Die Stiftsbibliothek St. Gallen ist eine der ältesten Klosterbibliotheken der Welt und der wichtigste Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Stiftsbezirk St. Gallen. Ihr wertvoller Bestand zeigt die Entwicklung der europäischen Kultur und dokumentiert die kulturelle Leistung des Klosters St. Gallen vom 7. Jahrhundert bis zur Aufhebung der Abtei im Jahr 1805. Das Herzstück der Bibliothek bilden die Handschriftensammlung mit ihrem herausragenden Korpus karolingisch-ottonischer Manuskripte (8. bis 11. Jahrhundert), eine bedeutende Sammlung von Inkunabeln und ein gewachsener Bestand an Druckwerken vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Das Projekt e-codices wurde von der Stiftsbibliothek St. Gallen mtbegründet. Mit dem berühmten Barocksaal, in dem Wechselausstellungen gezeigt werden, gehört die Stiftsbibliothek St. Gallen zu den bestbesuchten Museen der Schweiz.
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 613
Pergament · 376 pp. · 28 x 19 cm · St. Gallen · 1526
Codex Gaisbergianus
Die nach ihrem Auftraggeber, Abt Franz Gaisberg (Abt 1504-1529), benannte Handschrift enthält verschiedene historiographische und hagiographische Texte: eine Geschichte der Äbte von St. Gallen mit Wappen, Epitaphien St. Galler Äbte und Mönche, die St. Galler Klostergeschichte (Casus sancti Galli) für die Jahre 1200-1232 des Konrad von Fabaria, die anonyme Vita des Notker Balbulus († 912) nebst einer Abschrift der Akten seines Seligsprechungsprozesses von 1513 sowie die Legenden der Heiligen Constantius, Minias und Rochus. Der Codex wurde vom St. Galler Münsterorganisten und Kalligraphen Fridolin Sicher (1490-1546) geschrieben. (sno)
Pergament · 338 pp. · 22.5 x 16-16.5 cm · St. Gallen (tw.) · 9.-12. Jahrhundert
Predigten der Kirchenväter · Casus Sancti Galli, (Ratpert) · Pseudo-Remedische Canones · Ordines Romani · Bernold von Konstanz, Micrologus
Sammelhandschrift aus dem Kloster St. Gallen mit der ältesten erhaltenen Fassung der Casus sancti Galli des Mönchs Ratpert in einer Abschrift der Zeit um 900. Weitere grössere Texte, geschrieben zwischen dem 9. und dem 13. Jahrhundert, enthalten Predigten von Kirchenvätern, ein Verzeichnis der Äbte von St. Gallen vom 7. bis 13. Jahrhundert, Hymnen, Exzerpte aus der Pseudo-Remedischen Collectio Canonum sowie den Micrologus des Bernold von Konstanz. (smu)
Pergament · 360 pp. · 16 x 10.5 cm · St. Gallen · 12.-13. Jahrhundert
Abschriften der Casus sancti Galli von Ratpert, Ekkehart IV. und der anonymen Fortsetzer
Älteste erhaltene Abschrift der Klosterchronik Casus sancti Galli des St. Galler Mönchs Ekkehart IV. (um 980 - um 1060), enthält auch Abschriften der Casus sancti Galli des Mönchs Ratpert, sowie die Leithandschrift der anonymen Fortsetzer der Klostergeschichte (Continuatio Casuum Sancti Galli) (smu)
Pergament · 224 pp. · 14.5 x 11 cm · 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts
Martin von Troppau (Martinus Polonus), Chronik der Päpste; Predigten zu Heiligenfesten; Martin von Troppau, Kaiserchronik (Auszüge)
Die Handschrift enthält auf p. 3–95 die Chronik der Päpste des Martin von Troppau († nach 1278). Die Chronik geht bis zu Bonifaz VIII., von späterer Hand sind am Schluss die Namen der fünf nachfolgenden Päpste ergänzt. Es folgen Predigten zu Heiligenfesten (p. 96–206) und dann auf p. 207–224 Auszüge aus der Kaiserchronik des Martin von Troppau, mit einer anonymen Fortsetzung bis zu Heinrich IX. [VII.] (1313). Vorgebunden ist das Fragment eines aszetischen Traktats aus dem 14. Jahrhundert (p. 1a–2b). Der Buchschmuck beschränkt sich auf einfaches Fleuronnée (p. 105, 107, 184). (sno)
Papier · 897 pp. · 31 x 22 cm · Süddeutschland (?) · 1471
Konrad von Würzburg, Trojanischer Krieg
Der Codex enthält den Trojanerkrieg von Konrad von Würzburg, ein gewaltiges und unvollendet gebliebenes Alterswerk des deutschen Lyrikers und Epikers, der 1287 vor der Fertigstellung starb. Der Verfasser erzählt in Versen die Geschichte des Trojanischen Krieges in einer breiten Anlage aus historiographischer Erzählung, Voraus- und Rückverweisen sowie enzyklopädischen Exkursen. Am Anfang defekt und später mit einem eingelegten Blatt ergänzt, erstreckt sich das Werk von p. 4 bis p. 893. Auf pp. 895-897 folgt das Fragment einer anonymen Prosanacherzählung von Konrads Trojanerkrieg. Der Text von Konrads Trojaroman ist von einem Schreiber geschrieben. Er ist vermutlich identisch mit dem Rubrikator, von dem die roten Lombarden, die schwarzen gotischen Initialen und die verzierten Versalien an den Spaltenanfängen stammen und der auf p. 893 das Datum 1471 hinsetzte. Das Prosafragment stammt von einer späteren Hand. Der Entstehungsort der Handschrift ist nicht bekannt. Der Codex wurde 1739 auf der Haldenburg, einem St. Galler Lehen im Allgäu, aufgefunden und gelangte dann in die Stiftsbibliothek, worauf ein Vermerk auf p. 894 hinweist. (nie)
Pergament · 3-331 pp. · 37/38 x 25/26 cm · St. Gallen (?) · 13. Jahrhundert
Aus Notkers I. und Ados Martyrologium ∙ Petrus Comestor, Historia Scholastica ∙ Canones apostolorum et conciliorum ∙ Ivo von Chartres, Panormia ∙ Paulus Diaconus, Geschichte der Langobarden ∙ Robertus Monachus (Robert von Reims), Die Eroberung Jerusalems ∙ Exzerpte aus der Chronik der Päpste und Kaiser des Martin von Troppau
Sammelhandschrift des 13. Jahrhunderts mit 8 Teilen: 1) Exzerpte aus den Martyrologien des St. Galler Mönchs Notker Balbulus und des Ado von Vienne (S. 3-10), 2) Abschrift der Historia Scholastica des Petrus Comestor bis etwa zur Hälfte (S. 11-234), 3) Canones apostolorum et conciliorum prolati per Clementem papam als kleinerformatiges Heft von anderer Hand (S. 235-252), 4) Exzerpte aus dem Werk Panormia des Ivo von Chartres (S. 246b-252b), 5) Historia Langobardorum des Petrus Diaconus mit Annex des Andrea Bergamensis (S. 253a-272b), 6) Historia Hierosolymitanades Robertus Monachus Remigiensis (S. 273a-313a), 7) Anhänge zur Reichsgeschichte, zum Schisma der Kirche von Utrecht und über den Tod von Konrad III. (S. 313), 8) Auszüge aus der Chronica pontificum et imperatorum, ab Hadriano usque ad Constantinum des Martin von Troppau (Martinus Polonus; S. 314-330). (dor)
Pergament · 356 pp. · 34.5 x 26 cm · St. Gallen · vor 883 / 9. Jahrhundert
Historiarum adversum paganos libri VII
St. Galler Abschrift aus dem 9. Jahrhundert des Werks von Paulus Orosius, Geschichte der Welt von Adam bis zum Jahr 417, mit einer Vielzahl von Glossierungen (darunter auch Kartenzeichnungen) durch den Mönch Ekkehart IV. im 11. Jahrhundert (smu)
Pergament · IV + 517 pp. · 28.5 x 23 cm · Lisieux (?) · 9. Jahrhundert
Frechulf von Lisieux, Weltchronik
Die karolingische Weltgeschichte des Bischofs Frechulf von Lisieux in der ältesten erhaltenen Abschrift, verfasst um 825/830. Geschrieben im Skriptorium von Lisieux, aber schon um 850/860 ins Kloster St. Gallen gelangt. (smu)
Pergament · A-D + 212 + W-Z pp. · 30 x 21.5/22 cm · St. Gallen (?) · 9. Jahrhundert
Pompeius Trogus / Justinus Junianus, Historia
Abschrift der Auszüge des Junianus Justinus aus der verlorenen Weltgeschichte (Historiae Philippicae) des römischen Historikers Pompeius Trogus, geschrieben im 9. Jahrhundert vermutlich im Kloster St. Gallen. Am Ende des Textes der berühmte althochdeutsche St. Galler Schreibervers: Chumo kiscreib filo chumor kipeit. (smu)
Pergament · 340 pp. · 25 x 19.5 cm · Dürnstein · 1454
Alexanderroman
Abschrift des Alexanderromans des Arztes, Übersetzers und Dichters Johannes Hartlieb (1468) aus München. Es ist dies das Exemplar für Herzog Albrecht III. von Bayern (1451-1460) und dessen Gemahlin Anna von Braunschweig, das Hartlieb durch den Kalligraphen Johannes Frauendorfer aus Thierenstein im Jahre 1454 in einer professionellen Bastarda-Schrift erstellen liess. Illustriert mit 45 sechs- bis dreizehnzeiligen Deckfarbeninitialen, möglicherweise von der Hand des bayerischen Miniaturmalers Hans Rot, mit einer Vielzahl von einfach oder verschlungen geführten Ranken mit Akanthusblättern, in denen sich die verschiedensten Tiere tummeln und in denen man auch viele hiesige Blumen erkennen kann. Der Alexanderroman war bis 1500 einer der erfolgreichsten Prosaromane in deutscher Sprache. (smu)
Pergament · II + 255 pp. · 37/37.5 x 27.5 cm · St. Gallen (?) · 9. Jahrhundert
Flavius Josephus, Bellum Judaicum, 1. VII
Abschrift des Werks Bellum Judaicum (Der Jüdische Krieg) des jüdischen Schriftstellers Flavius Josephus (1. Jht. n.Chr.), geschrieben im 9. Jahrhundert vermutlich nicht im Kloster St. Gallen von acht verschiedenen Schreiberhänden. (smu)
Papier · A-B + 940 + Y-Z pp. · 33 x 23 cm · möglicherweise Nordbayern · zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts
Gekürzte Fassung der Platterberger/Truchseß’schen Weltchronik; Jean de Mandeville, Reise nach Indien
Der grösste Teil dieser voluminösen Handschrift besteht aus einer gekürzten Fassung der 1459 abgeschlossenen Platterberger/Truchseß’schen Weltchronik (p. 3−796), die in der älteren Literatur auch als „St. Galler Weltchronik“ bezeichnet wird. Innerhalb dieser Chronik finden sich auch der sogenannte St. Galler Cato (p. 259−260; Disticha Catonis; Von Catho dem weysen und seinen spruchen), eine deutsche Teilübersetzung des Werks De officiis von Marcus Tullius Cicero (p. 263−265) sowie weitere Zitate aus anderen Werken Ciceros (p. 265−271). Es folgen eine deutschsprachige Fassung des von Meister Wichwolt verfassten fiktiven Briefwechsels zwischen Alexander dem Grossen und Dindimus, dem König der Brahmanen (p. 809−815; Cronica Allexandri des grossen konigs), die deutschsprachige Fassung der Dreikönigslegende (Historia trium regum) des Johannes von Hildesheim (p. 816−854) und der Bericht der Reise nach Indien des Jean de Mandeville in der deutschen Übertragung des Otto von Diemeringen (p. 854−917). Am Ende (p. 918−940) enthält der Band in unvollständiger Überlieferung das Reisebuch des in osmanische Gefangenschaft geratenen Johannes Schiltberger (1380 – nach 1427) aus Bayern. Als Buchschmuck wurden zahlreiche rote und blaue Lombarden verwendet. Der Band befand sich 1570 im Besitz des Luzius Rinck von Baldenstein (p. 940), des Schwagers von Fürstabt Diethelm Blarer (1530−1564) von St. Gallen, und wurde spätestens im 17. Jahrhundert in den Bücherbestand der Klosterbibliothek von St. Gallen integriert (p. 3: Liber Monasterii S. Galli). (smu)
Pergament · A-D + 130 + W-Z pp. · 23 x 16 cm · St. Gallen? · erste Hälfte des 13. Jahrhunderts
Galfredus Monumetensis, Historia Regum Britannie
Die Handschrift enthält die Historia Regum Britannie des Geoffrey of Monmouth (um 1100-1154) (S. 3-121, Incipit Prologus in brittannicam hystoriam); Auszüge aus den Collectanea rerum memorabilium des Solinus (S. 122-128) und die Epistola presbiteri Johannis, den sogenannten Priester-Johannes-Brief (S. 128-130), alles lateinisch. Der Band ist im Bibliothekskatalog von 1461 nachgewiesen. (dor)
Pergament · 243 pp. · 23 x 14/14.5 cm · Norditalien · um 800
Paulus Diaconus, Historia Longobardorum
Textgeschichtlich bedeutende Abschrift der Historia Longobardorum (Geschichte der Langobarden) des in Montecassino wirkenden langobardischen Mönchs und Schriftstellers Paulus Diaconus († 797/799), geschrieben um 800 von zahlreichen Händen in Norditalien, möglicherweise in Verona. Der Band befand sich bereits im 9. Jahrhundert im Kloster St. Gallen. (smu)
Pergament · A, B + 208 pp. · 14.5/15 x 11/12 cm · 11. Jahrhundert
Sallust, Coniuratio Catilinae und Bellum Jugurthinum
Die vermutlich nicht in St. Gallen geschriebene Handschrift enthält zwei Werke des antiken Autors Sallust (Gaius Sallustius Crispus): S. 1-95Coniuratio Catilinae, (Geschichte der Catilinarischen Verschwörung); S. 95-206Bellum Jugurthinum (Geschichte des Jugurthinischen Kriegs). Der Codex ist von mehreren Händen geschrieben; einige Kapitel kommen mehrfach vor, so Coniuratio Catilinae, Kap. 46-52 (S. 195-206). (sno)
Pergament · 667 pp. · 15.5 x 11 cm · 13./14. Jahrhundert
Summa de donis: Exempel über Laster und Tugenden
Der umfangreiche Band wurde an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert von einer Hand in etwas wechselndem Duktus geschrieben. Er enthält eine thematisch geordnete Zusammenstellung von kurzen Exempeln und Betrachtungen zu Tugenden und Lastern (p. 3–658), die möglicherweise Etienne de Bourbon oder Humbertus de Romanis entnommen sind. Diese Summe wird über ein von einer späteren Hand erstelltes Register erschlossen (p. 659–661), welche auch eine Blattzählung ergänzt. Die Handschrift ist durchgängig rubriziert und enthält zweizeilige rote und blaue Lombarden. Auf dem vorderen Vorsatzblatt findet sich ein Urkundenfragment von 1295. Der mit rotem Leder bezogene Einband hat noch Reste einer nachmittelalterlichen Schliesse. (mat)
Papier · 242 pp. · 30 x 22 cm · 16. Jahrhundert / 15. Jahrhundert
Sammelhandschrift
Sammelhandschrift mit einer mit einfachen Federzeichnungen geschmückten Abschrift der Fabelsammlung Der Edelstein des Ulrich Boner, mit den einzig hier überlieferten Schwankerzählungen des so genannten Schweizer Anonymus sowie chronikalischen Notizen zur Geschichte von Zürich und Glarus (smu)
Papier · 501 pp. · 31 x 21.5/22 cm · Rorschach · 1476
Hans Fründ, Chronik des Alten Zürichkriegs
Der aus Luzern gebürtige Schwyzer Landschreiber Hans Fründ († 1469) verfasste um 1447 eine Chronik des Alten Zürichkriegs. Diese sorgfältig geschriebene und mit den Fahnen der eidgenössischen Orte illustrierte Abschrift wurde vom Rorschacher Kaplan und ehemaligen Schulmeister in Schwyz, Melchior Rupp, im Jahr 1476 angefertigt. Die Handschrift, auf deren letzten Seiten einige im Zusammenhang mit dem Alten Zürichkrieg stehende Urkunden und Dokumente aus den Jahren 1446 bis 1450 notiert wurden, gelangte in den Besitz des Glarner Gelehrten Aegidius Tschudi (1505-1572) und von dort im Jahr 1768 in die Klosterbibliothek von St. Gallen. (smu)
Papier · 654 pp. · 30-30.5 x 21 cm · 16. Jahrhundert
Sebastian Brant Lob Trajans · Ostschweizer Chronik (sog. Klingenberger Chronik) · Schlacht- und Schmählieder
Abschrift der um 1450 verfassten so genannten „Klingenberger Chronik“, geschrieben um 1520. Geschichte der Appenzeller Kriege (1401-1429) und des Alten Zürichkriegs (1440-1446) aus der Sicht des unterlegenen Ostschweizer Adels. Illustriert mit einigen kolorierten Federzeichnungen von Schlachtbildern sowie zahlreichen Wappenzeichnungen. Daneben enthält der Codex Urkundenabschriften, chronikalische Notizen, Lieder sowie ganz vorne ein unvollständig erhaltener Strassburger Druck aus dem Jahre 1520 von Sebastian Brant (1457/58-1521) mit Geschichten zu den römischen Kaisern Titus und Vespasian. Aus dem Besitz des Glarner Humanisten Aegidius Tschudi (1505-1572) 1768 in die Klosterbibliothek von St. Gallen gelangt. (smu)