Die Stiftsbibliothek St. Gallen ist eine der ältesten Klosterbibliotheken der Welt und der wichtigste Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Stiftsbezirk St. Gallen. Ihr wertvoller Bestand zeigt die Entwicklung der europäischen Kultur und dokumentiert die kulturelle Leistung des Klosters St. Gallen vom 7. Jahrhundert bis zur Aufhebung der Abtei im Jahr 1805. Das Herzstück der Bibliothek bilden die Handschriftensammlung mit ihrem herausragenden Korpus karolingisch-ottonischer Manuskripte (8. bis 11. Jahrhundert), eine bedeutende Sammlung von Inkunabeln und ein gewachsener Bestand an Druckwerken vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Das Projekt e-codices wurde von der Stiftsbibliothek St. Gallen mtbegründet. Mit dem berühmten Barocksaal, in dem Wechselausstellungen gezeigt werden, gehört die Stiftsbibliothek St. Gallen zu den bestbesuchten Museen der Schweiz.
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 749
Pergament · 137 pp. · 39 x 24.5–25 (Teil I) cm; 42.5–43 x 29 (Teil II) cm · Italien und Frankreich (?) · zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts - erste Hälfte des 15. Jahrhunderts
Tres Libri Codicis cum glossis anteaccursianis et glossa ordinaria · Libri feudorum · Glossa ordinaria in libros feudorum
Die vierteilige Handschrift wurde hauptsächlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bzw. in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Italien und vielleicht teilweise in Frankreich geschrieben. Sie überliefert die Tres libri Codicis (die Bücher 10–12 des Codex Justinianus) samt Glossen, die Libri feudorum, die dazugehörige Glossa ordinaria sowie weitere kleinere Schriften. Besonders wertvoll sind die voraccursischen Glossen, die teilweise in ursprünglicher Gestalt zu den Tres libri Codicis erhalten geblieben sind. Die Handschrift gelangte über den St. Galler Stadtbürger Johannes Widembach († um 1456) spätestens im 16. Jahrhundert in die Stiftsbibliothek. (len)
Pergament · 500 pp. · 27.5-28 x 18-18.5 cm · wahrscheinlich Norditalien · zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts
Kompendium von 39 medizinischen Texten
Kompendium von 39 medizinischen Texten bekannter und unbekannter Autoren, geschrieben in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts wahrscheinlich in Norditalien, aber schon früh in die Klosterbibliothek von St. Gallen gelangt. In diesem Codex finden sich – teilweise in einziger Überlieferung – beispielsweise ein alphabetisch geordnetes griechisch-lateinisches Kräuterglossar, die Abhandlung De re medica eines Pseudo-Plinius (Physica Plinii) und ein längerer medizinischer Traktat, Liber Esculapii genannt. (smu)
Pergament · 326 pp. · 25 x 19 cm · St. Gallen · um 900
Medizinische Sammelhandschrift: Plinius der Jüngere über die Medizin; Gargilius Martialis, Medicinae ex oleribus et pomis; Traktat Oxea et chronia passiones Yppocratis, Gallieni et Urani; etc.
Medizinische Sammelhandschrift aus dem Kloster St. Gallen, geschrieben um 900, mit fünf längeren und einigen kürzeren medizinisch-pharmazeutischen Traktaten, teilweise in bester, weil weltweit einziger Überlieferung. Darunter befinden sich beispielsweise der Abschnitt von Plinius dem Jüngeren über die Medizin, die Schrift Medicinae ex oleribus et pomis (Heilmittel aus Gemüse und Obst) des römischen Agrar- und Medizinschriftstellers Gargilius Martialis (3. Jht.) oder der nur in wenigen Handschriften überlieferte Traktat Oxea et chronia passiones Yppocratis, Gallieni et Urani. In der Handschrift findet sich (auf Seite 82) auch eine magische Sphäre über die Erwartung von Leben und Tod. (smu)
Deutsche medizinische Sammelhandschrift. Anfang fehlt, dann die Ordnung der Gesundheit für Rudolf von Hohenberg (S. 3-60), diverse medizinische, magische und Nahrungsrezepte (S. 63-101), darunter u. a. Geier- und Verbenatraktat aus dem Bartholomäus (S. 64-69), „Verworfene Tage“ (S. 69-71), Essigrezept (S. 73-76), Auszug aus dem Buch der Natur des Konrad von Megenberg (S. 82-85), Rezepte mit Verwendung des „Schwalbensteins“ (S. 89-90), Neujahrs- und Donnerprognostik (S. 90-94), Weinrezepte (S. 95-101). Kräuterbuch mit Auszügen aus dem Macer Floridus des Odo von Meung (S. 101-146), medizinische Rezepte (S. 146-147), Anwendungsbereich der Arzneien nach dem Macer Floridus (S. 147-161), Rezept gegen den ritten (S. 162). Am Schluss auf S. 164 kolorierte Zeichnung der Agrimonia (Odermennig). Die Handschrift ist mit dem 2° Cod. 572 der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg verwandt. Sie stammt aus der Bibliothek von Aegidius Tschudi (Nr. 117). (dor)
Papier · 188 pp. · 22.5 x 16 cm · Ostschweiz · zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts
Deutsches Arzneibuch
Deutsche medizinische Sammelhandschrift. Medizinische Rezepte (S. 1-148) mit Register (S. 149-157), weitere Rezepte als spätere Nachträge (S. 158-168), Aderlasslehre (S. 169-184), deutsche und lateinische Beschwörungsformeln (S. 185-186), Auszüge aus De pestilentia von Theobaldus Loneti (S. 187-188). Die Handschrift stammt aus der Bibliothek von Aegidius Tschudi (Nr. 118). (dor)
Papier · 264 pp. · 21.5 x 15 cm · Süddeutschland/Schweiz · erste Hälfte des 15. Jahrhunderts
Sammelhandschrift zu Geomantie, Chiromantie, Iatromathematik, Astronomie, Alchemie und Medizin
Sammelhandschrift in lateinischer und deutscher Sprache. Die unsystematisch angeordneten Texte sind im Folgenden systematisiert. Geomantie: lat. Traktat mit schematischen Darstellungen (S. 1-152, 163-169), weitere geomantische Schemata (185, 236, 263 [falsch als 262 paginiert]). Medizin: Rezepte, dt. (S. 153-162 und 197-198); Blutschau nach dem Aderlass und Aderlasslehre, dt. (S. 193-196, 255-261). Iatromathematik: Lunar, lat. (S. 169-172); Planeten und die Eigenschaften der ihnen zugeordneten Stunden / unter ihnen geborenen Menschen, dt., teils gereimte Verse (S. 173-175, 178-179, 218, 240), Tafeln zur Bestimmung der Planeten als Stundenregenten (S. 200, 240); Tierkreiszeichen, ihre Eigenschaften und ihr Einfluss auf die unter ihnen geborenen Menschen, lat. (S. 180-185, 186 [Hexameter]) und dt. (S. 187-192), Anleitung und Tafeln zur Berechnung des Mondstandes in den Tierkreiszeichen (S. 177-178, 213-214, [215b]-216 [für die Jahre 1406-1480]), Tierkreiszeichenschema (S. 262), Zeichnung mit Fingergliedern, denen Tierkreiszeichen, Temperamente und Elemente zugeordnet sind (S. 264 [falsch als 263 paginiert]); Monatsregeln, lat. (S. 215-[215a]). Astronomie: Kalender (S. 201-212); Tafeln zur Kalenderberechnung (S. 237, 241-242, 254); Tabelle mit Mondfinsternissen für die Jahre 1422-1462, mit Zeichnungen des jeweiligen Bedeckungsgrades (S. 238-239 und 243). Prognostik: Donnerprognostik, dt. (S. 199), Neujahrsprognostik, lat. (S. 217). Alchemie: alchemistische Rezepte, lat. (S. 219-220) und dt. (S. 221-228). Chiromantischer Traktat, dt., beginnend mit einer kolorierten Federzeichnung von zwei Händen mit den Handlinien (S. 244-254). Sonstiges: Beschwörungen, dt. (S. 156) und lat. (S. 219); 4 Hexameter über Weinqualität, lat. (S. 264 [falsch als 263 paginiert]). Die von verschiedenen Händen geschriebene Handschrift stammt aus der Bibliothek von Aegidius Tschudi (Nr. 104). (dor/sno)
Pergament · 102 pp. · 21.5 × 14.5 cm · 14. und 15. Jahrhundert
Sammelhandschrift mit medizinischen Texten, Lumen animae und Exempla
Die Sammelhandschrift beginnt mit einigen kurzen medizinischen Texten: p. 5–6 Johannicius (Hunain ibn Ishāq), Isagoge ad Techne Galieni (eine Bearbeitung der Ars Parva des Galen, in der lateinischen Übersetzung von Constantinus Africanus), § 1–9; p. 6–7 und 8 einige Verse aus dem Regimen sanitatis salernitanum, einem hexametrischen Lehrgedicht über Medizin; p. 7–8 kurzer Text über Proportionen zusammengesetzter Arzneimittel, Inc. Gradus est sedecupla proporcio; p. 9–10 Text über den Aderlass, mit roter Überschrift De flebotomia, Inc. In flebotomia quedam generales condiciones sunt; p. 10–11 lateinisch-deutsches Pflanzennamenglossar, mit roter Überschrift Nomina herbarum, Inc. Plantago Wegerich; p. 11–12 Text zur Uroskopie, Textbeginn am Rand durch Überschrift De urinis von jüngerer Hand gekennzeichnet, Inc. Si urina alba fuerit. Die Seiten 12–14 sind von jüngerer Hand geschrieben und enthalten entgegen Scherrer wohl nicht weiteres Medizinisches, sondern ein Exemplum oder Exempla aus den Vitaspatrum (In vitas patrum legitur quod quidam interrogavit senem quare cogitaciones prave inpedirent oraciones [?]). Auf den medizinischen Teil folgt p. 15–89 eine lateinische Version des Lumen animae, einer Sammlung naturkundlicher Exempla für den Gebrauch in Predigten. Am Seitenrand finden sich kleine Schemata zum Inhalt der Kapitel sowie Ergänzungen zu den im Text genannten Autoritäten. Das Lumen animae beginnt als einziger Text der Handschrift mit einer grösseren roten Initiale und endet p. 89 mit rotem Schreiberspruch Finito libro sit laus et gloriae Christo. Die beiden folgenden Seiten (p. 90–91) enthalten unter anderem kalendarische Verse und einen Text über die Planeten. Auf p. 92–97 steht eine lateinische Version des «Himmelsbriefs» oder «Sonntagsbriefs», eines angeblich vom Himmel gefallenen Briefs über die Feier des Sonntags, Inc. Incipit epistola dei de celo vere missa petro apostolo ab omnibus diebus dominicis qualiter sit colendus dies dominicus. Es folgt p. 97–98 ein Gebet, Inc. O dilecte Iesu Christus, felix est qui te amat. Auf den letzten Seiten (p. 98–101) sind von derselben jüngeren Hand wie p. 12–14 weitere Exempel aufgeschrieben, Inc. Legitur quod quedam mulier […] venisset ad beatum Hillarionem pro sterilitate tollenda. Die Handschrift ist in einen grauen Pappeinband des 18. Jahrhunderts eingebunden; der frühere Pergamenteinband mit Rückenschild mit der Signatur 758 ist noch erhalten, wurde aber auseinandergeschnitten und um die erste bzw. letzte Lage geheftet (S. 3 und zwischen S. 24-25; S. 102 und zwischen S. 88-89). (sno)
Pergament · 94 pp. · 21.5 x 16.5 cm · erste Hälfte des 9. Jahrhunderts
Medizinische Sammelhandschrift
Sammlung von zehn verschiedenen medizinischen Traktaten, geschrieben in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts in einer insularen, wohl keltischen Schrift unter festländischem Einfluss. Zwischen den Rezeptarien (auf Seite 91) ein Kreuzsegen als „Schutzbrief gegen die Versuchungen des Teufels und gegen Fieber“. Die Handschrift enthält beispielsweise Auszüge aus dem Conspectus ad Eustathium filium des spätantiken Arztes Oribasius (4. Jht. n.Chr.), die Epistula de febribus des griechischen Arztes Galenus († 216 n.Chr.) oder einen Liber medicinalis eines unbekannten Autors. (smu)
Papier · 154 pp. · 21 × 15.5 cm · Süddeutschland/Schweiz · um 1450
Iatromathematisches Hausbuch aus dem süddeutsch-schweizerischen Raum
Die um die Mitte des 15. Jahrhunderts in einem weltlichen Umfeld in Süddeutschland oder der Schweiz entstandene Handschrift ist mit zahlreichen kolorierten Federzeichnungen illustriert. Darin werden die Tierkreiszeichen, die Planeten, die vier Temperamente und die vier Jahreszeiten in ihren Einflüssen auf die Gesundheit des Menschen beschrieben. Es folgen diätetische Richtlinien vor allem für den Aderlass, aber auch für Essen, Trinken, Schlafen, Wachen, Ruhe und Bewegung wie auch konkret fürs Baden (Bild p. 101) oder den Stuhlgang (Bild p. 120). Der Text dürfte ursprünglich um 1400 von einem sternkundlich interessierten Laienarzt aus dem süddeutschen Raum verfasst und zu einem Kompendium zusammengestellt worden sein. Dieser Text wurde nachher mehrmals ergänzt und verändert. Im letzten Teil (ab p. 128) folgen eine Prosa- und eine Versfassung des sog. Pseudo-Aristoteles-Briefs an Alexander den Grossen: Darin gibt der griechische Universalgelehrte dem König Ratschläge zur Erhaltung einer guten Gesundheit. (smu)
Kleinformatige medizinische Sammelhandschrift mit Auszügen aus Werken der antiken griechischen Ärzte und Schriftsteller Hippokrates (um 460-370 v.Chr.), Galenos (um 129–um 216) und von Oribasius (um 320- 400), geschrieben in insularer(?) Minuskelschrift um 800 nicht im Kloster St. Gallen. (smu)
Pergament · 278 pp. · 19.5 x 12.5-13 cm · Italien (?) · kurz nach 800
Sammelhandschrift; Anthimus, De observatione ciborum
Kleinformatiges Kompendium von zehn verschiedenen medizinischen Texten, geschrieben kurz nach 800 in einem unbekannten Skriptorium, vermutlich in Italien. Enthalten ist darin auch die Abhandlung des griechischen Arztes Anthimus in Briefform an den Frankenkönig Theoderich „Über Speisediät“ (De observatione ciborum), durch das ein Blick auf die Ernährungsgewohnheiten eines germanischen Volkes möglich ist. (smu)
Pergament · 422 pp. · 14 x 10 cm · 14. Jahrhundert
Auszüge aus theologischen und philosophischen Werken
Die Handschrift ist überwiegend von einer Hand, aber mit unterschiedlicher Seiteneinrichtung (Zeilenzahl) geschrieben. Sie überliefert im Wesentlichen Exzerpte, die ein anonymer Zisterzienser aus theologischen und philosophischen Werken zusammengestellt hat, wie aus der Rubrik auf p. 7 (Incipit libellus exceptionum collectarum de diversis operibus cuiusdam fratris ordinis Cysterciensis) hervorgeht. Der Text beginnnt auf p. 7 mit: Omnes naturaliter scire protestante philosopho. Die Rubriken am Rand und im Text weisen auf Themen wie Fürbitte (De suffragiis ecclesie, p. 19), Christologie (De nativitate domini, p. 25; De plenitudine gratie Christi, p. 27; De voluntate Christi, p. 31; De passione Christi, p. 33), Fegefeuer (De acerbitate purgatorii, p. 88), Gedächtnis und Verstand (De memoria, p. 124; De dignitatibus rationalis creature, p. 135) oder Jungfräulichkeit (De virginitate, p. 372) hin. Zumindest teilweise stammen die Kapitel aus dem Compendium theologicae veritatis des Ps.-Albertus Magnus. Die ersten Seiten (p. 1–6) enthalten einen Text über den freien Willen, offenbar in Anlehnung an Petrus Lombardus, Sententiae, Buch 2, Inc. Liberum arbitrium est facultas rationis et voluntatis, qua bonum eligitur gratia assistente vel malum eadem desistente. Auf p. 422 befindet sich der Bibliotheksstempel von Abt Diethelm Blarer aus der Zeit 1553–1564. Der Einband besteht aus einem dunklen Lederbezug, über dem ein hellerer Lederumschlag mit überhängenden Rändern zum Schutz des Buchblocks angebracht ist. (sno)
Pergament · 346 pp. · 19.5 × 14 cm · 14. Jahrhundert
Ps.-Albertus Magnus, Compendium theologicae veritatis; Johannes de Friburgo, Confessionale
Die zum grössten Teil von einer Hand sorgfältig geschriebene Handschrift enthält auf p. 3–282 das Compendium theologicae veritatis in 7 Büchern, das in älteren Drucken Albertus Magnus zugeschrieben wird, gemäss jüngerer Forschung aber nicht zu seinen authentischen Werken gehört. Zu Beginn jedes Buchs steht eine Kapitelübersicht (p. 3, 37–38, 90–91, 126–127, 159–160, 215, 254). Auf p. 283-344 folgt das Confessionale des Johannes von Freiburg OP (um 1250–1314) (Bloomfield, Incipits of Latin works on the virtues and vices, Nr. 5755). Auf der Innenseite des Vorderdeckels ist schwach der Abklatsch einer Handschriftenseite erkennbar, die vermutlich in Halbunziale geschrieben ist, möglicherweise eines Vulgata-Fragments (Cod. Sang. 1395, p. 7–327). Auch die Innenseite des Hinterdeckels weist Abklatschspuren auf. (sno)
Die Handschrift besteht aus verschiedenen Faszikeln, von denen mehrere am Ende einen Besitzvermerk eines Johannes Engler, Kanoniker an St. Leonhard, aufweisen (p. 140, 168, 304). Auf einen Kalender (p. 4–24) folgt die Summa rudium (p. 25–140). Die nächste Lage (p. 143–168) enthält Synodaldekrete des Konstanzer Bischofs Marquart von Randeck (die Dekrete, nicht die Abschrift, datiert 1407, p. 165). Die weiteren Lagen enthalten Betrachtungen, Predigten, ein lateinisch-deutsches Vokabular (p. 290–304), Rezepte und Kalendarisches sowie verschiedene geistliche und weltliche Kurztexte. Unter letzteren befinden sich zwei Fabelsammlungen (p. 141–144 und 266–275). Die Lagen beginnen häufig mit Textanfängen und haben am Ende oft Leerseiten, was zusammen mit den mehrmaligen Besitzeintragungen und abgenutzten Lagenaussenseiten drauf hinweist, dass die einzelnen Faszikel eine Zeitlang ohne Einband benutzt worden sind. Ledereinband des 15. Jahrhunderts, mehrere Buckel erhalten. Im Spiegel Abklatsch einer deutschsprachigen Urkunde. (mat)
Pergament · 112 (113) pp. · 22–22.5 x 17.5–18.5 cm · St. Gallen (?) · 10. / 11. Jahrhundert
Planctus beati Galli; Kommentar zu Boethius, Opuscula sacra; Boethius, Opuscula sacra; Ps.-Beda, De septem miraculis mundi
Der Codex enthält auf p. 59–111 die Opuscula sacra des Boethius, und zwar I. De trinitate (p. 59–70), II. De divinitate (Utrum pater et filius et spiritus sanctus; p. 70–72), III. De hebdomadibus (Quomodo substantiae; p. 72–77), IV. De fide catholica (p. 77–84), V. Contra Eutychen et Nestorium (p. 84–111), teilweise mit Glossen. Möglicherweise wurden Teile im 11./12. Jahrhundert ergänzt. Davor auf p. 7–58 der Johannes Scotus Eriugena oder Remigius von Auxerre zugeschriebene Kommentar zu den Opuscula sacra I–III und V. Auf p. 4–6, wohl von einer Hand des 13. Jahrhunderts, der Planctus beati Galli, Inc. Quis dabit cineres, eine Klage über den Raub des St. Galler Kirchenschatzes durch den Bischof von Konstanz. Auf p. 112 Ps.-Beda Venerabilis, De septem miraculis mundi. Die überwiegend schmucklose Handschrift weist auf p. 26 eine ichthyomorphe Initiale und auf p. 59 eine 8-zeilige I-Initiale auf. (sno)
Pergament · I + 236 + I pp. · 20/19 x 13 cm · 14. und 12. Jahrhundert
Bücher der Sentenzen; Tauftraktat
Der Band besteht aus zwei Teilen, die unabhängig voneinander zu verschiedenen Zeiten angefertigt wurden. Der erste Teil (p. 1-158) überliefert die ersten drei Bücher der Sentenzen des Magister Bandinus (p. 1-154), Autor einer Kurzfassung des gleichnamigen Werks (Libri quatuor sententiarum) des Petrus Lombardus. Anstelle des vierten Buchs steht hier ein Kurztraktat über Frauen, De muliere forti (p. 154-158). Die Abschrift stammt von mehreren Händen des 14. Jahrhunderts. Der zweite Teil (p. 159-234) dieses Codex enthält einen Traktat über die Taufe aus dem 12. Jahrhundert (p. 160-234). Gemäss dem Stempel von Abt Diethelm Blarer (p. 158) muss sich der erste Teil seit der Mitte des 16. Jahrhunderts in der Bibliothek des Klosters St. Gallen befunden haben. Die zweiteilige Handschrift erhielt ihren jetzigen Pappeinband wahrscheinlich gegen Ende des 18. Jahrhunderts oder zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als Ildefons von Arx die Inhaltsübersicht notierte (p. V1). (rou)
Dieser Band überliefert die Regulae de sacra theologia des Alanus ab Insulis. Der Text ist in einer sorgfältigen Textualis zweispaltig geschrieben, wobei dieselbe Schrift in doppelter Höhe als Auszeichnungsschrift für die Regeln verwendet wurde. Nur das Incipit (p. 3a), die erste Initiale und das Explicit (p. 81b) sind in roter Tinte gehalten. Der Einbandbezug aus Rindsleder wurde wohl in Paris bereits um 1200 mit zehn verschiedenen runden und rechteckigen Blindstempeln verziert. Sie stellen Vögel, geometrische Muster, Löwen, Flechtwerk und einen knieenden Menschen mit Krone und Gefäss (EBDB m002201) dar. Der Buchrücken wurde später mit hellem Schweinsleder überzogen. Auf der Rückseite des Vorsatzblattes (p. 2) steht, wohl von einer Hand des 14. Jahrhunderts, Liber sancti Galli, auf dem hinteren Spiegelblatt von einer Hand des 15. Jahrhunderts Liber monasterii sancti Galli 1451. Auf p. 82 ist der Bibliotheksstempel 1553–1564 des St. Galler Abts Diethelm Blarer eingedruckt. (kun)
Papier · 246 pp. · 21 x 14.5 cm · 4. Viertel 14. Jahrhundert – 1. Viertel 15. Jahrhundert
De reparatione hominis Marquardi de Lindavia; Expositio decem praeceptorum Henrici de Frimaria
Dieser theologische Sammelband besteht aus vier Teilen (I: p. 3–122; II: p. 123–215; III: p. 216–231; IV: p. 232–243) und ist in gotischer Buchkursive von mehreren Händen geschrieben. Von den Initialen ist nur die erste ausgeführt. Die ersten vier, einspaltig beschriebenen Lagen enthalten den Traktat De reparatione hominis Marquards von Lindau (p. 3–122). Auf der letzten Seite dieses Teils (p. 122) steht der Bibliotheksstempel 1553–1564 des St. Galler Abts Diethelm Blarer. Auf den nächsten vier Lagen ist der Kommentar Expositio decem praeceptorum des Henricus de Frimaria zweispaltig eingetragen (p. 123a–213b). Die nächste Lage überliefert das wissenschaftliche Gutachten Determinatio magistrorum sacrae theologiae sanctae universitatis studii Pragensis über die Thesen des Ulmer Magisters Johannes Münzinger aus dem Jahr 1398 (p. 216–230). Die letzte Lage enthält einen Text mit dem Beginn Vas electionis est non plus sapere quam opportet… (p. 232–238). Alle Teile ausser dieser letzte haben Marginalien oder eine Zeigehand (p. 134), die beschnitten sind. Auf der Rückseite des Nachsatzblattes (p. 245) sind mit der Feder geschrieben und gezeichnet: der Besitzvermerk Liber monasterii sancti Galli, ein Gesicht und der Kaufvermerk Anno domini MCCCCX [durchgestrichenes X?] XXII [1422 oder 1432] […] emi Henricus Lútenrieter hunc librum a domino Nycolao … Hallensium. Das Kopert hat einen Umschlag aus Pergament-Makulatur eines Testaments, die innen mit Leinentuch in grober Leinwandbindung gefüttert war, das vorne jetzt teilweise abgelöst ist. Vom frühneuhochdeutschen Testament ist deshalb die vordere Hälfte zu lesen: Ich phaff Berhtolt der horiden [?] von Ehingen […] und der darnach in dem acht und súbentzigesten iar […]. Die Lagen sind direkt in Kettenstich auf die dicke Lederverstärkung geheftet. Auf der Vorderseite des Umschlags steht von zeitgenössischer Hand ein Inhaltsverzeichnis. Vom St. Galler Bibliothekar Jodokus Metzler stammt das Inhaltsverzeichnis, das er auf das Vorsatzblatt (p. 1) geklebt hat. Die Seitenzählung (p. 1–245) hat einen Fehler: p. 143 ist zweimal vergeben. (kun)
Papier · 266 pp. · 22 x 15.5 cm · 14. Jahrhundert (28.8.1374)
Sammelband scholastischen Inhalts mit dem Bibliothekskatalog des Stifts Heiligenkreuz aus dem 14. Jahrhundert
Die sich in einem gut erhaltenen originalen Kopert-Einband befindliche Handschrift (mit hauptsächlich scholastischem Inhalt aus dem Umfeld der Universität von Paris) enthält unter anderem ein alphabetisches Register zu den Sentenzen des Petrus Lombardus, (auf den Seiten 107 bis 112) den einzig in dieser Handschrift überlieferten Bibliothekskatalog des Zisterzienserstifts Heiligenkreuz in Niederösterreich aus dem 14. Jahrhundert, das im August 1374 zu Ende geschriebene Werk Quaestiones parvorum librorum naturalium des französischen Philosophen und Logikers Jean Buridan (Johannes Buridanus; † kurz nach 1358; S. 121-253) zu den entsprechenden Schriften des Aristoteles (Parva naturalia) sowie einen Text Collectio errorum in Anglia et Parisiis condemnatorum (S. 254-264). (smu)
Papier · 206 pp. · 21 x 15 cm · 1381 und 15. Jahrhundert
Homiletisch-theologische Sammelhandschrift
Die Papierhandschrift überliefert zunächst eine Serie an Predigtentwürfen, die in einem Kolophon (p. 80) auf 1381 datiert wird. Von derselben Hand wie vorhin stammen eine teilweise Abschrift des Liber scintillarum des Defensor von Ligugé (p. 80-96), Wunder (p. 96-108) und ein Index (108-110). Eine andere Hand schrieb das vierte Buch von Augustins De doctrina christiana (p. 113-162), das mit vielen Glossen versehen wurde. Es folgen, möglicherweise von der Hand des vaganten Mönchs Gallus Kemli († 1481), die Auslegungen über die Vorfahren Christi des Aileranus Sapiens (p. 163-168) sowie Auszüge von theologischen Texten, darunter der Mammotrectus des Franziskaners Johannes Marchesinus. (rou)