentausgespart, Purpur u. Grün (st.gallisch-westfränkische Mischform).
p. 238 Titelseite zu Ps 101 in Rustica mit Minium Oratio pauperis cum anxiatus fuerit et coram Domino effuderit precem suam.
p. 239 d(omine exaudi orationem), unzial in Gold u. Minium (G). - Lage 178 (XVI·, p. 249-264 Ps 104-108,3, W): ohne Auszeichnung der Titel mit Farbe, Psalmanfänge in Goldmajuskeln. - Lage 188 (p. 265-280 Ps 108,4-117, G): p. 268 Ps 109 D(ixit Dominus) dreizeilig, p. 269 Ps 110 C(onfitebor tibi).
p. 271 Ps 111 B(eatus vir).
p. 272 Ps 112 L(audate pueri).
p. 276 Ps 115 D(ilexi), alle folgenden Initialen im Folchart-Stil. Lage 198 (p. 281-296 Ps 117-118, G): p. 282 Ps 118 B(eati immaculati), Folchart-Stil, die Abschnitte danach beginnen mit Goldmajuskeln. - Lage 208 (p. 297-312 Ps 118-131, G): Anfänge von Ps 119 u. 120 mit Goldmajuskeln, p. 302 Ps 121 L(aetatus sum) in Gold u. Minium, an den Enden Hundsköpfe, Sporangien (Spätstil der Salomo-Zeit); Ps 122-130 Anfänge mit Goldmajuskeln.
p. 312 Ps 131 M(emento) wie p. 302. - Lage 218 (p. 313-328 Ps 131-141, G): Anfänge mit Goldmajuskeln, p. 328 Ps 141 V(oce mea) wie p. 302. - Lage 228 (p. 329-343 Ps 142-150, G): Anfänge mit Goldmajuskeln, p. 343, 14 Zeilen mit der Oratio: Deus caelorum creator - feliciter cum ipsis te laudare. Per Dominum, p. 344 leer (Stempel).